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    NRWZ.deKulturWeihnachten 2020 im Dominikanermuseum: So einsam wie im Stall von Bethlehem

    Weihnachten 2020 im Dominikanermuseum: So einsam wie im Stall von Bethlehem

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    Dieses Weihnachten ist schmerzlich anders. Wir müssen auf vieles verzichten, aus dem wir ansonsten Freude und Inspiration schöpfen können, wie Gemeinschaft, religiöse Rituale und die Begegnung mit Kunstwerken. Daher haben wir Martina Meyr, die Leiterin der Städtischen Museen eingeladen, für die Leser der NRWZ wenigstens einen virtuellen Weihnachts-Besuch in der Sammlung Dursch im Dominikanermuseum zu ermöglichen. Hier der Gastbeitrag von Martina Meyr:

    „Ein ereignisreiches Jahr, das große Veränderungen mit sich brachte, neigt sich dem Ende zu. Kaum einer hätte sich beim letzten Jahreswechsel ausmalen können, welche Herausforderungen sich jedem im Jahr 2020 stellen würden. So haben auch die Museen bereits einen Lockdown hinter sich und befinden sich seit 1. November im zweiten. Auch ohne laufenden Geschäftsbetrieb sind die Mitarbeiterinnen mit genügend Arbeit versorgt und freuen sich auf freie Tage, an denen sie sonst gearbeitet hätten.

    Und Maria, Joseph und das Jesuskind? Sie sind auf vielen Darstellungen in der Sammlung Dursch zu finden und dürfen derzeit nur von den Mitarbeitern betrachtet werden. Normalerweise gäbe es im Museum Kurz- und Sonntagsführungen im Advent oder einen individuellen Besuch bei den beliebten Motiven. Da dies nicht möglich ist, sollen hier nun drei besonderen Objekte vorgestellt werden.

    Die Weihnachtsdarstellungen finden sich im Dominikanermuseum in der neu aufgestellten Sammlung unter dem Titel „Freude und Dankbarkeit“. Hier ist auch die Darstellung der Verkündigung an Maria durch den Erzengel Gabriel auf einer Tafelmalerei aus der Mitte des 15. Jahrhunderts ausgestellt. Ursprünglich konnten die beiden Gemälde in der ehemaligen Wallfahrtskirche in Eschbach-Lotenberg im Landkreis Göppingen das ganze Jahr über auf den Werktagseiten von Altarflügeln betrachtet werden.

    Verkündigungsszene aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Foto: al

    Die Ankündigung der Geburt Jesu und des Weihnachtsfestes war damit allzeit für die Gläubigen präsent. Erst in der Weihnachtszeit wurden die Flügel geöffnet und Maria mit dem Erzengel waren für einige Wochen „verschwunden“. Heute fasziniert eher die Darstellung der Szene: Maria betet kniend an einem Lesepult mit einem Buch darauf und dreht sich nach hinten um. Dort erblickt sie den Erzengel, der ihr die frohe Botschaft überbringt, die auch auf einem Spruchband zu lesen ist, das senkrecht über das Bild flattert.

    Fenster geben den Blick frei in eine romantisch anmutende Landschaft. Die Darstellung innerhalb zeitgenössischer Wohnformen verknüpfte die mittelalterliche Lebenswelt mit der Heilsgeschichte. Heute strahlt das Bild Ruhe und Zuversicht, aber auch große Vorfreude aus.

    Weitere Darstellungen sind der eigentlichen Krippenszene gewidmet mit dem Jesuskind, das zumeist auf Marias Mantel gebettet auf dem Boden liegt. Diese Form von Bildern mit Maria, Joseph und Kind im Stall, davor Hirten mit ihren Schafen sowie Engel wurden im späten Mittelalter sozusagen programmatisch und prägen bis heute unverändert das Aussehen von Krippen.

    Detailreiche Weihnachts-Darstellung. Foto: al

    Die schriftliche Überlieferung in der Bibel gibt hingegen nur wenige Hinweise auf das genaue Aussehen des Geburtsortes Jesu. Auf keinen Fall dürfen Ochs und Esel fehlen! Die geschnitzte Altartafel aus Gottmadingen-Randegg vom Beginn des 16. Jahrhunderts zeigt diese Szene ganz besonders detailliert. Die beiden Tiere strecken ihre Köpfe durch die Futterkrippe, wärmen das nackte Kind auf dem Boden, beschnuppern und bestaunen es.

