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Zoff aus dem Off: Ex-„Steinwolke“-Mitglied droht mit Klage – Band reagiert entspannt

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Missklänge vor dem großen Konzert am kommenden Sonntag in ihrer Heimatstadt Rottweil, zu dem eine neue Single angekündigt ist: Die Band „Steinwolke“ wird von einem ehemaligen Mitglied des Betrugs bezichtigt. Es geht um den einen ganz großen Hit, den man mit der Gruppe verbindet: „Katharine, Katharine“. Die Band gibt sich angesichts der Vorwürfe entspannt. Und möchte den Fokus auf das anstehende Konzert richten.

„Katharine, Katharine“: Bruder „bewegt nur die Lippen“

Rottweil – Er spricht von einem „Megaskandal der deutschen Musikgeschichte“. Eine Story, die „wesentlich schlimmer als Milli Vanilli“ sei. Die flogen bekanntlich 1990 auf, als öffentlich wurde, dass sie keines ihrer Lieder selbst gesungen, dass sie nur so getan hatten. So ähnlich soll es auch bei „Steinwolke“ zugegangen sein, bei ihrem Mega-Hit „Katharine, Katharine“ von 1983. Den reklamiert Clemens Maria Haas für sich – er sei Komponist und Texter. Das stimmt, er wird als solcher geführt. Er sei aber auch der wirkliche Sänger, sagt er. Das Problem, wie er es schildert: Sein Bruder Konrad Haas habe etwa im TV den Sänger mimen müssen. Und das „zu meinem Original-Gesang“. Konrad Haas habe also nur die Lippen zur Stimmaufnahme seines Bruders bewegt.

In einem Fernsehmitschnitt ist Konrad Haas als Sänger und Saxofonist am Mikro zu sehen. Clemens Haas spielt die Gitarre, singt nur den Refrain „Katharine, Katharine“ mit. Clemens Haas dazu heute: „Hier tut mein älterer Bruder so, als hätte er das Lied gesungen – eine Sache, die eigentlich ziemlich abwegig ist, da er gleichzeitig im Refrain während des Gesangs das Saxofon gespielt hat.“ Zu sehen und zu hören ist das hier:

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Nachgefragt bei „Steinwolke“: Vorfreude auf Konzert in der Heimatstadt überwiegt

Dann verließ Clemens Haas die Band. Auch sein Bruder Andreas Haas stieg aus. Dieser ist heute wieder Mitglied der Gruppe, spielt den Bass und singt. Außerdem steht er uns Rede und Antwort. Und er möchte gerne, „dass vor dem Konzert der Fokus auf das Konzert gerichtet wird.“ Denn zunächst einmal sei es doch „eine ganz besondere Ehre und Herausforderung, dass wir am Sonntag in Rottweil, unserer Heimatstadt, spielen dürfen und das im Rahmen des Jazzfests“, schreibt Haas der NRWZ. Und hält fest: „Wir freuen uns auch ganz besonders darauf, in Rottweil zu spielen.“

Mitte der 1970-er Jahre ist die Band „Steinwolke“ dort, in der Kleinstadt am Neckar, gegründet worden – als fast reiner Familienbetrieb. Die Gründungsmitglieder sind die Gebrüder Clemens, Konrad und Andreas samt dem Adoptivsohn der Haas-Familie, Dominic Dias sowie dem Nicht-Familienmitglied Uli Schmid am Piano. Zunächst erspielte sich die Band ihr Publikum mit Folk-Rock-Songs, 1983 erschien die erste rein deutschsprachige LP mit dem Hit „Katharine, Katharine“. 18 Wochen war er damals in den Charts, ist bis heute junggeblieben.

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Das Video zum Song. Auch hier singt Klemens Haas.

„Katharine, Katharine“ mit und ohne Cle

Der Gitarrist und Sänger Clemens Haas hat nach seinem Ausstieg unter dem Namen Cle eine Solokarriere begonnen. Er spielt Konzerte auch in Deutschland, unter anderem mit Nena, Yvonne Catterfeld, Marius Müller-Westernhagen, Ulrich Tukur und dem Big-Band-Orchester The Hoagies.

Cle bekommt im vergangenen Februar wieder einmal die neuen Streaming-Zahlen. „Katharine entwickelt sich zu einem weltweiten Mega-Erfolg, verbreitet in über 160 Ländern, in verschiedenen Versionen für mittlerweile vier Generationen als Stream, Download, auf CD, auf Vinyl, in unendlichen Videos und auf jeder Party“, stellt Haas auf seinem Facebookaccount fest. „Allein meine neue Version auf Spotify hat schon 2,5 Millionen, die gerade veröffentlichte Version auf dem Ikke Hüftgold-Label hat auch schon 160.000, dann ist das Lied in SWR 1, BR 1, NDR, WDR 4, Schwarzwaldradio und im MDR auf Rotation. Ich bin darüber sehr dankbar.“ Aktuell überprüfen lassen sich die genannten Zahlen nicht, der Song ist von Clemens Maria Haas offenbar mehrfach veröffentlicht worden. Die der Band „Steinwolke“ zugeordnete Ur-Version des Hits kommt dieser Tage auf 5,5 Millionen Abrufe bei Spotify.

Damit ist klar: Der Song, in dem die Dame namens Katharine in einer Luxuslimousine mitfahren soll, bestimmt Clemens Haas‘ Leben mit. Der Rest der Band hat dem Vernehmen nach damit abgeschlossen. Immerhin habe der Song „inzwischen auch schon 40 Jahre auf dem Buckel“, erinnert Andreas Haas im Austausch mit der NRWZ. Aus Sicht von „Steinwolke“ ein Sound von gestern, den sie bei aktuellen Konzerten nicht spielen – laut seinem Komponisten, weil er es ihnen 2014 „offiziell untersagt“ habe, wie Clemens Haas erklärt. Und doch: In Rottweil haben sie ihn gespielt. Ganz ungeachtet des Streits.

