Schramberg. Freitagnachmittag, kurz vor 16 Uhr, gespannt warten auf der Rathaustreppe Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Presseleute und Personenschützer. Auch vom örtlichen Polizeirevier sind Beamte vor Ort.
Sie warten auf den Bundespräsidenten a.D. Christian Wulff, der sich im Rathaus ins „Goldene Buch“ der Stadt eintragen soll. Später wird er im Schloss einen Vortrag halten: „Demokratie in Gefahr?“
Badisch-württembergisches Missverständnis
Pünktlich auf die Minute rollt dann eine schwere Mercedes-Limousine vor. Oberbürgermeisterin Eisenlohr heißt ihn willkommen, auf der Rathaustreppe gibt’s ein bisschen Smalltalk über Schramberg, badisch oder schwäbisch? Schramberg selbst sei schwäbisch, habe aber einen badischen Ortsteil, erläutert Eisenlohr dem früheren Staatsoberhaupt.
Dann geht es die Treppe hinauf und dort begrüßen Wulff die Sängerinnen und Sänger der Chorgemeinschaft Frohsinn mit – passend zum Vortragsthema – dem Lied von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben „Die Gedanken sind frei…“ Claudia Habermann dirigiert anschließend das brasilianische Volkslied „Cancioneiro de Lampiao“. Wulff, der ehrenamtlicher Präsident des deutschen Chorverbands ist, freut sich über beide, lobt den badischen Freiheitswillen, die badische Revolution von 1848, den badischen Sängerbund und überhaupt die Badener…
Die versammelten Schwaben sind tolerant und zucken nicht mal mit den Wimpern. Im Foyer haben sich nämlich die CDU-Bundestagsabgeordnete Maria-Lena Weiss, die Landtagsabgeordneten Stefan Teufel und Daniel Karrais, die drei OB Stellvertreter Jürgen Winter, Tanja Witkowski und Udo Neudeck, sowie der CDU-Fraktionssprecher Thomas Brantner eingefunden.
Später nimmt OB Eisenlohr die „Schuld“ für den faux pas auf sich: Sie habe Wulff über den badischen Stadtteil Tennenbronn informiert und damit die Verwirrung ausgelöst, erklärt sie lachend.
Die Probe geht vor
Wulff bedankt sich bei den Sängerinnen und Sängern, lädt sie zum Chorfest nach Nürnberg 2025 ein und fragt, wie häufig sie denn probten. Zweimal die Woche montags und freitags. „Dann lassen Sie heute die Probe ausfallen“, fragt Wulff mit Blick auf seinen bevorstehenden Vortrag: Ein vielstimmiges „Neeee! bekommt er zur Antwort.
Dann geht es in den großen Sitzungssaal, Wulff plaudert mit den Kommunal- Landes- und Bundespolitikerinnen und Politiker über Denkmalschutz, seine Erfahrungen als Politiker und greift schließlich zu einem bereitliegenden Füllhalter aus Tennenbronner Produktion.
Im Foyer stärken sich anschließend die Sängerinnen, das frühere Staatsoberhaupt, Personenschützer, Politikerinnenund Politiker und Verwaltungsleute an Fingerfood und Sekt oder Orangensaft, bevor es dann zu Fuß durch die Stadt zum Schloss geht. Dort erwarten etwa 80 Besucherinnen und Besucher Christian Wulff bereits.
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