Der Buchhändler Christoph Greuter ist am 17. Juni im Alter von 55 Jahren gestorben. Das meldete das Börsenblatt des Deutschen Buchhandels zunächst. Im März hatte Greuter den Verkauf seiner vier Filialen in Rottweil, Radolfzell, Singen und Tuttlingen an die Buchhandlung Rupprecht bekannt gegeben. Die von ihm eingeleitete Übergabe erlebt der überregional bekannte Buchhändler damit nicht mehr.
Ein Gastbeitrag von Oliver Fiedler, Chefredakteur Singener Wochenblatt
Singen/Rottweil. Die Nachricht machte bereits die Runde und eigentlich wollte sie niemand so recht glauben. Doch am vergangenen Montag bestätigte sich, dass es für Christoph Greuter (55) kurz vor dem Ziel doch nicht mehr gereicht hat: Christoph Greuter ist am Freitag vor einer Woche nach lang bekämpfter Krankheit verstorben.
Im März hatte für viele überraschend Christoph Greuter per Medienmitteilung die Übernahme seiner derzeit vier Filialen in Singen, Radolfzell, Tuttlingen und Rottweil mit rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Oberpfälzer Buchhändler Rupprecht bekannt gegeben. Heute ist damit der Hintergrund dieses Vorgehens durchaus klarer.
Christoph Greuter übernahm die 1951 gegründete Buchhandlung 2006 gänzlich von seinen Eltern Michael und Hanni Greuter und baute sie aus. Und das in vielen Punkten beispielhaft, mit Blick auf einen Markt, der zwar immer mehr in Richtung „online“ tendierte, aber der doch eben vom persönlichen Kontakt, vom Rat der leidenschaftlichen Buchhändler lebt.
Greuter hat diese Gratwanderung mit viel Herzblut für den stationären Handel beschritten. Das Unternehmen wurde im Jahr 2020 mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet, schon 2015 gab es, hauptsächlich durch die Verknüpfung von digitalem und analogem Handel, den „Zukunftspreis Handel in Baden-Württemberg“. Dieses Niveau werde auch nach der Übernahme durch die Buchhandlung Rupprecht gepflegt, ebenso wie die sehr eigenständige Arbeitsweise aller Mitarbeitenden, die ja durch ihre Verankerung in der Region eine Stärke der Buchhandlung sind, vermittelte der Buchhändler damals mit der Nachricht der Übernahme.
Vor allem die letzten zwei Coronajahre stellten da eine besondere Herausforderung dar: Das Unternehmen unternahm viele Aktivitäten, um trotz Lockdown und Kontaktbeschränkungen bei den Kunden zu bleiben, zum Beispiel mit einem Lieferservice per Lastenrad – als Antwort auf die anonym globalen Superhändler. Greuter war auch einer der ersten Mitstreiter der einstigen „Buy Local“-Bewegung, die den Kunden deutlich machen sollte, wie wichtige eine lebendige Innenstadt als Lebenstreffpunkt ist.
Genau das wurde ja auch in seinen Filialen gepflegt – obwohl das Unternehmen auch „online“ durchaus agil am Markt vertreten ist.
Die Übergabe der Buchhandlung Greuter an Ruprecht war seine Zukunftsoption. Sie wird ohne ihn vollends umgesetzt, zum 1. Juli.