Ein halbes Jahrhundert lang besteht das Technische Gymnasium (TG) in Rottweil. Das gilt es am heutigen Samstag zu feiern. Gleich am Morgen startete der Tag mit einem Empfang, um 10 Uhr öffneten sich die Türen der Schule für alle.
(Rottweil). Den Anfang bekam er nur am Rande mit, war er doch mit seinem eigenen schulischen Werdegang inklusive Latein am Rottweiler Albertus-Magnus-Gymnasium und seiner Karriere als Rocker bei „Rocksplitt“ beschäftigt: der heutige Leiter der Erich-Hauser-Gewerbeschule, an der das TG angegliedert ist, Stefan Steinert. Er empfing sichtlich stolz am Samstagmorgen die geladenen Gäste zu einem kleinen Festakt. Am recht frühen Samstagmorgen, bereits um 9.30 Uhr, nämlich. Denn schon um 10 Uhr sollten sich die Türen des Rottweiler Technischen Gymnasiums für alle Interessierten öffnen.
Das Abitur am TG: vollwertig
Die Schülerinnen und Schüler sind bereit und stellen ihr TG gerne vor, auch die anderen Schularten sind zugänglich. Sie wollen ihr Technisches Gymnasium zeigen, das längst ein vollwertiges ist, an dem man ein komplettes und bundesweit gültiges Abitur erwerben kann, eine allgemeine Hochschulreife, die den Weg an die Universität ermöglicht. Nicht etwa „nur“ eine Fachhochschulreife. Die allerdings auch.
Gut gelaunt
Doch zunächst die Feierstunde. Unter den Gästen an diesem sonnigen Samstagmorgen: Rottweils Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf, der mit seiner Anwesenheit die Verbindung der städtischen Schulen mit der Landkreisschule TG darstelle, so EHG-Leiter Steinert. Viele amtierende und frühere Schulleiter sind da. Es ist ein tendenziell erlauchterer Kreis, der den Start in den Tag markieren soll. Menschen meist in Jackett und gutem Zwirn kommen hier zusammen. Unterdessen bereiten die Schülerinnen und Schüler den Tag der offenen Schule vor. In Pulli und Sweatshirt. Alle eint: gute Laune.
Optimistisch und selbstbewusst
Von diesem Tag erhofft man sich auch neue Anmeldungen – Infos gibt es direkt online. 270 Schülerinnen und Schüler hat das TG aktuell, eine ähnliche Zahl und Auslastung gilt es zu halten. Jedenfalls dürfe das TG optimistisch und selbstbewusst in die Zukunft schauen, so Steinert in seiner Ansprache. Gute und schlechtere Zeiten hat man überstanden (siehe Redebeitrag des Schulleiters weiter unten).
Der Landkreis lobt die Schule und durchaus auch sich selbst. Dezernent Gerald Kramer kann nicht da sein, ist erkrankt. Als Vertreterin überbringt Ines Häring, Leiterin des Amtes für Schule und Bauen, die Grüße des Schulträgers, des Landkreises, darunter des Landrats. Der Träger und auch das Land hätten über die Jahrzehnte hinweg „ordentlich investiert“, sagt sie. Etwa auch in die technische Ausstattung der Schule, die immer wieder optimiert werde. „Schon wegen dieser Ausstattung lohnt es sich, hier das Abitur zu machen.“
Motivierte Schüler und immer mehr Mädchen
Steinert sprach, wohl eine Besonderheit der Schule, auch vor einigen ehemaligen sogenannten TGlern, die nun Teil des Kollegiums sind oder waren. Aktuell sind es laut dem EHG-Schulleiter derer fünf. Zudem ist da Oberstudienrat Ingo Lütjohann, Leiter der benachbarten wie befreundeten Nell-Breuning-Schule. Und dieser ist eine jener Lehrkräfte, „die jahrelang in Unternehmen gearbeitet haben und welche die Bedeutung von Inhalten für das künftige Berufsleben direkt vermitteln können“, so Steinert. Allein das wirke auf die Schülerinnen und Schüler motivierend.
Apropos Schülerinnen: Der Anteil an Mädchen an der TG- Schülerschaft hat laut Steinert seit dem Beginn im Schuljahr 1973/1974 kontinuierlich zugenommen. Als 2001 Paul Krautheimer als Vorgänger von Steinert TG-Leiter wurde, gab es kurze Zeit später, nämlich 2002/2003 erstmalig eine Klasse mit mehr Mädchen als Jungen, nämlich 17 gegenüber 13.
Jedenfalls: Das TG in Rottweil feiert im Jahr 2024 seinen 50. Geburtstag. Seit 1974 werden technisch-naturwissenschaftlich interessierte junge Menschen sowohl auf ein Studium als auch auf die Berufswelt vorbereitet. Hier findet sich mehr zum Infotag.
Steinerts gesamten Rückblick veröffentlichen wir weiter unten.
