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    NRWZ.deRottweil"Widerstand auf der Straße" vs. "Rassistenpack": AfD-Kundgebung in Rottweil

    „Widerstand auf der Straße“ vs. „Rassistenpack“: AfD-Kundgebung in Rottweil

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    ROTTWEIL. Etwa 200 Menschen haben sich am Samstagnachmittag zu einer Kundgebung der AfD in Rottweil eingefunden. Zugleich protestierten etwa 35 Menschen gegen diese – brav auf Abstand, hinter einer Absperrung der Polizei. Diese hatte wieder, wie montagabends derzeit üblich, die Obere Hauptstraße abgeriegelt und sicherheitshalber die bereits von den „Spaziergänger“-versus-Menschenkette-Aktionen bekannte, bewachte Pufferzone eingerichtet. Erneut erfolgreich, es blieb ruhig.

    15 Uhr, Samstagnachmittag, der Einzelhandel hätte noch eine Stunde lang geöffnet. Man erwarte um diese Zeit zwar nicht mehr viele Kunden, aber derzeit freue man sich über jeden einzelnen, so ein Händler zur NRWZ. Nicht an diesem Samstag: Das Lederwarengeschäft schließt, der Schuhladen auch, der Betreiber des Buchladens räumt seine Aussteller rein, sichert seine Ware. Er hält weiter offen. Auch für den Fall, „dass jemand Zuflucht sucht“, so der Filialleiter lächelnd zur NRWZ. Der indische Modeladen bleibt geöffnet, es herrscht darin jedoch gähnende Leere.

    Alle Fotos: gg
    AfD-Kundgebung in Rottweil. Zwischen beiden oberen Fotos und dem unteren liegt etwa eine halbe Stunde, während der die Zahl der Teilnehmenden sich verringert hat.

    Denn die Innenstadt gehört an diesem Samstagnachmittag der AfD und ihren Anhängern. Sie gehört damit den (mit der aktuellen Politik) Unzufriedenen, den (laut Plakat) Neinsagern, den Egoisten (siehe unten), den Corona-Impfpflichtgegnern, den (Erz-)Konservativen, den eine eigene Wahrheit Suchenden, den Rechten, denen auch. Emil Sänze, der Landtagsabgeordnete aus dem Wahlkreis, hatte eingeladen und bietet Prominenz auf. Etwa die AfD-Bundestagsabgeordnete Dr. Christina Baum, die dafür bekannt ist, Begriffe wie „Umvolkung“ oder „Bevölkerungsaustausch“ zu verwenden. Eine Hardlinerin. Sie redet bewacht von zwei, darf man das so schreiben? Glatzen.

    Dr. Christina Baum …
    … und ihre Bewacher.

    „Ihr macht den Widerstand auf der Straße sichtbar, ihr stimmt mit den Füßen ab“, sagt Baum. Sie bedankt sich dafür, dass die Menschen auch Gesicht zeigten. Sie wolle sich gegen eine internationale Transformation stellen. Und Nationalstolz entgegensetzen. Die „sogenannte Coronapandemie“ habe gezeigt, dass Politiker die Menschen nur belügen und betrügen würden. Etwa bei der Impfung, die keine sei, weil sie nicht vor dem Virus schütze. „Dieses schäbige Belügen unseres Volkes muss ein Ende haben“, ruft Baum und erntete Applaus. Daher fordere sie Neuwahlen. Auf dass „Ehrenmänner als Politiker, Männer und Frauen mit einem einwandfreien Lebenslauf“, an die Macht kämen. Und Politiker, „die die deutschen Interessen in den Vordergrund stellen“.

    Deutschland werde von Dilettanten regiert, ergänzt der AfD-Bundestagsabgeordnete Thomas Seitz, der ebenfalls als Redner aufgeboten worden war. „Sie haben unsere Kinder leiden lassen für nichts.“ Die Maßnahmen zur Eindämmung der weltweiten Coronapandemie hätten nämlich „genau nichts gebracht“. Gesundheitsminister Karl Lauterbach sei ein „totalitarer Pandemieschwurbler“. Die AfD sei die einzige Fraktion im Bundestag, die eine Impfplicht klar ablehne.

