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    Vor 20 Jahren: Schließung von „Volksfreund“ und „Tagblatt“

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    20 Jahre ist es dieser Tage her, dass, begleitet von energischen Protesten, die Lokalausgaben der „Schwäbischen Zeitung“ in Rottweil und Schramberg dichtgemacht wurden. Das Ende war jedoch auch ein Anfang für die anschließend gegründete Neue Rottweiler Zeitung, die NRWZ.

    Im Januar 2004 war das jedoch noch nicht abzusehen. In Rottweil erlosch mit der Schließung der „Volksfreund“, die älteste Zeitung der Stadt, in Schramberg das traditionsreiche „Schwarzwälder Tagblatt“.

    Als empörend empfanden viele, dass das Thema totgeschwiegen wurde: In der Lokalpresse erschienen nur ein paar dürre Zeilen. Zumindest bei der „Schwäbischen Zeitung“ waren sie von oben dekretiert und mit einem Maulkorb für die Redaktion verbunden. Pressefreiheit? Die schien vom Interesse der Verlage nicht ganz frei zu sein. Seltsam, dass kaum ein halbes Jahr später in Trossingen, Spaichingen und Tuttlingen Lokalausgaben liquidert wurden – und diesmal der andere der beiden Verlage zum Monopolisten aufstieg.

    Aber so geräuschlos wie gewünscht ließ sich die Schließung im Januar 2004 nicht abwickeln. Bürger gaben dem Unmut eine Stimme, organisierten Protest. Eine Unterschriftenliste kursierte – über 2000 setzten ihren Namen darunter.

    Bedrückende Umstände: Dass die Schließung trotz der Proteste in der Presse kaum Thema war, empfanden viele als undemokratische Zensur. Archivfoto: al

    Im Internet wurde über die Umstände informiert. Sogar die „Landesschau“ des SWR berichtete. Am letzten Arbeitstag der Redaktionen, dem 30. Januar 2004, gab es in Rottweil eine Demonstration, in Schramberg wurde das „Tagblatt“ symbolisch zu Grabe getragen.

    Einen symbolischen Abschied vom „Schwäbischen Tagblatt“ beging man in Schramberg. Archivfoto: al

    Die folgenden Wochen zeigten, dass der gewohnten Vielfalt in der lokalen Berichterstattung und den Meinungsäußerungen ein monotones Einerlei zu folgen drohte. Die Engagierten ließen daher nicht locker: Getragen von großer Sympathie in der Bevölkerung wurde am 14. März 2004 der Verein „Neue Rottweiler Zeitung“ ins Leben gerufen.

    Ein kleines Team wagte, unterstützt vom Verein, im Spätjahr 2004 den Schritt, den  Zeitungsverlag zu gründen, der seither die NRWZ herausgibt – bis zur Corona-Pandemie als wöchentliche Druckausgabe mit einer Auflage von zuletzt über 40.000.

    Während zig andere Medien-Gründungen in Deutschland scheiterten, hat sich das mit viel Idealismus gestartete Rottweiler Projekt trotz heftigem Gegenwind und ohne finanzstarken Verlag im Hintergrund zu einer geachtete Stimme in der regionalen Medienlandschaft entwickelt und auch den Übergang ins digitale Zeitalter erfolgreich gemeistert.

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    Das interessiert diese Woche

    20 Jahre ist es dieser Tage her, dass, begleitet von energischen Protesten, die Lokalausgaben der „Schwäbischen Zeitung“ in Rottweil und Schramberg dichtgemacht wurden. Das Ende war jedoch auch ein Anfang für die anschließend gegründete Neue Rottweiler Zeitung, die NRWZ.

    Im Januar 2004 war das jedoch noch nicht abzusehen. In Rottweil erlosch mit der Schließung der „Volksfreund“, die älteste Zeitung der Stadt, in Schramberg das traditionsreiche „Schwarzwälder Tagblatt“.

    Als empörend empfanden viele, dass das Thema totgeschwiegen wurde: In der Lokalpresse erschienen nur ein paar dürre Zeilen. Zumindest bei der „Schwäbischen Zeitung“ waren sie von oben dekretiert und mit einem Maulkorb für die Redaktion verbunden. Pressefreiheit? Die schien vom Interesse der Verlage nicht ganz frei zu sein. Seltsam, dass kaum ein halbes Jahr später in Trossingen, Spaichingen und Tuttlingen Lokalausgaben liquidert wurden – und diesmal der andere der beiden Verlage zum Monopolisten aufstieg.

    Aber so geräuschlos wie gewünscht ließ sich die Schließung im Januar 2004 nicht abwickeln. Bürger gaben dem Unmut eine Stimme, organisierten Protest. Eine Unterschriftenliste kursierte – über 2000 setzten ihren Namen darunter.

    Bedrückende Umstände: Dass die Schließung trotz der Proteste in der Presse kaum Thema war, empfanden viele als undemokratische Zensur. Archivfoto: al

    Im Internet wurde über die Umstände informiert. Sogar die „Landesschau“ des SWR berichtete. Am letzten Arbeitstag der Redaktionen, dem 30. Januar 2004, gab es in Rottweil eine Demonstration, in Schramberg wurde das „Tagblatt“ symbolisch zu Grabe getragen.

    Einen symbolischen Abschied vom „Schwäbischen Tagblatt“ beging man in Schramberg. Archivfoto: al

    Die folgenden Wochen zeigten, dass der gewohnten Vielfalt in der lokalen Berichterstattung und den Meinungsäußerungen ein monotones Einerlei zu folgen drohte. Die Engagierten ließen daher nicht locker: Getragen von großer Sympathie in der Bevölkerung wurde am 14. März 2004 der Verein „Neue Rottweiler Zeitung“ ins Leben gerufen.

    Ein kleines Team wagte, unterstützt vom Verein, im Spätjahr 2004 den Schritt, den  Zeitungsverlag zu gründen, der seither die NRWZ herausgibt – bis zur Corona-Pandemie als wöchentliche Druckausgabe mit einer Auflage von zuletzt über 40.000.

    Während zig andere Medien-Gründungen in Deutschland scheiterten, hat sich das mit viel Idealismus gestartete Rottweiler Projekt trotz heftigem Gegenwind und ohne finanzstarken Verlag im Hintergrund zu einer geachtete Stimme in der regionalen Medienlandschaft entwickelt und auch den Übergang ins digitale Zeitalter erfolgreich gemeistert.

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    Das interessiert diese Woche

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