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    NRWZ.deRottweil"Wir sind das Volk"-Rufe: Albrecht wendet sich von "Spaziergängern" ab

    „Wir sind das Volk“-Rufe: Albrecht wendet sich von „Spaziergängern“ ab

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    ROTTWEIL. Dieter E. Albrecht war beziehungsweise ist schon einiges: Schlüssel- und Abschleppdienst-Unternehmer, Stadtrat, Bürgermeister und Oberbürgermeister-Kandidat, Nacktperformer, Mietlagerbetreiber und ehrenamtlich in der Jugendhilfe Tätiger. Er selbst nennt sich einen „Problemlöser“, macht jetzt auch in Interimsmanagement & Betriebsberatung. Zuletzt schloss er sich öffentlichkeitswirksam den „Spaziergängern“ gegen die Corona-Maßnahmen an. Doch damit ist, nach nur zwei Montagen, Schluss.

    19.16 Uhr an diesem Montagabend in Rottweil. Die „Spaziergänger“, denen man die Obere Hauptstraße genommen hat, haben sich am Friedrichsplatz versammelt. Am Rande der Fußgängerzone (nicht am Rande der Stadt, wie etwa beim SWR zu hören ist). Sie haben gesungen, haben die Straßenseite mehrfach gewechselt. Sie demonstrieren weiter, unterstreichen ihren Wunsch nach Freiheit und dem Ende jeder Gängelung.

     

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    Und dann passiert’s. Einige unter den „Spaziergängern“ bereuen es sofort, manche später: den Sprechchor „Wir sind das Volk“. Der wird nur etwa 20 Sekunden lang postuliert, es steckt keine richtige Überzeugung dahinter, manche unter den „Spaziergängern“ schütteln bereits jetzt den Kopf darüber. Aber die Sache ist in der Welt – dass nun auch in Rottweil der einstige Schlachtruf der Montagsdemos in der DDR erschallt, der längst von der PEGIDA übernommen worden und damit braun konnotiert ist. Nur Minuten später beginnt die Versammlung, sich aufzulösen. Es bleiben nur noch die Hartgesottenen übrig, wie ein Polizeisprecher sie nennt.

    Diskussion unter „Spaziergängern“

    Der Ruf „Wir sind das Volk“ wird tags darauf auch in der Telegram-Gruppe der „Spaziergänger“ besprochen. Kontrovers diskutiert. „Hallo zusammen…es war gestern wirklich schön, sehr viel Energie❤️Aber vielleicht sollten wir wirklich andere Dinge rufen um die Spaltung nicht weiter zu treiben, bis wir hoffentlich wieder eine Einheit sind“, meint eine Frau in dem mittlerweile auf mehr als 1000 Mitglieder angewachsenen Chat. Eine andere schreibt: „… was ich jedoch nicht schön finde, sind die Sprechchöre mit „wir sind das Volk“… in meinen Augen ist das Wasser auf den Mühlen der „anderen“… WIR alle sind das Volk… es geht um Verbindung und nicht nur Spaltung…“ Beiden wird entgegengehalten: „‚Wir sind das Volk‘ ist in meinen Augen keine Ausgrenzung oder Spaltung. Es drückt einen Anspruch aus, einen Anspruch gehört zu werden. Dass dies in der Gegenwart zu wenig geschieht, das kann jeder erkennen.“

     

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    Albrecht wendet sich ab

    Einer hat bereits genug gehört, während online die Diskussion noch läuft: der eingangs erwähnte Albrecht. Er wendet sich am Dienstagmorgen an die NRWZ und schreibt:

    Ich war Spaziergänger gegen den Impfzwang. Gegen die Impfpflicht werde ich weiter protestieren und mir einen Weg suchen zu demonstrieren – notfalls nackt (den Ruf habe ich ja schon mal weg ;-) ). Doch aus einer skandierenden Masse, welche sich mit bekannten Schlachtrufen in der Außenwirkung völlig unnötig ähnlich den Pegida-Aufmärschen darstellt, bin ich raus. Das ist Wasser auf die Mühlen der Stigmatisierer gießen. Diesen (beruht auf Gegenseitigkeit) wurde vorgeworfen, die Gesellschaft zu spalten. Nun erweist sich die Impfpflichtgegner-Montagsgemeinschaft einen Bärendienst, denn ALLE sind das Volk und alle müssen sich weiter demokratisch reiben, doch nicht so, nicht mit mir.