Grußwort aus Stuttgart
Ein Grußwort richtete Ministerialrat Thomas Hindermann für das Kultusministerium Baden-Württemberg an die Festgemeinde im TG. Jedes dritte Abitur im Land werde an einem beruflichen Gymnasium erworben, hob Hindermann die Bedeutung von Schulen wie WG und eben TG, Wirtschafts- und Technischem Gymnasium, hervor.
„Als die Technischen Gymnasien in Baden-Württemberg inhaltlich seit Mitte der 90er-Jahre weiterentwickelt wurden – ab 1997 ergänzte das Profil Gestaltungs- und Medientechnik den bisherigen Alleinunterhalter Technik, drei Jahre später kam die Informationstechnik dazu, 2005 das Profil Technik und Management, 2011 dann Umwelttechnik und 2012 schließlich die Weiterentwicklung des klassischen Technik-Profils in Mechatronik – stets war die Erich-Hauser-Gewerbeschule ganz vorne an der Spitze der Entwicklung mit dabei“, so der Ministerialrat. So sei die nun von Steinert geleitete EHG „gleich in der zweiten Tranche der jeweiligen Neueinrichtungen“ beteiligt gewesen und biete heute als drittgrößtes TG im Regierungsbezirk Freiburg und als eines von nur 14 Technischen Gymnasien im Land vier der fünf möglichen Schwerpunkte an. „Ältere Kollegen im Kultusministerium meinen noch heute, dass Rottweil stets die neuen Profile erhalten hat, das sei wohl mit dem Teufel zugegangen …“, sagte Hindermann mit einem augenzwinkernden Verweis auf die Nähe Rottweils zum ehemaligen CDU-Ministerpräsidenten Erwin Teufel.
Derzeit besuchen 62 Schülerinnen und 200 Schüler das Technische Gymnasium, „das ist ein respektabler Frauenanteil von knapp 25 Prozent“, so der Stuttgarter Beamte. Er erinnere mich noch gut an meine Zeit als Schüler am Technischen Gymnasium in Öhringen – da seien es bei 58 Abiturienten gerade mal zwei Schülerinnen gewesen.
1973 also eröffnete die gewerbliche Schule in Rottweil ihr Technisches Gymnasium, und bis heute sei das TG an der Erich-Hauser-Gewerbeschule Rottweil, wie die Schule seit 2008 heißt, „ein echtes Erfolgsmodell“ – wie auch die zahlreichen weiteren Beruflichen Gymnasien im ganzen Land. „Der Erwerb technikwissenschaftlicher Grundkompetenzen durch die Verzahnung von Theorie und Praxis – insbesondere im sechsstündigen berufsbezogenen Schwerpunktfach – stellt hierbei ein besonderes Merkmal der Technischen Gymnasien dar“, so der Ministerialrat.
Die Schülerinnen und Schüler der Technischen Gymnasien – so heiße es im Vorwort der Bildungspläne der technischen Schwerpunktfächer in Bezug auf das gemeinsame Bildungsziel – „sollen Technik nicht nur als Mittel zu einem Ziel oder als Form methodisch-planvollen Handelns begreifen, sondern befähigt werden, die in der Welt ablaufenden technischen Vorgänge ganzheitlich zu erfassen, um sie in ein zielgerichtetes und verantwortliches Handeln einbinden zu können.“
Durch die Besonderheit der Verbindung von beruflicher und allgemeiner Bildung finde an den Beruflichen Gymnasien aus Sicht des Kultusministeriums eine optimale Vorbereitung aufs Studium sowie die Berufs- und Arbeitswelt statt. „Und Sie hier in Rottweil belassen es bei der Ausbildung und Erziehung junger Menschen nicht bei den technischen oder allgemein fachlichen Kompetenzen. Sie haben sich an der Erich-Hauser-Gewerbeschule einen Werte- und Verhaltenskatalog gegeben.“ So setze sich die Schule die Heranbildung von Persönlichkeiten zum Ziel, die ihre weitere berufliche und soziale Entwicklung erfolgreich in die eigene Hand nehmen und so zum Allgemeinwohl beitragen können.
EHG-Schulleiter Stefan Steinert: Rückblick auf 50 Jahre TG Rottweil
Man stelle sich das einmal vor. Es gab da eine Zeit, in der man eine neue Schule baute, eine Schule, die vorher noch gar nicht da war, ganz einfach so, einfach weil es Sinn machte und man sie brauchte und man sich das leistete.
Heute, nach 50 Jahren Arbeit, Arbeit, Arbeit und Wohlstand, Wohlstand, Wohlstand, würde man sich da so einen fiskalischen Wahnsinn noch trauen? Wer weiß?
… ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.
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Man stelle sich das einmal vor. Es gab da eine Zeit, in der man eine neue Schule baute, eine Schule, die vorher noch gar nicht da war, ganz einfach so, einfach weil es Sinn machte und man sie brauchte und man sich das leistete.
Heute, nach 50 Jahren Arbeit, Arbeit, Arbeit und Wohlstand, Wohlstand, Wohlstand, würde man sich da so einen fiskalischen Wahnsinn noch trauen? Wer weiß?