Eine große Adresse in einem noch größeren Gebäude steht in Rottweil zum Verkauf: die „Hochbrücke“. Das als „zeitlose Eleganz“ beworbene Objekt eingangs der historischen Innenstadt gibt es derzeit für schlappe 1,2 Millionen Euro.
(Rottweil). „Zeitlose Eleganz: Die Hochbrücke Rottweil – Historisches Mehrfamilienhaus im Herzen der Stadt“ | Mehrfamilienhaus Rottweil“. Das ist der Titel einer aktuellen Immobilienanzeige online.
Für 1.200.000 Euro Kaufpreis erhalte man 875 Quadratmeter Wohnfläche in 15 Zimmern auf einem etwas größeren Grund von 829 Quadratmetern – die Grundfläche des Hauses selbst plus ein rückwärtiger Hof und ein lauschiger Biergarten. Im Erdgeschoss liegt bekanntlich das „Ristorante und Steakhaus Hochbrücke“ mit Wirt Giovanni Detta. Dieses schließt nicht – dass es jetzt geschlossen hat, liegt an der Urlaubszeit. Die wird für das Restaurant am 12. November enden.
Das Gebäude selbst ist alt und im besten Sinne historisch. Unter „rottweil.net„, der Fotosammlung des Vereins „Rottweiler Bilder“, findet sich eine gute Zusammenfassung der Geschichte der „Hochbrücktorstraße 32“:
Auf der Pürschgerichtskarte von 1564 erkennt man an der Stelle des heutigen Gebäudes Hochbrücktorstraße 32 noch drei einzelne Häuser mit der in Rottweil üblichen Frontbreite von sieben bis acht Metern. Die Zisterzienserinnen von Rottenmünster erwarben seit 1350 bis 1452 Stück für Stück Besitzanteile an diesen drei Häusern und richteten hier eine Schaffnei zur Verwaltung des Klosterbesitzes ein. Häufig flüchtete die Reichsäbtissin und ihr Konvent in Kriegszeiten in ihre Schaffnei, die vor dem Feind mehr Schutz bot als das Kloster Rottenmünster. Allerdings wurde das Gebäude bei der zweiten Belagerung durch Marschall Guébriant im November des Jahres 1643 stark beschädigt. In seiner heutigen Gestalt wurde das Gebäude um das Jahr 1720 erbaut. Im Jahr 1785 verlegte die Stadt Rottweil seine Herrenstube ins Gebäude. 1789 erwarb die Familie Gebel das Gebäude, 1873 erwarb es die Familie Mathauer, Johann Nepomuk Mathauer eröffnete im Gebäude die Wirtschaft „Bierhalle“. Seit 1982 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.
Was den potenziellen Käufer, die mögliche Käuferin vielleicht mehr interessieren dürfte: Laut dem Anbieter „Postbank“ erzielt das Mehrfamilienhaus mit Gewerbeeinheiten derzeit Mieteinnahmen von gut 60.000 Euro im Jahr. Ein Liebhaberobjekt, bei dem es ein Weilchen dauert, bis es Geld abwirft. Rechnerisch 20 Jahre – und da ist nichts beiseite gepackt für die Instandhaltung. Immerhin: „Das Objekt wurde ständig renoviert und instand gehalten“, heißt es in der Beschreibung.
Was der neugierige Rottweiler ebenfalls erfährt: „Im ersten Obergeschoss gibt es eine Wohnung mit 7 Zimmern. Das zweite Obergeschoss beinhaltet einen Friseursalon mit zugehöriger Wohnung. Die Wohnung im 3. Obergeschoss beherbergt eine Wohngemeinschaft mit 5 Mietern. Das Gebäude wird durch eine Gasetagenheizung aus dem Jahre 1997 beheizt.“ Einblicke von der edlen Stuckdecke bis zum kleinen Zwei-Platten-Herd gibt es innerhalb der Anzeige.
Die „Hochbrücke“, wie Einheimische das Gebäude der zu seinen Füßen liegenden Brücke nennen, ist nicht das einzige Gewerbeobjekt, das derzeit in Rottweil zum Verkauf steht. Wer ein wenig mehr hinlegt, nämlich 2,75 Millionen Euro, kann ein ganzes Hotel kaufen – den „Bären“ in der Altstadt.
Zum Vergleich: Ein „gut vermietetes 6-Familienhaus in attraktiver Lage in Rottweil“ – in der Unteren Heerstraße – kostet derzeit mehr als die ganze „Hochbrücke“. Nämlich 1,35 Millionen Euro. Hier liegt der ROI, der Return of Invest, dagegen in noch fernerer Zukunft, denn die Mieteinnahmen pro Jahr werden mit 52.440 Euro angegeben.
Da das hier zur „Promotion“ ausartet, hier meine 2 Cents.
„Schlappe 1,2 Millionen“ ist schnell mal so daher gesagt. Mag ja sein, dass da ein mit allen Wassern gewaschener Immobilienentwickler, etwas mit überschaubarem Verlust draus machen kann, ansonsten ist das Ding für mich gefühlt eine finanzielle Todesfalle. Sobald da Jemand „Neues“ in Verantwortung kommt, brechen wohl die „Bestands“-Dämme und man hat Obere, Untere, Niedere und Höhere Denkmalschutzbehörden auf der Matte. Ensembleschutzbefindlichkeiten erfüllen, auch sich zwischen den Behörden Widersprechendes einhalten, sonst werden Bußen fällig, Unmögliches ganz selbstverständlich möglich machen, wer das wider jeglichem Erwarten, irgendwie doch übersteht, der darf final über Wärme- und Energiewende nachdenken und wie er die an und in Etwas umsetzt, wo man das ja gar nicht kann und darf, aber zwingend muss. Bei allem Wunsche, dass den Veräußernden ein möglichst hoher Erlös beschieden sei, aber das „Teil“, lässt sich für meine Begriffe nicht einmal mit genügend Geld bewirtschaften. Da ist wohl der Punkt von 1720 gekommen, wo man in 2320 dereinst sagen wird, dass das Gebäude in seiner heutigen Gestalt, ca. 2030 erbaut wurde.