ROTTWEIL. Der Gewerbe- und Handelsverein (GHV) hat einen verkaufsoffenen Sonntag im Juli beantragt. Zusätzlich zum regulären, der im Oktober stattfinden soll. Der Anlass für den GHV: die Konzertreihe „Sommersprossen“ auf dem Hauser-Gelände auf der Saline. Die Kirchen stellen sich unisono gegen das Vorhaben, kommende Woche soll der Gemeinderat entscheiden.
Der Vorstand des Rottweiler GHV hat beantragt, am Sonntag, 10. Juli 2022, von 13 bis 18 Uhr in der Rottweiler Innenstadt einen zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntag festzulegen. Der Anlass: das internationale „Rottweil Musikfestival Sommersprossen“. Das findet vom 1. bis 10. Juli in der Werkstatthalle auf dem Gelände der Kunststiftung Hauser stattfinden wird. Dort werden international bekannte und erfahrene Instrumentalisten und junge Nachwuchsmusiker erwartet, „Barockklänge und Zeitgenössisches, Klassik und Stil-Experimente werden geboten“, kündigt die Stadtverwaltung an. „Das Rottweiler Klassikfestival, das als ‚Musiktage‘ begann und zeitlich seit etlichen Jahren unter dem heiteren Titel ‚Sommersprossen‘ firmiert, überzeugt seit Jahrzehnten mit spannungsreichen Programmen und Spielfreude auf höchstem Niveau“, heißt es seitens der Stadtverwaltung. 2017 konnte das Rottweil Musikfestival sein
50-jähriges Bestehen feiern.
Der GHV möchte offenbar ein wenig an diesen Erfolg dranhängen. Mit einem verkaufsoffenen Sonntag zum Festivalende. Gemäß Paragraf 8 des Ladenöffnungsgesetzes dürfen Verkaufsstellen aus Anlass von örtlichen Festen, Märkten, Messen oder ähnlichen Veranstaltungen an jährlich höchstens drei Sonn- und Feiertagen geöffnet sein. Diese Tage müssen durch die zuständige Behörde festgesetzt werden, gibt die Stadtverwaltung vor. Der reguläre verkaufsoffene Sonntag findet laut Satzung der Stadt Rottweil immer am 3. Sonntag im Oktober statt.
Es gibt Gegenwind. So sind die Kirchen zum geplanten zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntag angehört worden. Die beiden Kichen, die katholische und die evangelische, haben geantwortet. In dem von Stadtpfarrerin Gabriele Waldbaur und Stadtpfarrer Timo Weber unterzeichneten Schreiben heißt es:
Kirchlicherseits können wir einen verkaufsoffenen Sonntag nicht gutheißen. Der Sonntag ist ein wichtiger Ruhetag im Ablauf der Woche. Er soll der Entspannung dienen und zur Erholung da sein. An diesem Tag soll der Alltag durchbrochen werden. In unserer heutigen Zeit gibt es immer weniger Zeit, die eine Familie gemeinsam verbringen und gemeinsam füllen kann. Umso wichtiger ist es, dass dann feste Zeiten, an denen das möglich ist – wie eben der Sonntag – auch eingehalten werden und nicht wieder einzelne Familienmitglieder durch Verpflichtungen herausgerissen werden.
Die Entscheidung darüber liegt nun beim Gemeinderat der Stadt Rottweil. Die Sitzung, auf deren Tagesordnung der Punkt auftaucht, beginnt am kommenden Mittwoch um 17 Uhr in der Mehrzeckhalle Göllsdorf.
Nur wenn mir der GHV und seine Mitglieder nachweislich versichern, dass die beteiligten Mitarbeitenden für jede Arbeitsstunde am Sonntag 150% Aufschlag (aber nicht das Aufzeichnen vergessen, oder das Einräumen/Vorbereiten unterschlagen), oder aber wahlweise an mindestens zwei Samstagen dafür frei bekommen, werde ich über einen Besuch dieser Veranstaltung nachdenken. Alles Andere versetzt mich nicht in Kauflaune.