    Dieter E. Albrecht

    Die Bewegung verliert damit in einem Moment, in dem der Gegendruck wächst und die Zahl der „Spaziergänger“ in Rottweil stagniert, einen Fürsprecher. In einem vielbeachteten Leserbrief in der NRWZ hatte Albrecht noch vor wenigen Tagen aufzudröseln versucht, wo wer in der Anordnung der Demonstanten und der Gegendemonstranten steht. „Die Spaziergänger sind ganz einfach Bürger wie du und ich, ein Spiegel dieser Gesellschaft, für welchen sich die ‚anderen‘ ebenfalls halten und es auch sind“, schrieb er da. Jetzt ist er, wie er selbst sagt, raus.

    „Hitlergruß gezeigt“

    Am Rande: In Rottweil sind zwei Personen wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz angezeigt worden, berichtet die Polizei. Ein Teilnehmer muss ebenfalls mit einem Strafverfahren rechnen, da er den sogenannten „Hitlergruß“ in der Öffentlichkeit zeigte.

    Die NRWZ hat hier nachgehakt: Ein 23-Jähriger habe gegen 18.45 Uhr im Bereich des Kriegsdamms gegenüber Polizeibeamten den Arm gehoben, so ein Polizeisprecher. Klar den „Hitlergruß“ gezeigt. Weiter geäußert habe sich der junge Mann nicht. Nun ermittle die Kriminalpolizei gegen ihn, der Staatsschutz. Die Tat sei im Rahmen der Versammlung der „Spaziergänger“ geschehen. Und weil gegenüber Polizisten, sei das eine ganz eindeutige Sache.

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    6 Kommentare

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    HaGEn
    HaGEn
    2 Jahre her

    Ahoi, zu Albrecht muss ich sagen das ich seine Beweggründe kenne. Er will mal wieder Promotion machen und in die Zeitung kommen. Sein Unternehmen ,der Abschleppdienst ist schon lange verkauft und sein jetziges Management ist der Schlüsseldienst in dem ich selbst gearbeitet habe eine kleine Zeit. Sehr hoher Einsatz ,schlechte Bezahlung haben mich davon abgehalten als Rentner dort weiter zu arbeiten. Albrecht populär muss mal wieder her…halten und Die Zeitung macht mal wieder Werbung für Ihn. Schade das der Spaziergang mit so einem Mann ein bisschen in den Verruf kommt. Wir bleiben alle und sind wachsam auf die Wandlung und Ausnutzung unseres Begehren das nicht konform mit unserer Forderung ist. Auch ein Albrecht nicht.

    Frank
    Frank
    2 Jahre her

    Ich bin ebenfalls sehr erschrocken, als „Wir sind das Volk“ ertönte. Um mich herum war in der Nähe niemand der rief und ich empfand es eher zaghaft. Ich finde es passt nicht zum Maßnahmen und Corona-Politik Protest. Es wäre schöner gewesen, wenn sich die Vorauslaufenden eine andere Route herausgesucht hätten. Wegen mir hätte man die Obere Hauptstraße links liegen lassen können und hätte sich abseits, z.B. am Boxhof oder am Hochturm aufgelöst sollen. Es sind zwei Parteien mit unterschiedlichen Ansichten aufeinander getroffen und das hätte man vermeiden sollen, denn dann wäre es ein Spaziergang wie immer gewesen. Menschen, die keine Nazis sind, als solche zu bezeichnen, erzeugt noch mehr Spannung. Aus meinem Bekanntenkreis sind einige „Linken Socken“ dabei, für die das eine Beleidigung war. So kommt auch kein Dialog zu Stande. Das ich das Ganze dann in einem „Wir sind das Volk“ entlud, war unschön. Es hätte es auch ein anderer Ruf oder nochmals ein Lied getan. Es ist schade, dass ein

    Dieter E. Albrecht
    2 Jahre her

    Ich konnte mich bis gestern Abend problemlos von von Rechtsradikalen benutzten und missbrauchten Spaziergängen in Teilen des Ostens abgrenzen. 

