ROTTWEIL. Bestens besucht ist der Weihnachtsmarkt in Rottweil schon an diesem frühen Samstagnachmittag. Die Leute treffen sich, halten einen gemütlich-fröhlichen Schwatz und trinken etwa einen Glühwein. Oder zwei oder drei, vor allem, wenn es dann irgendwann später wird, der Abend hereinbricht. Dann muss, das hat Gott so geschaffen, der Glühwein auch wieder raus. Und hier beginnt diese kleine Geschichte – die zwei Tage später schon ein Happy End hat. Siehe unten.
Dass etwas fehlt, merkt man oft erst, wenn man es benötigt. Oder hätten Sie, liebe Leserin und lieber Leser, auf Anhieb sagen können, dass es dem Rottweiler Weihnachtsmarkt – der doch von A wie Adventskalender bis Z wie Zuckerstangen alles hat – an einem Toilettenwagen mangelte? Das merkten sie vielleicht gestern Abend, wenn Sie nach drei bis fünf Glühweinen ein dringendes menschliches Bedürfnis verspürt haben. Die meisten gingen in die Toiletten im Alten Rathaus, die dem Vernehmen nach offenbar am Abend geschlossen wurden. Manch einer oder eine ging ins Schädle.
Das ist nicht, was Joachim „Jumbo“ Schädle, Inhaber des gleichnamigen Cafés, als „unglücklich“ empfindet. Gegen Leute, die bei ihm geschwind aufs Klo gehen, hat er nichts. Aber: Es gibt offenbar eine ganze Reihe von Helden, die ihm hinters Haus in die Gasse pinkeln. Und irgendein Depp – oder mehrere – hat ihm auch noch im Vorbeigehen den Briefkasten abgerissen und einen Blumentrog umgeworfen. Unschöne Bescherung. Schädle ist sich sicher: „Es fehlt ein Toilettenwagen.“
Zurück zum fehlenden Toilettenwagen: Ein Unding bei einem Markt, der offenbar tausende Menschen anlockt? Anscheinend ging es bisher auch so, ohne. Detlev Maier, Vorsitzender des Gewerbe- und Handelsvereins (aber nur Mit-Veranstalter des Marktes, nach eigenen Worten nicht für die Organisation zuständig), sagt auf Nachfrage der NRWZ: „In der Vergangenheit war nie einer da, und jetzt übers Wochenende bekommen wir den nicht angeschlossen – Wasser, Abwasser, Elektrik und so weiter. Und dann noch das Thema Genehmigung …“.
Jedoch, so Maier weiter: „Ich sehe die Notwendigkeit!“ Deshalb hat er auf die Nachfrage der NRWZ direkt reagiert und einen Toilettenwagen bestellt. Der sei, Stand Samstag um 13 Uhr, nun unterwegs. Direkt an den Markt bringen könne er ihn nicht, aber er werde ihn an seinem Markt aufstellen lassen. Also beim Edeka-Culinara am Nägelesgraben. Und er hofft, dass das Anschließen rasch vonstattengeht.
Bis dahin: Markt besuchen, trinken, essen, shoppen, schwatzen, der Musik lauschen, in Weihnachtsstimmung kommen, das ist alles in Ordnung. Den Leuten hinters Haus pullern aber nicht. Immerhin: Ein Toilettenwagen kommt.
Und Tobias Hermann, Sprecher der Stadtverwaltung Rottweil, erklärt: „Das öffentliche WC ist während des Weihnachtsmarktes geöffnet und auch das Reinigungsintervall ist erhöht. So ist es zumindest festgelegt.“ Er werde heute persönlich nachschauen, dass das klappt.
Update Montag, 10 Uhr: Der Toilettenwagen steht. Und zwar an der Ecke Hauptstraße, Hohlengrabengasse, unterhalb des alten Postamts. Detlev Maier vom GHV hat den Wagen am Samstag besorgt, Simone Strasser vom Tourismusbüro der Stadtverwaltung hat am Wochenende (!) alles genehmigungsrechtliche und ansonsten notwendige in die Wege geleitet. Zudem kam rasch auch ein Mitarbeiter der Sanitärfirma Gwinner vorbei, erzählte man der NRWZ. Und ab 11 Uhr heißt es demnach: „Wasser Marsch!“ im ersten Toilettenwagen des Rottweiler Weihnachtsmarktes.
Update Montag, 12 Uhr: Tobias Hermann, Sprecher der Stadtverwaltung, ergänzt: „Wir haben jetzt auch nochmals bei den Toilettenzeiten im Alten Rathaus nachjustiert. Die Toiletten sind regulär bis 21 Uhr geöffnet – der Markt unter der Woche bis 20 Uhr, das sollte kein Problem sein. Am Wochenende haben wir die Öffnungszeit auf 21.30 Uhr verlängert – da der Markt dann ja bis 21 Uhr geöffnet hat. Danach werden die Toiletten noch gereinigt und sind in dieser Zeit auch noch nutzbar. Wir gehen davon aus, dass sie also sogar noch eine halbe Stunde länger zugänglich sind. Unser Putztrupp übernimmt außerdem auch die Reinigung des GHV-Wagens.
Naja, welcher der vielen Götter dieser Welt sich denn nun für die Notdürftigkeit des „Wasser Abschlagens“ verantwortlich zeigt, wissen wir nicht, aber bei einer Sache kann nicht einmal der Gott der Christenheit noch helfen: „Wenn ich einen im Tee habe und mir sogar das Klo hinterm Alten Rathaus, so sehr viel zu weit von der Warteschlange am Marinepunschhäusle entfernt ist, dass ich dem Nächstgelegenen Menschen, wie ein Rind im Stall an die Tür pissen muss… Lauf ich dann jetzt zum Toilettenwagen am Edeka?
Da hör ich noch das Gejammer, dass eine eingeschränkte Traufbeleuchtung immensen Einfluss auf Stimmung und Kauflaune der Konsumenten hätte und dass der schwer ringende Einzelhandel jede Hilfe braucht und dann „hebt‘s“ an Simpelsten für den ungestörten und entspannten Genuss, dem öffentlichen WC. Ja, der „liebe Gott“, hat sich mancher Orts wirklich nur um die biologischen Notwendigkeiten gekümmert, den Rest lies er brach.