    Zwischen den Rednern, als Pausenfüller, etwas deutschnationale Gitarrenmusik. Vom Band. Sie wärmt nicht.

    Plakat eines Demonstranten, auf das der Redner Dr. Dirk Spaniel einging.

    Der AfD-Bundestagsabgeordnete Dr. Dirk Spaniel schließt sich dem Träger eines Plakats an: „Wir müssen für alle diejenigen kämpfen, die noch nicht aufgewacht sind“, die noch nicht gemerkt hätten, dass hier etwas nicht stimmt. Die, die nun in Rottweil auf die Straße gegangen seien, seien in einem Aufwachprozess. „Und wer aufgewacht ist, wird nie mehr einschlafen.“ Die Bundesrepublik sei nicht mehr die alte, es werde seitens der Medien nicht mehr objektiv informiert, es gebe keine Opposition mehr – außer der AfD, natürlich.

    Auf dem Plakat, oben ist es abgebildet, steht auch: „Ich bin genesen, für mich ist die Pandemie vorbei.“ Ist es okay, diesem Herrn Egoismus vorzuwerfen? Auch noch unterstützt vom AfD-Bundestagsabgeordneten?

    Der antifaschistische Gegenprotest.

    Unterdessen versuchen etwa 35 Anhänger der antifaschistischen Szene, stimmlich durchzudringen. „AfD, Rassistenpack, wir haben euch zum K. satt“, und andere Protestrufe. Die örtliche Polizei, unterstützt durch Beamte des Präsidiums Einsatz, hält sie auf Abstand. Unten, am unteren Ende der Oberen Hauptstraße. Rund 100 Meter weg vom Geschehen.

    „Wir sind unabhängige Bürger, wir lassen uns nicht bevormunden“, so der AfD-Landtagsabgeordnete Rüdiger Klos bei seinem Auftritt. Inzwischen geht die Kundgebung in die zweite Stunde.Es haben sich die Reihen der Zuhörer bereits gelichtet und das Lautsprechersystem hat auch keine Lust mehr. Klos spricht derweil davon, dass die Abschottung und schließlich die Zerstörung Deutschlands betrieben werde. Von Berlin aus. Die AfD, und nur diese, werde sich dagegen wehren.

    Emil Sänze.

    „Liebe Rottweiler, liebe freie Bürger von Rottweil. Die Innenstadt gehört nicht dem Gemeinderat, sondern den Bürgern“, hatte Sänze eingangs die Menschen begrüßt, denen da noch warm war. Er skizzierte die Auflagen für die Kundgebung, so sollten die Zuhörer bitte der Maskenpflicht „weitgehend nachkommen“. Dann kam er zum Thema, der Impfpflicht, gegen die seine Partei sich als einzige stelle. Niemand habe das Recht, in die Integrität des Körpers einzugreifen. Mit einer Impfpflicht gehe der Staat weit über seine Grenzen hinaus. Er, Sänze, wolle sich nicht gängeln und schurigeln lassen. „Spaziergänger haben meinen vollsten Respekt“, sagte er. Er wolle am kommenden Montag mit spazieren, „aber nicht als Landtagsabgeordneter, sondern als Emil Sänze“.

    Dazwischen immer wieder deutschnationale Gitarrenmusik.

    Abschließend hat Sänze noch ein Wort übrig für die Gegendemonstranten vom Offenen Antifaschistischen Treffen, die jenseits der Absperrung gelärmt hatten. Der Politiker bezeichnet die Demonstranten als bezahlt, dankt der Polizei dafür, ihn und die Seinen vor diesen Leuten zu schützen. Eine Provokation, die völlig verpufft, weil sich die Antifaschisten da längst schon verabschiedet hatten. Per Durchsage mit dem Megafon, „Wir gehen jetzt nach Hause, Tschüss „. Auch ihnen war wohl kalt.

    Die Bewachung der Kundgebung war keine große Sache für die eingesetzten Beamten.
    Kundgebung zu Ende, die Polizei kann die Absperrgitter wegräumen.

    Info: Der AfD-Kreisverband hatte einen Livestream von der Kundgebung auf Facebook veröffentlicht. Dort hätten Geneigte die ungefilterte Wahrheit gefunden. Das Video ist aktuell leider nicht mehr verfügbar.