Andreas Haas gibt sich sehr entspannt zu den Vorwürfen seines Bruders. So glaube die Band nicht, dass die Antworten auf die von Clemens Haas aufgeworfenen Fragen „für ein breiteres Publikum interessant sein könnten“. Trotzdem so viel: „Cles Weltsicht ist eine erkennbar andere als die der Band. Wir bedauern sehr, dass er sich benachteiligt fühlt, auch wenn seine Sicht wenig mit der Realität zu tun hat.“ Es handele sich meist um Unterstellungen, die keiner rechtlichen Prüfung standhalten würden. „Trotzdem werden wir die rechtliche Auseinandersetzung mit unserem Bruder ganz sicher nicht suchen“, schließt Andreas Haas die Stellungnahme zu den Vorwürfen. Es wäre allerdings nicht die erste Band, in der sich die Mitglieder nach Jahren der engen Zusammenarbeit mit Unterlassungserklärungen überziehen.

Jahrzehntelanger Bock auf Rock

Dem Bassisten – der im Bauamt in Rottweil, dann Hochbauamtsleiter in Tübingen war, der sich zuletzt als Bürgermeister in seiner Heimatstadt beworben hatte und dem das Losglück nicht hold war – ist etwas anderes wichtig: „Seit der Gründung unserer Band – im Ernst vor 45 Jahren! – geht es uns um die Freude am gemeinsam musizieren. Nach einer Unterbrechung, in der jeder eigene Projekte realisiert hat und ich ja bekanntermaßen auch einer musikfernen Tätigkeit nachgegangen bin, hat uns diese musikalische Kraft wieder zusammengeführt“, schreibt er.

Sie hätten halt „Bock auf Rock“, so „Steinwolke“ in einer Eigendarstellung. Und zwar handgemacht. „Pur in der Musik, mit richtig viel Spielfreude. Authentisch in den Texten, mit Haltung. Große, starke und kleine, zarte Gefühle. Unverwechselbar. Spezielle Chemie“, wie sie erklären.

Nun stehen sie vor ihrem Comeback. Für Rottweil heißt das laut Andreas Haas: „Natürlich spielen wir Stücke aus allen Schaffensperioden, von soft bis hart, von kraftvoll bis verhalten. Das Publik darf sich auf zwei abwechslungsreiche Stunden und auch inhaltlich auf Einblicke in unsere inzwischen gereifte Gedankenwelt freuen.“

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Aktuelles Plattencover von „Steinwolle“.

„Glück aus Glas“

Apropos gereifte Gedankenwelt: Wer wie die in Würde ergrauten Herren auf jahrzehntelange Lebenserfahrung zurückblickt, der weiß, dass „Glück aus Glas“ sein kann. So jedenfalls heißt der neue Titel, der zum Comeback-Konzert auf dem Jazzfest Rottweil in der Alten Stallhalle am 5. Mai 2024 erscheinen wird und Teil eines gleichnamigen Albums ist, das zum Release-Konzert im „Pavillon“, Hannover, für den 19. September 2024 angekündigt ist.

Andreas Haas über die aktuelle Phase der Band: „Unser Lieblingsthema ist und bleibt die Liebe, zu Freunden, zu Frauen, zu Menschen und dem Leben in allen seinen Facetten. Auch schwierige Themen wie das Schicksal von Flüchtlingen und der Klimawandel spielen eine Rolle. Unsere eigene Geschichte wie Dominiks Flucht aus Uganda und andere biografische Erlebnisse sind für eine Band mit dieser abwechslungsreichen Geschichte natürlich Thema.“

Außerdem sei „für uns ganz wichtig“: Obwohl Konrad Haas (nun) der Leadsänger ist, komme sein Bruder Dominik genauso als Sänger zum Einsatz. „Wir alle verstehen die Band als gemeinsame Sache, in der jeder zur Geltung kommt.“

„Wie man die Gitarre von Katharine spielt und gleichzeitig singt, ohne durcheinanderzukommen.“

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Clemens Maria „Cle“ Haas. Foto: Haas

Nur eben nicht mehr Clemens Maria Haas, schon jahrzehntelang nicht mehr. Dass er jetzt aus dem Off für etwas Zoff sorgt, hat einen Grund. Von einem Radiojournalisten im Vorfeld des Revival-Konzerts in Rottweil angeschrieben, bricht der Frust aus dem Musiker heraus. „Mit Steinwolke habe ich nichts mehr zu tun“, schreibt er in einer Mail, die der NRWZ vorliegt, und erzählt von einer „toxischen Familienkonstellation mit zwei älteren Brüdern“, die sich auch mal auf einer Bühne über seinen Song „Katharine“ lustig gemacht hätten. Und jetzt gebe es, nach so vielen Jahren, eben keinen anderen Weg, „als rechtliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.“ Er spreche „die Dinge mittlerweile ganz offen so aus, wie sie sind, jeder darf sie erfahren.“

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Aktuelles Plattencover von CME. Foto: Telamo

Unterdessen scheint es Clemens Haas in seiner Wahlheimat Italien aber gutzugehen. Er kümmert sich um Partyhits, hat im vergangenen Jahr eine Platte herausgebracht. Und aktuelle Bilder zeigen ihn nach eigenen Angaben bei einem Fotoshooting in den Marmor-Steinbrüchen in Carrara. Und: Er erklärt – von einem Fan offenbar darum gebeten – in einem kleinen Video, „wie man die Gitarre von Katharine spielt und gleichzeitig singt, ohne durcheinanderzukommen.“

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