Rottweil – Irgendwann ist Schluss. Mit viel Beifall wurde Herbert Sauter verabschiedet und geehrt – für fast 24 Jahre als ehrenamtlicher Hausener Ortsvorsteher, aber auch für über 40 Jahre im Ehrenamt der Stadt. Am Freitagabend gab es die offizielle Verabschiedung mit geladenen Gästen – unter anderem waren vier Fachbereichsleiter in der Hausener Gymnastikhalle.
Ganz persönlich begann Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf die Laudatio: Sauter hatte, damals noch im Gemeinderat, als es 2015 um die Wahl des Ersten Beigeordneten der Stadt ging, nach Stimmengleichheit im zweiten Wahlgang Glücksfee gespielt – mit dem glücklichen Aufgang für Ruf.
Von 1980 bis 2019 mit Unterbrechungen war Sauter im Rottweiler Gemeinderat, berichtete Ruf, und von 1999 bis 2023 Ortsvorsteher in Hausen. „Man kann sich Hausen ohne Ortsvorsteher Sauter kaum vorstellen“, sagte Ruf über den „Hausener mit Leib und Seele“. Sauter habe immer gewusst, was die Bürgerinnen und Bürger in Hausen drückt, und daher auch einen Preis für Bürgerbeteiligung bekommen.
Dass Sauter nicht nur auf der politischen Ebene tätig war, hob neben Ruf auch Philipp Burkard für die Hausener Vereine und Jugendgruppen hervor: „Du bisch au an Vereinsmensch“. So war er Vorsitzender des Musikvereins, ohne dort aktiv zu sein, und auch im Sportanglerverein. Ruf erwähnte auch Sauters langjähriges Engagement in der Rottweiler Narrenzunft.
Ruf erinnerte auch an Vorkommnisse der letzten Zeit: Er selbst habe den Kreisverkehr am Ortseingang verkehrlich „nicht für unbedingt notwendig“ gehalten. Doch Sauter habe Kärrnerarbeit geleistet – und schon gingen im Gemeinderat die Hände der Räte hoch, als es um den Bau des Kreisels ging. „Das war letztlich ein Erfolg“, räumte er ein. Sauter habe auch im Regierungspräsidium und beim Ministerium angerufen – obwohl dafür eigentlich der Oberbürgermeister zuständig sei.
Sauter ging auf diese Episode ein. Er habe in der Tat bei Regierungspräsidium wegen eines Zuschusses zum Bau des Kreisverkehrs angerufen. Aber der damalige Regierungspräsident Julian Würtenberger habe ihm gesagt, in seinem Bereich gebe es 80 Kreisverkehre, von denen jeder wichtiger wäre als der in Hausen, daher könne es keine Zuschüsse geben.
„Man sollte aufhören, solange man noch einigermaßen bei Verstand ist“, sagte der 77-Jährige zum Ende seiner Dienstzeit, „es war einfach so weit.“ Viel Kraft, viel Geduld und einen Blick fürs Machbare, so habe er das Amt geführt. „Bisweilen auch eine gewisse Schlitzohrigkeit“ attestierte er sich selbst und führte ein Beispiel an: Irgendwann habe er festgestellt, dass Hausen die Einwohnerzahl von 1000 überschritten hat. Damit steige auch die Aufwandsentschädigung für den Ortsvorsteher, aber „das wusste niemand außer mit“. Aber er wollte nicht direkt darauf hinweisen, also habe er bei der nächsten Ortschaftsratssitzung zum damaligen Bürgermeister Werner Guhl gesagt: Wir haben jetzt über 1000 Einwohner, erhält der Ortschaftsrat einen Sitz mehr? Darauf habe Guhl geantwortet: Nicht einen Sitz, aber du kriegst mehr Geld.
Ob die Arbeit als Ortsvorsteher Spaß gemacht habe, sei er oft gefragt worden. Spaß sei etwas anderes, befand er und nannte ein Beispiel: Als er vor Kurzem im Fernsehen angeschaut hat, wie Fußball-Bundesligist SC Freiburg den FC Bayern München aus dem DFB-Pokal geworfen hat, „das hat Spaß gemacht.“
Für die Ortsvorsteher-Kollegen sprach Zepfenhans Eugen Mager – unter anderem meinte er scherzhaft: „Du hast vier OBs verschlissen.“
Nachfolger Hans-Peter Alf hatte sich gleich zu Beginn seiner Ansprache als, zumindest was Schlitzohrigkeit betrifft, ebenbürtig erwiesen, indem er Arthur Schnitzler zitierte: „Ein Abschied schmerzt immer, auch wenn man schon lange drauf freut“.