Schramberg (him) – Eine große Schar Freunde, Wegbegleiter, Fachleute und an den Schramberger Burgen Interessierte sind am späten Sonntagvormittag ins Schramberger Schloss geströmt. Sie wollten den Burgenpionieren und insbesondere Lothar Späth die Ehre erweisen. Und dies am 45. Internationalen Museumstag.
In der Sonderausstellung „Alte Funde in neuem Licht – Burgenarchäologie um Schramberg“ zeigt das Stadtmuseum erstmals in großem Umfang Funde aus den Grabungen der Burgpioniere in den 50er und 60er Jahren. Der Archäologe Moritz Seeburger hat diese Funde in den letzten beiden Jahren wissenschaftlich bearbeitet. Mit der Ausstellung wolle die Stadt insbesondere die Lebensleistung von Lothar Späth würdigen, versicherte Schrambergs Oberbürgermeisterin in ihrer Begrüßung.
Lothar Späth als Wegbereiter
Museumsleiter Carsten Kohlmann ging in seiner Einführung in die Ausstellung auf die mehr als sechs Jahrzehnten ein, in denen sich der heute über 80-Jährige Späth um die Geschichte der Schramberger Burgen gekümmert hat. Burgen, Schlösser und Ruinen seien heute beliebte Wander- und Ausflugsziele. Mit dem Burgenpfad, dem Audioguide oder dem Burgensommer habe die Stadt ihre Burgen wieder stärker in den Blickpunkt gerückt.
Die Burgpioniere um Späth, die zwischen 1957 und 1985 auf der Hohenschramberg gegraben hätten, hätten „eine der umfangreichsten und wertvollsten Sammlungen“ im Stadtmuseum geschaffen. Sie seien keine Archäologen gewesen. Deshalb könne man ihre Arbeit auch kritisch sehen. Aber Späth habe ihre Arbeit sehr gut dokumentiert. Er sei damit auch ein „Pionier der Archäologie des Mittelalters“.
Die von Gisela Lixfeld vor etwa 40 Jahren konzipierte Dauerausstellung zu den Burgenfunden im Stadtmuseum sei auch heute noch modern, so Kohlmann. Damals habe es aber nicht mehr Platz im Schloss gegeben, um die Funde ausführlicher zu zeigen.
Großes Potenzial
Kohlmann freute sich, dass eine neue Generation von Burgpionieren heranwachse. Junge Leute, die sich mit den Schramberger Burgen befassen wie die Restauratorin Johanna Pröbstle oder Ines Petri.
Seeburger habe als Kurator zwei Jahre an der Ausstellung gearbeitet und dabei interdisziplinär und intergenerationell gearbeitet, hob Kohlmann hervor. Die Gestaltung des Begleitbuchs hatte der Waldmössinger Grafikdesigner Gunar Link übernommen. Für die Fotos sorgte Rainer Langenbacher, der alle Burgruinen im Raum Schramberg dokumentiert habe. Das Buch und die Ausstellung zeigten „welches Potenzial wir haben“, so Kohlmann. Er könne sich gut vorstellen, eine Dauerausstellung etwa auf der Hohenschramberg einzurichten.
Freudentag für die Denkmalpflege
In einem spontanen Grußwort bezeichnete Bertram Jenisch vom Regierungspräsidium Freiburg die Ausstellungseröffnung als „Freudentag für die Landesdenkmalpflege“. Er wünsche dem Buch viele Leser und der Ausstellung viele Besucher.
Für den Museums- und Geschichtsverein dankte Arkas Förstner den Ausstellungsmacherinnen und -machern. Der internationale Museumstag sei auch „ein schöner Anlass, sich wieder persönlich zu treffen“. Das Thema Burgen und Schlösser sei auch heute aktuell, wie Videospiele und Filme zeigten. Der Verein habe die Ausstellung und die Buchveröffentlichung finanziell unterstützt.
Burg in 3D
Ines Petri, eine der von Kohlmann als „Burgpioniere 4.0“ bezeichneten jungen Kräfte, berichtete von ihrem Projekt. Die Schülerin hat das „Neue Haus“ des Rochus Merz aus der Zeit um 1550 als dreidimensionales Modell rekonstruiert. Dazu hatte sie Akten und Pläne studiert, die Hohenschramberg mit anderen Burgen und Schlössern aus jener Zeit verglichen und sich in ein Grafikprogramm eingefuchst.
Das Ergebnis ihrer Arbeit ist in der Ausstellung zu sehen. Petri wünscht sich, mehr Interesse bei den jüngeren Leuten für die Burgen und ihre Geschichte. Sie möchte daher ihre Begeisterung gerne weitergeben.
OB Eisenlohr überreichte allen Beteiligten das Buch zur Ausstellung, bevor Lothar Späth sich in einem Schlusswort bedankte: „Buch und Ausstellung ehren mich sehr.“ Er sei mit Moritz Seeburger nochmals auf der Burg herum geklettert, berichtete er und: „Ich danke für alles.“ Langer Beifall.
Info: Die Ausstellung ist dienstags bis samstags von 13 bis 17 Uhr zu sehen, Sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr. Das Stadtmuseum befindet sich im Schloss in Schramberg.
In einem umfangreichen Begleitprogramm mit Vorträgen und Führungen werden die Burgen in Schramberg in den nächsten Monaten thematisiert. Eine „Familienrallye für Kinder“ ergänzt die Schau. Belohnt werden die Kinder am Ende mit einem „Goldschatz“.