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    ROTTWEIL. Etwa 200 Menschen haben sich am Samstagnachmittag zu einer Kundgebung der AfD in Rottweil eingefunden. Zugleich protestierten etwa 35 Menschen gegen diese – brav auf Abstand, hinter einer Absperrung der Polizei. Diese hatte wieder, wie montagabends derzeit üblich, die Obere Hauptstraße abgeriegelt und sicherheitshalber die bereits von den „Spaziergänger“-versus-Menschenkette-Aktionen bekannte, bewachte Pufferzone eingerichtet. Erneut erfolgreich, es blieb ruhig.

    15 Uhr, Samstagnachmittag, der Einzelhandel hätte noch eine Stunde lang geöffnet. Man erwarte um diese Zeit zwar nicht mehr viele Kunden, aber derzeit freue man sich über jeden einzelnen, so ein Händler zur NRWZ. Nicht an diesem Samstag: Das Lederwarengeschäft schließt, der Schuhladen auch, der Betreiber des Buchladens räumt seine Aussteller rein, sichert seine Ware. Er hält weiter offen. Auch für den Fall, „dass jemand Zuflucht sucht“, so der Filialleiter lächelnd zur NRWZ. Der indische Modeladen bleibt geöffnet, es herrscht darin jedoch gähnende Leere.

    Alle Fotos: gg
    AfD-Kundgebung in Rottweil. Zwischen beiden oberen Fotos und dem unteren liegt etwa eine halbe Stunde, während der die Zahl der Teilnehmenden sich verringert hat.

    Denn die Innenstadt gehört an diesem Samstagnachmittag der AfD und ihren Anhängern. Sie gehört damit den (mit der aktuellen Politik) Unzufriedenen, den (laut Plakat) Neinsagern, den Egoisten (siehe unten), den Corona-Impfpflichtgegnern, den (Erz-)Konservativen, den eine eigene Wahrheit Suchenden, den Rechten, denen auch. Emil Sänze, der Landtagsabgeordnete aus dem Wahlkreis, hatte eingeladen und bietet Prominenz auf. Etwa die AfD-Bundestagsabgeordnete Dr. Christina Baum, die dafür bekannt ist, Begriffe wie „Umvolkung“ oder „Bevölkerungsaustausch“ zu verwenden. Eine Hardlinerin. Sie redet bewacht von zwei, darf man das so schreiben? Glatzen.

    Dr. Christina Baum …
    … und ihre Bewacher.

    „Ihr macht den Widerstand auf der Straße sichtbar, ihr stimmt mit den Füßen ab“, sagt Baum. Sie bedankt sich dafür, dass die Menschen auch Gesicht zeigten. Sie wolle sich gegen eine internationale Transformation stellen. Und Nationalstolz entgegensetzen. Die „sogenannte Coronapandemie“ habe gezeigt, dass Politiker die Menschen nur belügen und betrügen würden. Etwa bei der Impfung, die keine sei, weil sie nicht vor dem Virus schütze. „Dieses schäbige Belügen unseres Volkes muss ein Ende haben“, ruft Baum und erntete Applaus. Daher fordere sie Neuwahlen. Auf dass „Ehrenmänner als Politiker, Männer und Frauen mit einem einwandfreien Lebenslauf“, an die Macht kämen. Und Politiker, „die die deutschen Interessen in den Vordergrund stellen“.

    Deutschland werde von Dilettanten regiert, ergänzt der AfD-Bundestagsabgeordnete Thomas Seitz, der ebenfalls als Redner aufgeboten worden war. „Sie haben unsere Kinder leiden lassen für nichts.“ Die Maßnahmen zur Eindämmung der weltweiten Coronapandemie hätten nämlich „genau nichts gebracht“. Gesundheitsminister Karl Lauterbach sei ein „totalitarer Pandemieschwurbler“. Die AfD sei die einzige Fraktion im Bundestag, die eine Impfplicht klar ablehne.

    Zwischen den Rednern, als Pausenfüller, etwas deutschnationale Gitarrenmusik. Vom Band. Sie wärmt nicht.