    Darüber kommt Joseph zur Szene hinzu, der gerade eine Kerze in einer Laterne entzündet. Maria kniet im rechten Bildbereich und hinter ihr nähern sich Hirten dem Stall. Bei genauerem Hinsehen erkennt man ein leichtes Lächeln von Ochs und Esel und sie dürfen im Laufe der Jahrhunderte wohl so manchem Kind die Zeit in der Kirche verkürzt haben. Auch heute noch werden Kinder beim Museumsbesuch schon fast magisch von den beiden angezogen.

    Detail der Tafel aus Gottmadingen-Randegg. Foto: al

    Den Abschluss der Weihnachtsgeschichte bilden wohl für viele die Heiligen Drei Könige, die nach heutigem Kirchenkalender am 6. Januar erscheinen – einem für Rottweil auch anderweitig ganz besonderen Tag. Drei Skulpturen mit 45 bis 67 cm Höhe stehen frei im Raum des Themenbereichs. Geschaffen wurden sie um 1480 und bis heute wurde ihre Originalfassung bewahrt.

    Heilige drei Könige aus dem späten 15. Jahrhundert. Foto: al

    Die Könige sind Symbole für die drei damals bekannten Erdteile aber auch für die drei Menschenalter Jugend – Erwachsenenalter – Greis. Sie sind Weise, Magier, Sterndeuter, Könige und bringen wertvolle Geschenke. An den drei Figuren in der Sammlung Dursch fasziniert die detailreiche Darstellung und außergewöhnlich hohe Qualität von Bildhauer und Fassmaler. Sie wurden in der Ausstellung bewusst so aufgestellt, dass man ihnen in die Augen blicken kann und sich dabei fragen, wie viele tausende von Menschen dies bereits davor getan haben. Wenn sie nur erzählen könnten!

    Dieser König symbolisiert das Greisenalter. Foto: al

    Diese und viele weitere Darstellungen der Weihnachtszeit sind leider in diesem Jahr nicht im Museum zu sehen. Auch das Herrenkramersche Kripple im Stadtmuseum wird erstmals seit vielen Jahren nicht lebig gemacht werden. Doch die Faszination von Weihnachten ist das ganze Jahr über vorhanden und so freuen sich die Mitarbeiterinnen und vielleicht ja auch die Kunstwerke auf Besucher sobald die Museen wieder geöffnet sind.“

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    Dieses Weihnachten ist schmerzlich anders. Wir müssen auf vieles verzichten, aus dem wir ansonsten Freude und Inspiration schöpfen können, wie Gemeinschaft, religiöse Rituale und die Begegnung mit Kunstwerken. Daher haben wir Martina Meyr, die Leiterin der Städtischen Museen eingeladen, für die Leser der NRWZ wenigstens einen virtuellen Weihnachts-Besuch in der Sammlung Dursch im Dominikanermuseum zu ermöglichen. Hier der Gastbeitrag von Martina Meyr:

    „Ein ereignisreiches Jahr, das große Veränderungen mit sich brachte, neigt sich dem Ende zu. Kaum einer hätte sich beim letzten Jahreswechsel ausmalen können, welche Herausforderungen sich jedem im Jahr 2020 stellen würden. So haben auch die Museen bereits einen Lockdown hinter sich und befinden sich seit 1. November im zweiten. Auch ohne laufenden Geschäftsbetrieb sind die Mitarbeiterinnen mit genügend Arbeit versorgt und freuen sich auf freie Tage, an denen sie sonst gearbeitet hätten.

    Und Maria, Joseph und das Jesuskind? Sie sind auf vielen Darstellungen in der Sammlung Dursch zu finden und dürfen derzeit nur von den Mitarbeitern betrachtet werden. Normalerweise gäbe es im Museum Kurz- und Sonntagsführungen im Advent oder einen individuellen Besuch bei den beliebten Motiven. Da dies nicht möglich ist, sollen hier nun drei besonderen Objekte vorgestellt werden.

    Die Weihnachtsdarstellungen finden sich im Dominikanermuseum in der neu aufgestellten Sammlung unter dem Titel „Freude und Dankbarkeit“. Hier ist auch die Darstellung der Verkündigung an Maria durch den Erzengel Gabriel auf einer Tafelmalerei aus der Mitte des 15. Jahrhunderts ausgestellt. Ursprünglich konnten die beiden Gemälde in der ehemaligen Wallfahrtskirche in Eschbach-Lotenberg im Landkreis Göppingen das ganze Jahr über auf den Werktagseiten von Altarflügeln betrachtet werden.

