„Bang-your-Head“-Verkauf ein Riesenerfolg

Großer Andrang in der H.A.U. in Schramberg

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Samstag kurz vor 13 Uhr auf dem H.A.U.-Gelände in Schramberg. Parkplatz-Suchverkehr wie unter der Woche am Morgen. Autofahrer mit Nummernschildern aus Balingen, Villingen-Schwenningen, Tuttlingen, aber auch aus FR, OG, ES, LU oder KA suchen ein Plätzchen. Die Leute kommen von weither, denn im Bau 22 laden Sabrina und René Jacoby zum Kauf von T-Shirts, Hoodies und anderen Relikten aus „Bang-your-Head“- und „Rock of Ages“-Zeiten ein.

Schramberg. Unter anderem etwa 6500 T-Shirts hatten sie aus dem Nachlass von Horst Franz gekauft. Der Festival-Gründer und Organisator Franz war im vergangenen Jahr im April gestorben (wir haben berichtet).

Die Schlange auf der Treppe wird länger und länger. Foto: him

Die Fans strömen. Punkt 13 Uhr öffnet sich die Tür zum kleinen Lagerraum und zum Vorraum vor dem Aufzug im fünften Obergeschoss des alten Fabrikgebäudes. Auf der Treppe stehen da schon sicher 50, 60 Leute. „Ich war früher gern auf den Festivals“, erzählt mir eine der Wartenden, „ich will mir jetzt T-Shirts von jedem der Festivals kaufen, bei denen ich war.“

Neben den T-Shirts finden sich auch alte Schallplatten und andere Erinnerungsstücke an die Festivals von Horst Franz. Foto: him

Eine große Familie

 Ihre Nachbarin in der Warteschlange war seit 2008 bei jedem Bang-your-Head-Festival. „Da sind viele Freundschaften entstanden, wir haben uns immer wieder getroffen.“ Die Festivals seien immer ein Highlight gewesen. „Wir haben gefestet, es gab keinen Stress.“ Wie in einer großen Familie habe sie sich gefühlt. Auch hier auf der Treppe hört man immer wieder: „Hallo, bisch du au da?“

Vor dem Aufstieg. Foto: him

Mancher Männerzopf ist inzwischen ergraut, die einst pechschwarzen Shirts schon etwas ausgebleicht. Einige müssen merklich schnaufen, wenn sie die fünf Stockwerke hochgekommen sind. Und dann heißt es erst einmal geduldig sein. Die Räume sind so klein, da können gleichzeitig höchstens 15 oder 20 Leute sich umsehen. Die ersten Fans kommen mit vollen Tüten die Treppe hinunter. Wieder geht es zwei Stufen hinauf. Aber von unten vom Parkplatz kommen immer noch mehr Kaufwillige.

Eine Unmenge an unverkauften Shirts und Hoodies warteten auf Kundschaft. Foto: him

Erinnerungen an gute Zeiten

Vor dem Gebäude treffe ich Rolf und Daniel. Die beiden sind aus Offenburg angefahren. „Ich hab‘ ein T-Shirt und ein Strandtuch gekauft“, freut sich Rolf. Sein Kumpel Daniel hat sich Hoodies besorgt, auch für „Kollegen, die früher mitgefahren sind“. Sie seien fast jedes Jahr in Balingen beim Bang-your-Head gewesen. „Ich hab‘ mir jetzt auch ein Shirt von 2020 gekauft, weil da hat’s ja nicht mehr stattgefunden.“ Coronabedingt. Er wollte genau dieses Shirt als Erinnerung. „Dann habe ich den Satz komplett.“

Ralf und Daniel aus Offenburg hatten ihren Spaß und volle Taschen. Foto: him

Eine gute Zeit hätten sie damals gehabt, weiß Rolf. „Schöne Abende, viel Alkohol, viel Musik, super Leute.“ Gerade auf dem Campingplatz sei das eine super community gewesen.

Gefragt, wie sie von dem Termin erfahren hätten, sagt Daniel, es sei ein Google-Vorschlag gewesen. Da sei der Artikel in der NRWZ aufgeploppt. Er zeigt mir die Geschichte auf dem Smartphone. „Und das habe ich dann in die Whatsapp-Gruppe gestellt.“ So hat sich die Geschichte weit über unsere eigentliches Gebiet hinaus verbreitet.

So hat sich unsere Geschichte verbreitet. Foto: him

Großer Andrang den ganzen Nachmittag

„Da haben Sie was angerichtet“, meint René Jacoby lachend zum NRWZ-Bericht über die anstehende Verkaufsaktion. „Wir sind fix und fertig.“ Er habe nicht gezählt, wie viele Leute gekommen sind, aber so zwei- bis dreihundert müssten es gewesen sein, schätzt er. Um 16.30 Uhr hätten sie dann Schluss gemacht.

Sabrina Jacoby an der Kasse. Foto: him

Die Fans hätten wirklich sehr viel gekauft: „Aber es wirkt nicht, als ob es leerer geworden ist“, wundert sich Jacoby. Von den Bang-your-Head-Fans ist er begeistert. „Das war wirklich wahnsinnig, die waren alle so geduldig und entspannt.“ Viele hätten sicher eine Stunde auf der Treppe warten müssen, bis sie endlich drangekommen sind.

Sabrina Jacoby hatte ja erzählt, sie hätten ihre Reisekasse geplündert, um den Nachlass bezahlen zu können. Gleichzeitig möchte sie je verkauftem Teil einen Euro an die Kinderkrebsnachsorgeklinik spenden. Was nun insgesamt rausgesprungen ist, steht noch nicht fest.

Foto: him

Eines aber ist sicher: Bang-your-Head-Macher Horst Franz hätte seine Freude gehabt an diesem Nachmittag mit treuen Fans.




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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