„Der Aufzugstestturm Rottweil – ein PR-Desaster für Thyssenkrupp?“ Das hatte die NRWZ am Dienstag gefragt. Zugleich hatten da einige Fragen von uns der Pressestelle des Aufzugbauers vorgelegen, für deren Beantwortung man sich Zeit ausbedungen hat. Die Antworten liegen nun vor, wir bringen sie im Wortlaut. Darin werden Neuerungen versprochen. So soll ein Techniker ab sofort seit März jedes Wochenende im Testturm bereit stehen. Und Thyssenkrupp will einen zweiten Aufzug für die Besucher des Turms öffnen. Das Unternehmen betont allerdings: Es handele sich beim Testturm in erster Linie um eine Forschungseinrichtung.
NRWZ: Am vergangenen Sonntag soll es erneut einige Ausfälle des Panoramaaufzugs gegeben haben. Deren Zahl soll bereits allein an diesem Tag im zweistelligen Bereich gelegen haben. Ist das jeweils richtig? Falls nicht: Was war gestern los?
Thyssenkrupp: Am Samstag gab es einen Ausfall, der länger gedauert hat, weil die Techniker für die Fehlersuche Teile der Verkleidung abbauen mussten. Wir hatten Samstag und Sonntag (5./6. Mai 2018) außerdem in Summe im kleinen zweistelligen Bereich Stehzeiten von jeweils 5 bis 15 Minuten. Die Ursache lag in der Elektronik und hat zu Problemen mit den Türen des Panoramaaufzuges geführt. Seit Behebung dieses Fehlers am Montag ist er ununterbrochen und störungsfrei im Einsatz.
Ist es ebenfalls richtig, dass vorübergehend Passagiere im Aufzug eingeschlossen gewesen sind?
Während der Türblockaden im Erdgeschoss hat es Wartezeiten von 5 bis 15 Minuten gegeben – vor der Kabine und in der Kabine. Ein Techniker ist während der öffentlichen Besucherzeiten immer direkt vor Ort und hat auch diese Situationen rasch gelöst.
Der Aufzug ist doch sicher für das Fahrgastaufkommen zur Plattform ausgelegt. Wo liegt aus Ihrer Sicht das Problem? Beziehungsweise Wie oft fällt ein aktueller Thyssenkrupp-Aufzug aus, wie viele Personen sollte er zwischen zwei Ausfällen durchschnittlich befördern?
Unser Aufzug – und zwar einer allein – befördert im Dauerbetrieb innerhalb von drei Tagen rund 4000 Personen. Da fällt jeder Defekt auf, zumal es am Testturm, anders als in den meisten anderen „Hochhäusern“, bislang keine weiteren Aufzüge gab, auf die wir bei Ausfällen ausgewichen wären. Die Sichtbarkeit und die Folgen eines Defektes (= Wartezeiten) sind hier also wesentlich größer als anderswo.
Beim Panoramaaufzug hatten wir mit verschiedenen, kleinen Defekten zu tun. Schon ein kleines Relais kann dazu führen, dass der Aufzug stehenbleibt – was er bei einer Störung auch soll – und Hunderte Besucher warten müssen.
Bei über 50.000 Einzelteilen, die in dem Panoramaaufzug verbaut sind, gibt es auch keine hundertprozentige Garantie, dass immer alles funktioniert. Zum Vergleich: Ein Auto zählt durchschnittlich nur 10.000 Bauteile. Wichtig ist, dass wir Probleme schnell lösen, wenn sie auftreten. Aus diesem Grund ist an allen Besuchertagen ein Techniker direkt in der Forschungseinrichtung stationiert. Vielbenutzte Teile tauschen wir vorzeitig präventiv aus; wichtige Ersatzteile lagern wir vor Ort.
Der Besucherfluss soll außerdem an den Wochenenden optimiert werden: So könnten wir einen zweiten Aufzug, der für Evakuierungszwecke ausgestattet und bisher dafür reserviert wurde, in den Normalbetrieb integrieren.
Im Falle eines Ausfalls ist der Servicetechniker gefragt. Dieser ist mutmaßlich weiterhin für ein Gebiet und nicht nur für den Testturm-Standort zuständig. Er befindet sich also möglicherweise nicht vor Ort. Behalten Sie dieses Vorgehen bei? Wie groß ist der Radius des Servicegebiets um den Testturm herum?
Es befindet sich jeden Tag, an dem die Besucherplattform des Thyssenkrupp-Aufzugstestturms geöffnet ist, ein Servicetechniker für die gesamte Öffnungszeit direkt vor Ort. Er betreut ausschließlich den Besucheraufzug. Für eine Einrichtung mit einem so hohen Besucheraufkommen gehören Bereitschaftsdienste von Technikern zum Standard.
Anm. der Red. Hier änderte das Unternehmen offenbar sein Vorgehen. „Wenn nachts oder an einem Wochenende Einsätze für unsere Servicetechniker anstehen, dann werden diese über unsere Rufbereitschaftszentrale informiert. Je nachdem, wo sich der Servicetechniker befindet, hat er eine Wegstrecke zum jeweiligen Einsatzort zurückzulegen. Das benötigt Zeit.” So begründete im Februar eine Thyssenkrupp-Sprecherin gegenüber der NRWZ, warum der Aufzug bereits damals für eine volle Stunde ausgefallen war. Wie die NRWZ erfuhr, ist seit März an allen Wochenenden ein Servicetechniker direkt vor Ort.
Gerät der Testturm wegen der Ausfälle des Panoramaaufzugs allmählich zum PR-Desaster für Thyssenkrupp?
Für uns bedeutet jeder Aufzug, der nicht hundertprozentig funktioniert, ein Ärgernis für den Kunden und ein Problem für die Branche. Oberste Priorität ist es immer, zuerst das Problem zu lösen – und dann Innovationen voranzutreiben, die die derzeitigen globalen Standards der Aufzugsbranche verbessern.
Wir von der NRWZ empfinden die Informationspolitik Ihres Hauses bislang als eher restriktiv. Die Mitarbeiter am Testturm sollen – bildlich gesprochen – einen Maulkorb haben. Stimmt das? Versucht Thyssenkrupp Elevator, die Standzeiten des Panoramaaufzugs unter dem Deckel zu halten?
Wir sind immer bemüht um eine offene, transparente Kommunikationspolitik.
Stimmt es, dass die Besucher gestern am vergangenen Sonntag Freitickets bekommen haben?
Ja, wir haben etwa 500 Tickets am vergangenen Wochenende als Entschädigung für Wartezeiten verteilt. Kinder sind in der Zahl inbegriffen.
Wie man hört, sehen Sie auch kommunalen Handlungsbedarf, in der Umgebung des eigentlichen Testturms. können Sie diesen bitte konkretisieren? Was würden Sie sich vor Ort wünschen?
Wir kommentieren keine Angelegenheiten, die die Stadt Rottweil betreffen. Wo Thyssenkrupp auf eigenem Grundstück die Lage rund um den Aufzugstestturm verbessern kann, machen wir das natürlich. Insgesamt freuen wir uns, dass wir mit der Stadt seit vielen Jahren gut und konstruktiv zusammenarbeiten. Fragen zum Engagement der Stadt kann und sollte nur die Stadt beantworten.