    Zufällig bin ich einige Zeit neben Emil Sänze hergelaufen und als wir miteinander bekannt gemacht wurden, gab ich ihm die Hand und wir hatten einen netten Smalltalk Plus. Ein zufällig daraus entstandenes Foto zusammen mit ihm in der Presse hätte mich ebenfalls nicht gestört. Warum auch, er war als „neutraler“ Bürger dabei. Seine Partei mag ich nicht. 

    Doch als es anfing mit „Lügenpresse, …“ einer Gruppe vor der SWR-Kamera und vor den Gegendemonstraten, läuteten bei mir erstmalig die Alarmglocken. Diese gingen wieder aus und ich freute mich diebisch über den wiederholen Gesang „Oh, wie ist das schön …“. Doch als ich dann die typische „Pegida-Phrase“ der Masse sehr lautstark hören musste, schreckte mich das ab. Das ist einfach nicht mein Ding und da gehöre ich nicht dazu. Die „andere Seite“ kann jetzt nicht mehr wirksam der ungerechten Stigmatisierung der Montagsspaziergänge bezichtigt werden.

    Dabei ist mir sehr wohl bewusst, dass dies nicht von einem rechten Mob skandiert wurde, sondern von überglücklichen Spaziergängern welche sich der schieren Masse erfreuten und deshalb emotional der Ruf „Wir sind das Volk“ kam und vermutlich niemand eine Parallele zu Pegida & Co. ziehen wollte. Das ändert jedoch leider nichts an der Aussenwirkung und der damit jetzt gestörten Botschaft um was es allen gemeinsam ging: Verhinderung eines Impfzwanges.

    Das kann meiner Ansicht nach montags nur noch schwer vermittelt werden.

    J.Weiss
    J.Weiss
    Antwort auf  Dieter E. Albrecht
    2 Jahre her

    Ich freue mich über ihr klares Statement!
    Wir sollten alle miteinander den Dialog suchen und uns nicht von Extrempositionen leiten lassen. Alle haben genug von der Situation. Lasst uns überlegen wie wir diese Energie in was produktives ummünzen können. Jeder sollte sich die Frage stellen: Wie können wir die Ausgegrenzten, die Randgruppen und die Benachteiligten dieser Gesellschaft durch unser praktisches Tun unterstützen? Wenn 1000 Menschen für ne Stunde eine gute Tat machen, dann ist da was was entstehen kann!!!

    Zdenko Merkt
    Zdenko Merkt
    Antwort auf  Dieter E. Albrecht
    2 Jahre her

    Ich wiederhole mich ja gerne, es geht einem Albrecht immer nur um Eines, nämlich um die eigene Person.
    Hoffentlich lesen ein Haufen Menschen auch von der Abkehr seiner Person von dieser Bewegung, indes der Schaden ist bereits angerichtet, als er mit breiter Brust seine Teilnahme an den Spaziergängen angekündigt hat und womöglich weitere Menschen zur Teilnahme ermutigt hat. Hoffen wir dass seine neuerliche Umkehr und seine geistige Entblössung seiner Ahnungslosigkeit der Szene und die Naivität gegenüber Afd Politikern nun nicht auch noch eine körperliche Entblössung folgt, das würde auch alle anderen Befürchtungen die ich schon vorher gehegt hatte auch noch bewahrheiten.

    Andreas Müller
    Andreas Müller
    Antwort auf  Dieter E. Albrecht
    2 Jahre her

    Die klare Abgrenzung nach später Einsicht ist für sich genommen bemerkenswert. Warum Spaziergänger In Pegida-Manier „Wir sind das Volk!“ skandieren, wenn sie überglücklich sind… Da kann ich nicht ganz folgen.

