Verwaltung übt Sparsamkeit

Angespannte Haushaltslage

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Kein Geld für Projekte von Turnverein, Narrhalla und Arbeiterwohlfahrt? Der Rottweiler Gemeinderat muss über entsprechende Anträge der drei Vereine im Rahmen der Haushaltsberatungen beschließen. Nicht alles befürwortet die Verwaltung.

Rottweil – Wenn der Rat am Mittwoch um 17 Uhr zusammentritt, wartet ein dickes Paket auf ihn: Der Haushalt der Stadt. Teil eins der Vorberatung. Als eigener Tagesordnungspunkt, weil nicht im Entwurf des Etats enthalten: Die Anträge von sechs Vereinen auf Zuschuss.

Turnverein

Der dickste Brocken: 137.000 Euro hat der Turnverein (TV) beantragt. Ihn hat das Hochwasser Anfang Juni schwer getroffen. Die Tartanbahn wurde unterspült und der Belag zerstört; der Sand der Weitsprunggrube wurde weggespült, die Anlaufbahn zerstört; Geräteschuppen und Umkleideräume wurden überschwemmt und das Inventar weitgehend zerstört; der Getränkekeller wurde überschwemmt und die gesamten Vorräte zerstört; das Toilettengebäude wurde überschwemmt und trug Schäden an Innenputz und Fassaden davon.

Laut Kostenaufstellung geht der Verein von Wiederherstellungskosten in Höhe von bis zu 147.000 Euro aus, wobei allein die Tartanbahn laut dem Verein zwischen 90.000 und 120.000 Euro kostet. Die bislang genutzte Bahn stammt aus dem Jahr 1986.

Die Elementarversicherung würde 10.000 Euro für die Arbeiten am Vereinsheim übernehmen. Der Rest ist laut Verein nicht versicherbar, weil das Sportgelände in einem Überschwemmungsgebiet liegt.

Genau das ist aber ein Grund, warum die Verwaltung die Ablehnung des Antrags empfiehlt: Das Gelände ist ja immer vom Hochwasser bedroht. Daher der Vorschlag, Training und Wettkampfsport auf städtische Anlagen und Hallen zu verlegen.„Was, berücksichtigt man die derzeitige Nutzung, durchaus auffangbar ist“, heißt es in der Ratsvorlage. Hobbysport und gesellige Nutzung seien so aber nicht zu ersetzen. Auch gegen einen Zuschuss für die Wiederherstellung des Turnerheims spricht sich die Verwaltung aus: „Die Erhaltung des Vereinsheims für die gesellige Nutzung wird von der Verwaltung nicht als Aufgabe der Stadt angesehen.“

Das letzte Wort hat aber, wie bei allen diesen Anträgen, der Gemeinderat.

Narrhalla

Über einen guten Fundus an Materialen und historisch wertvollen Archivalien verfügt der älteste Narrenverein Rottweil, die 1888 gegründete Narrhalla. Diese sind derzeit privat und auch in der Zehntscheuer untergebracht. Um dies sachgerecht unterbringen zu können, möchte der Verein Räume in einem Haus gegenüber dem Kapuziner anmieten. Hier könnte auch der jährliche Fasnetsball vorbereitet werden. Die Miete beträgt 500 Euro im Monat, also 6000 Euro im Jahr. Davon könne der Verein 1440 Euro tragen. Die restlichen 4560 Euro möchte er als Zuschuss von der Stadt, schreiben Oberelfer Stephan Drobny und Kassierer Damian Detta.

Die Verwaltung begrüßt eigentlich die Idee, „zumal der reiche Fundus einer besonderen Aufbewahrung bedarf und frei von einer Bindung an einzelne Personen sein sollte.“ Auch die Nähe zum Kapuziner und die Nutzung von Räumen für diverse Vorbereitungen und Sitzungen seien „absolut nachvollziehbar“. Aber: „Da der städtische Haushalt angespannt ist, es hier um eine jährliche Förderung auf unbestimmte Zeit ginge, schlägt die Verwaltung vor, den Antrag abzulehnen.“

Arbeiterwohlfahrt (AWo)

Die AWo will die Spittelmühle, eine anerkannt wichtige soziale Einrichtung, sanieren und erweitern. Das kostet sie 1,85 Millionen Euro. Dafür braucht sie eine Menge Zuschüsse aus verschiedenen Quellen. Bei der Stadt Rottweil hat sie erst 185.000 Euro beantragt und dies auf 85.000 Euro reduziert, dies verteilt auf zwei Jahre. Außerdem beantragt sie, die Stadt solle den Zins für ein Darlehen in Höhe von 100.000 Euro übernehmen. Das würde auf 25 Jahre gerechnet etwa 58.000 Euro betragen.

Die Verwaltung schlägt vor, auch diesen Antrag abzulehnen. Als Begründung wird unter anderem ausgeführt, dass sie über die Kreisumlage bereits an der Finanzierung beteiligt sei – der Landkreis trägt 185.000 Euro bei. Eine Beteiligung der Stadt sei vom Grundsatz her schwierig, weil auch das Umland von der Einrichtung profitiere. Und schließlich: „Aus Sicht der Verwaltung können wir aufgrund der derzeit überaus angespannten Haushaltlage die geforderte finanzielle Unterstützung nicht leisten.“

Befürwortet

Die Fahrtkosten von Jugendteams des Rugbyclubs und die Ausfall-Zuschuss an den MUM-Verein für den Ferienzauber befürwortet die Verwaltung, ebenso den Antrag des Rollbrett-Vereins, für die Erweiterung des Skaterparks ein Grundstück kostenfrei zur Verfügung zu stellen.

Wolf-Dieter Bojus

... war 2004 Mitbegründer der NRWZ und deren erster Redakteur. Mehr über ihn auf unserer Autoren-Seite.

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