    Plakat eines Demonstranten, auf das der Redner Dr. Dirk Spaniel einging.

    Der AfD-Bundestagsabgeordnete Dr. Dirk Spaniel schließt sich dem Träger eines Plakats an: „Wir müssen für alle diejenigen kämpfen, die noch nicht aufgewacht sind“, die noch nicht gemerkt hätten, dass hier etwas nicht stimmt. Die, die nun in Rottweil auf die Straße gegangen seien, seien in einem Aufwachprozess. „Und wer aufgewacht ist, wird nie mehr einschlafen.“ Die Bundesrepublik sei nicht mehr die alte, es werde seitens der Medien nicht mehr objektiv informiert, es gebe keine Opposition mehr – außer der AfD, natürlich.

    Auf dem Plakat, oben ist es abgebildet, steht auch: „Ich bin genesen, für mich ist die Pandemie vorbei.“ Ist es okay, diesem Herrn Egoismus vorzuwerfen? Auch noch unterstützt vom AfD-Bundestagsabgeordneten?

    Der antifaschistische Gegenprotest.

    Unterdessen versuchen etwa 35 Anhänger der antifaschistischen Szene, stimmlich durchzudringen. „AfD, Rassistenpack, wir haben euch zum K. satt“, und andere Protestrufe. Die örtliche Polizei, unterstützt durch Beamte des Präsidiums Einsatz, hält sie auf Abstand. Unten, am unteren Ende der Oberen Hauptstraße. Rund 100 Meter weg vom Geschehen.

    „Wir sind unabhängige Bürger, wir lassen uns nicht bevormunden“, so der AfD-Landtagsabgeordnete Rüdiger Klos bei seinem Auftritt. Inzwischen geht die Kundgebung in die zweite Stunde.Es haben sich die Reihen der Zuhörer bereits gelichtet und das Lautsprechersystem hat auch keine Lust mehr. Klos spricht derweil davon, dass die Abschottung und schließlich die Zerstörung Deutschlands betrieben werde. Von Berlin aus. Die AfD, und nur diese, werde sich dagegen wehren.

    Emil Sänze.

    „Liebe Rottweiler, liebe freie Bürger von Rottweil. Die Innenstadt gehört nicht dem Gemeinderat, sondern den Bürgern“, hatte Sänze eingangs die Menschen begrüßt, denen da noch warm war. Er skizzierte die Auflagen für die Kundgebung, so sollten die Zuhörer bitte der Maskenpflicht „weitgehend nachkommen“. Dann kam er zum Thema, der Impfpflicht, gegen die seine Partei sich als einzige stelle. Niemand habe das Recht, in die Integrität des Körpers einzugreifen. Mit einer Impfpflicht gehe der Staat weit über seine Grenzen hinaus. Er, Sänze, wolle sich nicht gängeln und schurigeln lassen. „Spaziergänger haben meinen vollsten Respekt“, sagte er. Er wolle am kommenden Montag mit spazieren, „aber nicht als Landtagsabgeordneter, sondern als Emil Sänze“.

    Dazwischen immer wieder deutschnationale Gitarrenmusik.

    Abschließend hat Sänze noch ein Wort übrig für die Gegendemonstranten vom Offenen Antifaschistischen Treffen, die jenseits der Absperrung gelärmt hatten. Der Politiker bezeichnet die Demonstranten als bezahlt, dankt der Polizei dafür, ihn und die Seinen vor diesen Leuten zu schützen. Eine Provokation, die völlig verpufft, weil sich die Antifaschisten da längst schon verabschiedet hatten. Per Durchsage mit dem Megafon, „Wir gehen jetzt nach Hause, Tschüss „. Auch ihnen war wohl kalt.

    Die Bewachung der Kundgebung war keine große Sache für die eingesetzten Beamten.
    Kundgebung zu Ende, die Polizei kann die Absperrgitter wegräumen.

    Info: Der AfD-Kreisverband hatte einen Livestream von der Kundgebung auf Facebook veröffentlicht. Dort hätten Geneigte die ungefilterte Wahrheit gefunden. Das Video ist aktuell leider nicht mehr verfügbar.

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