SCHRAMBERG – Vor knapp zwei Monaten feierten die Macher des Bau-64-Projekts an der Geißhalde ein fröhliches Open-Weekend. Das alte Fabrikgebäude, das der Verein für einen symbolischen Euro erworben hatte ist fast komplett fertig umgebaut. Festreden, Musik am Abend, Tria-Lauf. Die Szene 64 kam hervorragend zur Geltung. Mehr als 2000 Gäste zählten die Macher. Das war Mitte September.
Nun zwei
Monate später muss der Vereinsvorsitzende Ulrich Bauknecht um einen Nachschlag
bitten – und das nicht zu knapp. In
einem Schreiben an die Stadt berichtet er, dass „sich bereits 2018 durch im Baugenehmigungsverfahren
nicht im ursprünglichen Konzept enthaltene und nicht im Voraus erkennbare
Maßnahmen eine Finanzierungslücke in Höhe von 220.000 Euro aufgetan“ habe: “Die
finanzielle Lage des Vereins hat sich dadurch nochmal deutlich verschärft.“
Mehr Besucher – strengere Auflagen
Das Hauptproblem sei, so Bauknecht, dass das Haus nicht wie ursprünglich vorgesehen, nur für 200 Besucher zugelassen werde. Nach einer neuerdings gesetzlich vorgeschriebenen Quadratmeterzahlberechnung sei das Haus für 680 Personen zugelassen. Deshalb müssten zusätzliche Sanitärräume aber auch Rettungswege eingebaut werden.
Andererseits gebe dies „dem Haus einen vielfachen Nutzungs-Spielraum, durch den wir der enormen Nachfrage nach diesen Räumen entsprechen“. Bauknecht weist außerdem darauf hin, dass lediglich 70.000 Euro für „echte“ Mehrkosten von der Stadt gefordert würden, wenn man die Parkplätze mit 130.000 Kosten separat betrachte. Während der Umbauzeit war nämlich die Auflage gekommen, dass der Verein auch noch 80 Parkplätze ausweisen müsse.
In einer Vorlage
für den Verwaltungsausschuss des Gemeinderates schlägt die Verwaltung nun vor,
dem Verein diese 130.000 Euro als Zuschuss zu gewähren und als außerplanmäßige Ausgabe
zu verbuchen.
Zur
Begründung heißt es, die Szene 64 werde „zwischenzeitlich sehr gut durch
kulturelle Veranstaltungen, aber auch durch private Feiern und Firmenfeste
genutzt“.
Stadt hat 850.000 Euro bereits gezahlt
Die Stadt
habe den 2015 zugesagten Zuschuss in Höhe von 850.000 Euro bereits ausgezahlt. Architekt
Jürgen Bihlmaier hatte 2015 die Gesamtkosten auf knapp 950.000 Euro geschätzt .
Inzwischen sei man bei 1,1 Millionen Euro
angelangt. Der Verein habe derzeit ein Darlehen in Höhe von 90.000 Euro
aufgenommen, um den Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können.
„Die Mehrkosten entstanden durch die Bereitstellung der Stellplätze, die Anforderung einer zusätzlichen Fluchttreppe im zweiten Obergeschoss, die Brandmeldeanlage und die Einrichtung von Gastronomieküchen“, heißt es in der Vorlage dazu.
Weil die
Kosten für den Parkplatz in der damaligen Kostenschätzung nicht enthalten
waren, schlägt die Verwaltung vor, dem Verein „Szene 64“ letztmals einen
weiteren Zuschuss in Höhe von 130.000 Euro zu gewähren. Dafür müsse der Verein ein
Betriebskonzepts erstellen.“Das Betriebskonzept muss insbesondere Aussagen über
Veranstaltungsarten, Nutzerkreis, Kooperationen, Auslastung, Mietkosten und Vergabekriterien enthalten.“
Heftige Diskussionen im Rat
Wenn der Verwaltungsausschuss am Donnerstag über den Antrag berät, werden einige altgediente Ratsmitglieder ungute Erinnerungen an eine denkwürdige Gemeinderatssitzung vor fast genau vier Jahren haben. Damals bat die Fraktion SPD/Buntspecht, einen Zuschussantrag zunächst nochmals im Verwaltungsausschuss zu beraten. Das wurde von allen anderen Fraktionen abgelehnt.
Der damalige Fraktionsvorsitzende von SPD/Buntspecht Hans Jörg Fahrner hatte moniert, beim Bau 64 sei „noch vieles in der Schwebe und das Vorhaben nicht vollständig ausdefiniert“. Er war mit dieser Aussage auf heftigen Widerspruch gestoßen.