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    Theater am AMG: Der gefakte Faker

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    Die „Antikes-Theater-AG“ des AMG brachte am 22. und 23. März Aristophanes‘ groteske Komödie im Festsaal der Gymnasien zu einer ebenso unterhaltsamen wie nachdenklich machenden Aufführung.

    Rottweil. Der griechische Philosoph Sokrates steht für gewöhnlich in dem Ruf, zwar eine Nervensäge gewesen zu sein, aber durch seine Fragen die Menschen seiner Zeit bewegt zu haben, über sich selbst nachzudenken, eigene Meinungen in Frage zu stellen und diese gegebenenfalls auch zu ändern.

    Anders in Aristophanes‘ Komödie „Die Wolken“ aus dem Jahr 423 v. Chr.: Hier ist Sokrates ein Fake – ein schriller Luftikus, ein Wortverdreher und Lufthülsenproduzent, der seine Schüler lehrt, die Redekunst zu nutzen, um für sich selbst das meiste herauszuholen, ungeachtet der Frage, wo denn eigentlich die Wahrheit liegt oder wer im Streitfalle im Recht ist. Damit vertritt er Ansichten, die der Philosoph Platon, dessen Schriften für das etablierte Sokratesbild verantwortlich sind, seinen schärfsten eigenen Konkurrenten unterstellte: den Sophisten.

    Der Bauer Beugemann, dargestellt von Clara Finkler (KS 1), ist schwer verschuldet, weil sein Sohn Sparfeind (Paul Renz, KS 1) das Geld des Vaters für Pferde und Pferderennen verschleudert. Als die Gläubiger (Filippa Bertsche und Ella Faulhaber, KS 1) Beugemann zusetzen, will er seinen Sohn zu Sokrates (Hannah Wallat, KS 1) in die Schule schicken, damit er beim „Meister des leeren Gefasels“ lernt, seine Rede so zu gebrauchen, dass die Gläubiger trotz ihrer Ansprüche leer ausgehen.

    Es gibt einige Verwicklungen: Der Sohn lehnt zunächst ab, der Vater geht selber in die Schule, scheitert aber an einer „Lernstandserhebung“, überredet Sparfeind schließlich, doch bei Sokrates zu lernen, was dieser mit so viel Erfolg tut, dass er sich schließlich über den Vater erhebt und ihm das Wort im Munde umdreht, ihn weiter aussaugen will und ihm Prügel androht. Das Ende der Komödie ist ein geradezu finsteres: Beugemann wird für seine Leichtgläubigkeit und für seinen Versuch, mithilfe rhetorischer Helfershelfer die Wahrheit zu verdrehen, von ebenden Kräften gestraft, die er zu Hilfe rief.

    Das alles kommt mit viel scharfem Witz, Slapstick und auch Anmut auf die Bühne. Die Sprache des Aristophanes, hier in einer Textfassung von Anja Rösner-Altmeyer und Achim Altmeyer geboten, ist schon im Original drastisch und schließt das Fäkale durchaus ein. Seine Idee, der Leere der Worte dadurch Ausdruck zu verleihen, dass Sokrates die Götter für abgeschafft erklärt und stattdessen die luftigen Wolken zu Göttern ernennt, wurde in mehrfacher Hinsicht umgesetzt: anmutig durch viele sich im Walzertakt bewegende Wolken in weißen Kleidern, drastisch durch die symbolische Darstellung hohler Phrasen als Flatulenzen.

    Die prononcierte Vorführung menschlicher Dummheit und der Blick auf ein kommunikatives System, dessen Sinnfreiheit zum ideologischen Selbstläufer wird, taten ein Übriges. Wenn im „Agon“, im Wettstreit um die Macht des Redens, die „Starke Rede“ (Melanie Bantle, KS 1) und die „Schwache Rede“ (Valeriya Antoni, KS 1) personifiziert gegeneinander antreten und die „Schwache Rede“ deswegen gewinnt, weil sie Sparfeind alles verspricht und die Wahrheit der „Starken Rede“ für altmodisch und unattraktiv erklärt, verkehren sich definitiv die Welten, und Beugemann wird seinem Sohn, dem gelehrigen Schüler dieser „Fake News“, unumkehrbar ausgeliefert sein.

    Die Inszenierung (Regie: Anja Rösner-Altmeyer) bestach nicht nur durch das dichte Spiel, sondern auch durch Komik und Slapstick: Wenn Sparfeind auf einem Steckenpferd durch den Festsaal reitet oder ein leibhaftiger Sokrates sich als Zuschauer im Publikum erhebt, werden die Vorgänge auf der Bühne ins Absurde gesteigert. Video-Einspieler korrigieren das Sokratesbild des Aristophanes in didaktischer Durchbrechung der Bühnenillusion oder lassen die „Starke Rede“ ihre Wahrheit in schönster Handschrift zu Papier bringen, worauf die „Schwache Rede“ mir WhatsApp-Blasen reagiert.

    Die schauspielerische Leistung war in jeder Hinsicht beeindruckend: intensiv das Spiel der Hauptdarsteller, bei denen man zudem die memoriertechnische Leistung namentlich Clara Finklers hervorheben muss; präzise und ansprechend choreographiert das Agieren der Nebendarsteller in einer stimmigen Universalkulisse.

    Neben den genannten Darstellern agierten auf den Bühne: Amelie Abend, Lotte Benne, Lena Brochowski, Soukayna El Kafe, Elia Escabias, Luisa Held, Patroula Karakike, Maria Mauch, Antonia Möbius, Shenice Rapp, Margarita Rosental, Alissa Schechtmann, Nela Schneider und Alina Trick. Die „AG Veranstaltungstechnik“ des AMG übernahm Licht, Ton und Technik. Für die Kulissen zeichneten Familie El Kafe, Carsten Lodderstedt, Petra Schad und Anja Rösner-Altmeyer verantwortlich, für die Ton- und Videoaufnahmen Dennis Heitinger. Am E-Piano begleitete Melina Graf.
    Begeisterter Applaus belohnte Darsteller und Team für einen gelungenen Theaterabend.

