Die Rottweiler Fasnet fällt in diesem Jahr aus. Kein Abstauben, kein Schmotziger, keine Narrensprünge. Die NRWZ hat sich bei ein paar Rottweiler Narren umgehört, was Ihnen am meisten fehlt und was sie für die fünfte Jahreszeit planen.
In Kindheit und Jugend war für Ralf Banholzer (Foto: Savio Banholzer) die Fasnet mit Schaffen verbunden. „Im elterlichen Gasthaus Becher musste ich immer helfen“, sagt der 49-Jährige. „Wenn ich nicht mehr in der Gaststube stehen muss, bin ich an der Fasnet weg, Skifahren“, lautete denn auch sein Vorsatz in jungen Jahren. Doch es kam anders: 1990 schlüpfte er erstmals am Fasnetsdienstag ins Rössle. Dabei blieb es – dreißig Jahre lang. Die Idee vom Skifahren an der Fasnet, hat sich für Banholzer und seine Familie längst in Wohlgefallen aufgelöst.
Was bedeutet für dich die Fasnet generell?
Fasnet bedeutet für mich ein Stück weit Identität, ein Stück weit Heimat. Fasnet ist für mich ein Haltepunkt, ein Anker, der mich mit Rottweil und der Region verbindet. Und Fasnet ist für mich Lebensgefühl, das uns als Familie das ganze Jahr prägt. Die Fasnet ist eine Brücke, die uns mit vielen Freunden verbindet.
Was hast du empfunden, als klar war, die Fasnet 2021 fällt aus?
Für mich war schon im Herbst klar, dass es keine Fasnet geben wird, wie wir sie kennen. Ich habe lange auf eine klare Aussage der Narrenzunft gewartet. Wir befinden uns in einer Pandemie, das müssen wir uns klarmachen. Da müssen wir uns an Regeln und Einschränkungen halten. Klar bin ich wehmütig, wenn es kein Narren gibt, aber das ist jetzt einmal, das überstehe ich. Leid tut es mir für die Kinder. Für die ist ein Jahr warten eine lange Zeit.
Kein Schmotziger, keine Narrensprünge – was schmerzt am meisten und warum?
Mich schmerzt am meisten, dass das Aufsagen nicht stattfindet, dass ich als Narr nicht in die Häuser kann. Für mich lebt die Fasnet durch die Interaktion mit dem Publikum.
Was hast du für ein Alternativprogramm an der Fasnet 21?
Wir sitzen als Familie Montag um 8 Uhr am Bildschirm und schauen uns „Fasnet dahoim“ an. Danach gehe ich normal schaffen. In die Stadt zu gehen, um zu gucken, was da los ist, das verkneife ich mir. Was für Sportler gilt, trifft auch auf einen Narren zu: Echte Narrengröße zeigt er im Verzicht.