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    19.16 Uhr an diesem Montagabend in Rottweil. Die „Spaziergänger“, denen man die Obere Hauptstraße genommen hat, haben sich am Friedrichsplatz versammelt. Am Rande der Fußgängerzone (nicht am Rande der Stadt, wie etwa beim SWR zu hören ist). Sie haben gesungen, haben die Straßenseite mehrfach gewechselt. Sie demonstrieren weiter, unterstreichen ihren Wunsch nach Freiheit und dem Ende jeder Gängelung.

     

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    Diskussion unter „Spaziergängern“

    Der Ruf „Wir sind das Volk“ wird tags darauf auch in der Telegram-Gruppe der „Spaziergänger“ besprochen. Kontrovers diskutiert. „Hallo zusammen…es war gestern wirklich schön, sehr viel Energie❤️Aber vielleicht sollten wir wirklich andere Dinge rufen um die Spaltung nicht weiter zu treiben, bis wir hoffentlich wieder eine Einheit sind“, meint eine Frau in dem mittlerweile auf mehr als 1000 Mitglieder angewachsenen Chat. Eine andere schreibt: „… was ich jedoch nicht schön finde, sind die Sprechchöre mit „wir sind das Volk“… in meinen Augen ist das Wasser auf den Mühlen der „anderen“… WIR alle sind das Volk… es geht um Verbindung und nicht nur Spaltung…“ Beiden wird entgegengehalten: „‚Wir sind das Volk‘ ist in meinen Augen keine Ausgrenzung oder Spaltung. Es drückt einen Anspruch aus, einen Anspruch gehört zu werden. Dass dies in der Gegenwart zu wenig geschieht, das kann jeder erkennen.“

     

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    Albrecht wendet sich ab

    Einer hat bereits genug gehört, während online die Diskussion noch läuft: der eingangs erwähnte Albrecht. Er wendet sich am Dienstagmorgen an die NRWZ und schreibt:

    Ich war Spaziergänger gegen den Impfzwang. Gegen die Impfpflicht werde ich weiter protestieren und mir einen Weg suchen zu demonstrieren – notfalls nackt (den Ruf habe ich ja schon mal weg ;-) ). Doch aus einer skandierenden Masse, welche sich mit bekannten Schlachtrufen in der Außenwirkung völlig unnötig ähnlich den Pegida-Aufmärschen darstellt, bin ich raus. Das ist Wasser auf die Mühlen der Stigmatisierer gießen. Diesen (beruht auf Gegenseitigkeit) wurde vorgeworfen, die Gesellschaft zu spalten. Nun erweist sich die Impfpflichtgegner-Montagsgemeinschaft einen Bärendienst, denn ALLE sind das Volk und alle müssen sich weiter demokratisch reiben, doch nicht so, nicht mit mir.

    Dieter E. Albrecht

    Die Bewegung verliert damit in einem Moment, in dem der Gegendruck wächst und die Zahl der „Spaziergänger“ in Rottweil stagniert, einen Fürsprecher. In einem vielbeachteten Leserbrief in der NRWZ hatte Albrecht noch vor wenigen Tagen aufzudröseln versucht, wo wer in der Anordnung der Demonstanten und der Gegendemonstranten steht. „Die Spaziergänger sind ganz einfach Bürger wie du und ich, ein Spiegel dieser Gesellschaft, für welchen sich die ‚anderen‘ ebenfalls halten und es auch sind“, schrieb er da. Jetzt ist er, wie er selbst sagt, raus.

    „Hitlergruß gezeigt“

    Am Rande: In Rottweil sind zwei Personen wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz angezeigt worden, berichtet die Polizei. Ein Teilnehmer muss ebenfalls mit einem Strafverfahren rechnen, da er den sogenannten „Hitlergruß“ in der Öffentlichkeit zeigte.

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