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    Anders in Aristophanes‘ Komödie „Die Wolken“ aus dem Jahr 423 v. Chr.: Hier ist Sokrates ein Fake – ein schriller Luftikus, ein Wortverdreher und Lufthülsenproduzent, der seine Schüler lehrt, die Redekunst zu nutzen, um für sich selbst das meiste herauszuholen, ungeachtet der Frage, wo denn eigentlich die Wahrheit liegt oder wer im Streitfalle im Recht ist. Damit vertritt er Ansichten, die der Philosoph Platon, dessen Schriften für das etablierte Sokratesbild verantwortlich sind, seinen schärfsten eigenen Konkurrenten unterstellte: den Sophisten.

    Der Bauer Beugemann, dargestellt von Clara Finkler (KS 1), ist schwer verschuldet, weil sein Sohn Sparfeind (Paul Renz, KS 1) das Geld des Vaters für Pferde und Pferderennen verschleudert. Als die Gläubiger (Filippa Bertsche und Ella Faulhaber, KS 1) Beugemann zusetzen, will er seinen Sohn zu Sokrates (Hannah Wallat, KS 1) in die Schule schicken, damit er beim „Meister des leeren Gefasels“ lernt, seine Rede so zu gebrauchen, dass die Gläubiger trotz ihrer Ansprüche leer ausgehen.

    Es gibt einige Verwicklungen: Der Sohn lehnt zunächst ab, der Vater geht selber in die Schule, scheitert aber an einer „Lernstandserhebung“, überredet Sparfeind schließlich, doch bei Sokrates zu lernen, was dieser mit so viel Erfolg tut, dass er sich schließlich über den Vater erhebt und ihm das Wort im Munde umdreht, ihn weiter aussaugen will und ihm Prügel androht. Das Ende der Komödie ist ein geradezu finsteres: Beugemann wird für seine Leichtgläubigkeit und für seinen Versuch, mithilfe rhetorischer Helfershelfer die Wahrheit zu verdrehen, von ebenden Kräften gestraft, die er zu Hilfe rief.

    Das alles kommt mit viel scharfem Witz, Slapstick und auch Anmut auf die Bühne. Die Sprache des Aristophanes, hier in einer Textfassung von Anja Rösner-Altmeyer und Achim Altmeyer geboten, ist schon im Original drastisch und schließt das Fäkale durchaus ein. Seine Idee, der Leere der Worte dadurch Ausdruck zu verleihen, dass Sokrates die Götter für abgeschafft erklärt und stattdessen die luftigen Wolken zu Göttern ernennt, wurde in mehrfacher Hinsicht umgesetzt: anmutig durch viele sich im Walzertakt bewegende Wolken in weißen Kleidern, drastisch durch die symbolische Darstellung hohler Phrasen als Flatulenzen.

    Die prononcierte Vorführung menschlicher Dummheit und der Blick auf ein kommunikatives System, dessen Sinnfreiheit zum ideologischen Selbstläufer wird, taten ein Übriges. Wenn im „Agon“, im Wettstreit um die Macht des Redens, die „Starke Rede“ (Melanie Bantle, KS 1) und die „Schwache Rede“ (Valeriya Antoni, KS 1) personifiziert gegeneinander antreten und die „Schwache Rede“ deswegen gewinnt, weil sie Sparfeind alles verspricht und die Wahrheit der „Starken Rede“ für altmodisch und unattraktiv erklärt, verkehren sich definitiv die Welten, und Beugemann wird seinem Sohn, dem gelehrigen Schüler dieser „Fake News“, unumkehrbar ausgeliefert sein.

    Die Inszenierung (Regie: Anja Rösner-Altmeyer) bestach nicht nur durch das dichte Spiel, sondern auch durch Komik und Slapstick: Wenn Sparfeind auf einem Steckenpferd durch den Festsaal reitet oder ein leibhaftiger Sokrates sich als Zuschauer im Publikum erhebt, werden die Vorgänge auf der Bühne ins Absurde gesteigert. Video-Einspieler korrigieren das Sokratesbild des Aristophanes in didaktischer Durchbrechung der Bühnenillusion oder lassen die „Starke Rede“ ihre Wahrheit in schönster Handschrift zu Papier bringen, worauf die „Schwache Rede“ mir WhatsApp-Blasen reagiert.

    Die schauspielerische Leistung war in jeder Hinsicht beeindruckend: intensiv das Spiel der Hauptdarsteller, bei denen man zudem die memoriertechnische Leistung namentlich Clara Finklers hervorheben muss; präzise und ansprechend choreographiert das Agieren der Nebendarsteller in einer stimmigen Universalkulisse.

    Neben den genannten Darstellern agierten auf den Bühne: Amelie Abend, Lotte Benne, Lena Brochowski, Soukayna El Kafe, Elia Escabias, Luisa Held, Patroula Karakike, Maria Mauch, Antonia Möbius, Shenice Rapp, Margarita Rosental, Alissa Schechtmann, Nela Schneider und Alina Trick. Die „AG Veranstaltungstechnik“ des AMG übernahm Licht, Ton und Technik. Für die Kulissen zeichneten Familie El Kafe, Carsten Lodderstedt, Petra Schad und Anja Rösner-Altmeyer verantwortlich, für die Ton- und Videoaufnahmen Dennis Heitinger. Am E-Piano begleitete Melina Graf.
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