    Verkündigungsszene aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Foto: al

    Die Ankündigung der Geburt Jesu und des Weihnachtsfestes war damit allzeit für die Gläubigen präsent. Erst in der Weihnachtszeit wurden die Flügel geöffnet und Maria mit dem Erzengel waren für einige Wochen „verschwunden“. Heute fasziniert eher die Darstellung der Szene: Maria betet kniend an einem Lesepult mit einem Buch darauf und dreht sich nach hinten um. Dort erblickt sie den Erzengel, der ihr die frohe Botschaft überbringt, die auch auf einem Spruchband zu lesen ist, das senkrecht über das Bild flattert.

    Fenster geben den Blick frei in eine romantisch anmutende Landschaft. Die Darstellung innerhalb zeitgenössischer Wohnformen verknüpfte die mittelalterliche Lebenswelt mit der Heilsgeschichte. Heute strahlt das Bild Ruhe und Zuversicht, aber auch große Vorfreude aus.

    Weitere Darstellungen sind der eigentlichen Krippenszene gewidmet mit dem Jesuskind, das zumeist auf Marias Mantel gebettet auf dem Boden liegt. Diese Form von Bildern mit Maria, Joseph und Kind im Stall, davor Hirten mit ihren Schafen sowie Engel wurden im späten Mittelalter sozusagen programmatisch und prägen bis heute unverändert das Aussehen von Krippen.

    Detailreiche Weihnachts-Darstellung. Foto: al

    Die schriftliche Überlieferung in der Bibel gibt hingegen nur wenige Hinweise auf das genaue Aussehen des Geburtsortes Jesu. Auf keinen Fall dürfen Ochs und Esel fehlen! Die geschnitzte Altartafel aus Gottmadingen-Randegg vom Beginn des 16. Jahrhunderts zeigt diese Szene ganz besonders detailliert. Die beiden Tiere strecken ihre Köpfe durch die Futterkrippe, wärmen das nackte Kind auf dem Boden, beschnuppern und bestaunen es.

    Darüber kommt Joseph zur Szene hinzu, der gerade eine Kerze in einer Laterne entzündet. Maria kniet im rechten Bildbereich und hinter ihr nähern sich Hirten dem Stall. Bei genauerem Hinsehen erkennt man ein leichtes Lächeln von Ochs und Esel und sie dürfen im Laufe der Jahrhunderte wohl so manchem Kind die Zeit in der Kirche verkürzt haben. Auch heute noch werden Kinder beim Museumsbesuch schon fast magisch von den beiden angezogen.

    Detail der Tafel aus Gottmadingen-Randegg. Foto: al

    Den Abschluss der Weihnachtsgeschichte bilden wohl für viele die Heiligen Drei Könige, die nach heutigem Kirchenkalender am 6. Januar erscheinen – einem für Rottweil auch anderweitig ganz besonderen Tag. Drei Skulpturen mit 45 bis 67 cm Höhe stehen frei im Raum des Themenbereichs. Geschaffen wurden sie um 1480 und bis heute wurde ihre Originalfassung bewahrt.

    Heilige drei Könige aus dem späten 15. Jahrhundert. Foto: al

    Die Könige sind Symbole für die drei damals bekannten Erdteile aber auch für die drei Menschenalter Jugend – Erwachsenenalter – Greis. Sie sind Weise, Magier, Sterndeuter, Könige und bringen wertvolle Geschenke. An den drei Figuren in der Sammlung Dursch fasziniert die detailreiche Darstellung und außergewöhnlich hohe Qualität von Bildhauer und Fassmaler. Sie wurden in der Ausstellung bewusst so aufgestellt, dass man ihnen in die Augen blicken kann und sich dabei fragen, wie viele tausende von Menschen dies bereits davor getan haben. Wenn sie nur erzählen könnten!

    Dieser König symbolisiert das Greisenalter. Foto: al

    Diese und viele weitere Darstellungen der Weihnachtszeit sind leider in diesem Jahr nicht im Museum zu sehen. Auch das Herrenkramersche Kripple im Stadtmuseum wird erstmals seit vielen Jahren nicht lebig gemacht werden. Doch die Faszination von Weihnachten ist das ganze Jahr über vorhanden und so freuen sich die Mitarbeiterinnen und vielleicht ja auch die Kunstwerke auf Besucher sobald die Museen wieder geöffnet sind.“

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