Von 1891 bis heute: Rottweiler Bilder fügen sich zu Gesamtbild

Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

Ein Kloster, wo jetzt die Kreissparkasse steht, eine Kastanien-Allee an der Königstraße: Die digitale Foto-Sammlung des Vereins „Rottweiler Bilder“ zeigt die Stadt, wie sie früher war – und heute ist. Ab 5. Oktober sind bei einer Ausstellung im Alten Rathaus Beispiele zu sehen. Vorab erzählte der Vorsitzende Heinz Zimmermann der NRWZ, was für ihn den Reiz der „Rottweiler Bilder“ ausmacht.

Denn wenn Zimmermann und ein enger Kreis von Mitstreitern nicht hoch motiviert wären, gäbe es den Verein „Rottweiler Bilder“ nicht. Ebenso wenig wie die Foto-Sammlung auf der gleichnamigen Homepage, die der Verein betreut.

Ein Stück Wirtschaftsgeschichte: Diese um 1940 entstandene Aufnahme zeigt das Abschlauchen von Pfälzer Wein auf kleinere Fässer auf dem Güterbahnhof. Foto: Grimm

„Über 100 000 Motive sind dort mittlerweile zu finden“, berichtet Heinz Zimmermann nicht ohne Stolz. Und fast täglich werden es mehr. Die Neuzugänge zeigen ganz aktuelle Ereignisse in der Stadt, etwa das Skateboard-Event vergangenen Samstag. Oder den Abendmarkt am Donnerstag beim Heilig-Kreuz-Münster.

Das Team der „Rottweiler Bilder“ hat immer auch besondere Ansichten und Situationen im Blick – wie hier 2020, als die Sonnenscheibe spätabends zwei Wahrzeichen der Stadt, Kapellen- und Münsterturm, verband. Foto: Rottweiler Bilder

Das Team der „Rottweiler Bilder“ führt damit eine Tradition fort, die Norbert Luksch, Gründer der „Rottweiler Bilder“ initiiert hat. Mit großem Fleiß trug er historische und neuere Bilddokumente zu Rottweil zusammen. „Sogar eine Art Tagebuch zu Ereignissen in der Stadt hat er geführt“, erläutert Heinz Zimmermann.

Das konnte die Gruppe von Aktiven, die nach dem Tod von Luksch 2013 die Betreuung der Foto-Sammlung übernahmen, seit 2015 organisiert in einem Verein, nicht weiterführten. Wohl aber die Grundidee, das Leben und den Wandel in der Stadt zu dokumentieren.

Dokumente des Wandels: Die Kreuzungssituation zwischen Königs- und Stadionstraße 1960, stadtauswärts gesehen… Foto: Rottweiler Bilder
… und 2016. Foto: Rottweiler Bilder

„Da stößt man einfach auf so viele spannende Dinge“, erzählt Heinz Zimmermann. Schon eine Aufnahme aus den 1950er Jahren, die den Bereich zwischen Stadionstraße und Dammstraße zeigt, führt in ganz andere Welt: „Dort hatten die Eucharistiner ein Kloster mit Schule und großer Gartenanlage“, erläutert Zimmermann. „Das weiß heute kaum noch jemand“, fügt er hinzu – ein Grund mehr, die Sammlung der „Rottweiler Bilder“ zu pflegen und weiter auszubauen.

Dabei helfen viele mit. „Das Foto vom Eucharistiner-Kloster zum Beispiel haben wir von jemandem bekommen, der dort zur Schule gegangen ist“, sagt Heinz Zimmermann. Auch anderes wird den Bild-Experten zugetragen. Etwa eine Serie von Aufnahmen, die ein im Krieg nahe Aixheim notgelandetes Flugzeug der deutschen Wehrmacht zeigen, das von Ochsen aus dem Acker gezogen wird.

Blick in die von Kastanien gesäumte Königstraße 1957. Foto: Rottweiler Bilder
Und die Königstraße von fast exakt demselben Standpunkt aus gesehen 60 Jahre später, 2017. Foto: Rottweiler Bilder

So ist nach und nach eine Foto-Chronik der neueren Geschichte Rottweils entstanden. Vielleicht auch eine Art Familien-Album. Denn wenn Heinz Zimmermann mal wieder eine Anfrage erhält, aus ganz Deutschland und darüber hinaus, hat er manchmal fast den Eindruck, dass es eine familiäre Verbundenheit mit Rottweil gibt. Die viele weitertragen, auch wenn sie nicht mehr hier leben.

Zu den kuriosesten Beispielen zählt die Bitte einer nach Brasilien ausgewanderten Rottweiler Familie, die ihrem betagten Familienoberhaupt ein bestimmtes Rottweil-Motiv schenken wollten. „Die wussten, dass sie ihm damit eine große Freude machen“, erinnert sich Zimmermann.

Mit der Ausstellung im Alten Rathaus will er nun Interesse wecken für die „Rottweiler Bilder“ – sowohl für den Verein, als auch das Anliegen, für das dieser steht. Die Präsentation zeigt neben bildschönen Bilderbuch-Aufnahmen unter anderem viele Gebäude und Straßenzüge früher und heute – wobei als ältestes Motiv das Café-Lehre-Eck anno 1891 heraussticht.

Die Ausstellung soll zudem dafür sensibilisieren, dass man alte Fotos, die man zuhause findet, Heinz Zimmermann schicken kann. Denn in der Sammlung der „Rottweiler Bilder“ bekommen auch Motive, die zunächst eher unscheinbar wirken, wieder einen größeren Zusammenhang. So tragen die „Rottweiler Bilder“ als verbindende Plattform dazu bei, dass aus einzelnen Motiven ein größeres Bild, ein Gesamtbild entstehen kann. Mit dem sich vielleicht auch künftige Generationen im vertieften Sinne ein Bild machen können.

Ein neueres der „Rottweiler Bilder“: Die Stadt bei Nacht, aufgenommen am 22. August 2023. Foto: Rottweiler Bilder

Um die junge Generation will sich der Verein künftig übrigens verstärkt bemühen. Gedacht ist etwa an einen Fotowettbewerb zu einem Rottweiler Thema durch eine Schulklasse – mehr soll derzeit aber noch nicht verraten werden. Auch sonst hat das „Rottweiler Bilder“-Team noch einiges vor: „Die Landesgartenschau, die Hängebrücke“ – Heinz Zimmermann ist sicher, dass die Motive nicht ausgehen. Und freut sich, wenn er diese den „Rottweiler Bildern“ weiter kontinuierlich hinzufügen kann.

Info: Den Bilderschatz der „Rottweiler Bilder“ findet man im Internet unter   https://www.rottweil.net

image_pdfPDF öffnenimage_printArtikel ausdrucken

2 Kommentare

2 Kommentare
Neueste
Älteste Meist bewertet
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen