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    Testzentrums-Betreiber Dr. Sailer: „Probenmedium Speichel ist hochproblematisch“

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    In Rottweil findet eine veritable Auseinandersetzung statt zwischen dem Betreiber des Corona-Testzentrums auf dem Berner Feld, Axel Keller, und dem Apotheker Dr. Eckart Sailer, der selbst ein Testzentrum unterhält. Geht es dem ersten Anschein nach um zwei konkurrierende Unternehmer, zeigt der genauere Blick, dass hier unterschiedliche Corona-Testmethoden zur Debatte stehen. Apotheker Sailer bezeichnet jedenfalls die im Testzentrum auf dem Berner Feld angewandte Praxis als „hochproblematisch“. Er sieht sich in der Pflicht, die Menschen gesundheitlich aufzuklären. Und brachte zunächst Kellers Testzentrum in Zusammenhang mit der erhöhten Inzidenz im Landkreis – zog diese Aussage später aber als „spekulativ“ und nicht belegbar zurück.

    Zunächst war da ein Artikel in der örtlichen Tageszeitung. „Spucktests oft fehlerhaft„, so dessen Urteil. Die Aussage geht auf den Apotheker Dr. Sailer zurück. In Bezug auf alle Spucktests stellte Sailer zusammen mit seinem medizinischen Partner, Dr. Bernhard Schönemann, fest: „Über 90 Prozent der Spucktests, die positiv gemeldet werden, sind fehlerhaft.“ Da im Testzentrum auf dem Berner Feld bei Rottweil ausschließlich mit diesen Spucktests gearbeitet wird, sah sich Unternehmer Keller angegriffen.

    Im Gespräch mit der NRWZ hat Keller diesen Vorwurf daher relativiert. So sei es unabdingbar, dass die Test-Probanden sich an die Regeln halten – so etwa eine Stunde vor dem Test nichts mehr zu sich nehmen. In knapp 100 Prozent der Fälle fielen seine Tests zudem negativ in Bezug auf das Corona-Virus aus, so Keller. „Wir liegen derzeit bei 0,059 Prozent positiv Getester“, sagte er der NRWZ auf Nachfrage. Und: „Wir hatten bei 10.205 durchgeführten Tests sechs positiv Geteste.“ Diese würden dann persönlich betreut und zur Nachtestung etwa in die Römerapotheke geschickt, zu Dr. Sailer.

    Ist die Testmethode das Problem?

    Nun liegt das Problem aber offenbar nicht in den falsch positiven Testergebnissen. Sondern in der Methodik des Spucktests beziehungsweise im verwendeten Medium – Spucke. Das macht Sailer deutlich. Er holt etwas aus. So habe bei der Zulassung der Schnelltests „Schnelligkeit vor Sorgfalt“ geherrscht. „Entgegen der Meinung von Herrn Keller sind die Spucktests, nicht von der Bundesregierung zertifiziert“, sagt Sailer.

    Keller hatte erklärt, Antigen-Schnelltests würden in Deutschland vom Bundesgesundheitsministerium, genauer von dessen unterstelltem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (kurz BfArM), zertifiziert und damit für die Testung von Probanden freigegeben. Dem widerspricht der Apotheker. „Es handelt sich um Medizinprodukte, die vom Paul-Ehrlich-Institut vorgegebene Mindestkriterien erfüllen müssen. Die Hersteller müssen lediglich selbst erklären, dass sie diese Kriterien erfüllen. Bemerkenswert ist es, dass die Tests bei lediglich 100 Probanden getestet werden, bevor sie in Handel gebracht werden dürfen. Man nennt dies Konformitätsbewertungsverfahren. In der Realität zertifizieren sich die Hersteller also selbst.“ Die einzige unabhängige Überprüfung, die bei den Schnelltests im Moment stattfindet, sei eine Evaluierung des Paul-Ehrlich-Instituts, um schwarze Schafe am Markt aufzuspüren.

    Spucktest-Test ohne Spucke

    Sailer legt noch nach: „Interessanterweise werden bei der Überprüfung keine Speichelproben verwendet.“ Es werde nur geprüft, ob der verwendete Test das Virus nachweisen kann. Es sei nicht geprüft worden, ob er es im Träger Spucke kann. Sailers Fazit: „Kein Spucktest wurde unabhängig bezüglich der Methodik der Probennahme geprüft. Von einer Zertifizierung durch die Bundesregierung kann also keine Rede sein.“ Dieser „offensichtliche Missstand“ werde ab Mai 2022 gesetzlich behoben, indem eine externe unabhängige Prüfung Vorschrift wird (EU Richtlinie zu In-vitro-Diagnostika). 

    Unternehmer Keller erkläre laut Sailer selbst richtigerweise, dass die Probennahme bei den Spucktests nicht unproblematisch sei. „In der Tat ist das Probenmedium Speichel hochproblematisch“, erklärt der Apotheker, der auch Pharmazierat ist. Speichel enthalte etwa sogenannte Proteasen, die in der Lage sind, Eiweiße zu zerstören. „Eiweiße werden aber in den Antigenschnelltests bestimmt. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, immer  Abstriche mit den viel zitierten Stäbchen zu machen. Diese Methode ist bewährt, überprüft und medizinischer Standard“, so Sailer, der ergänzt: „Interessanterweise gilt es beim Rachenabstrich als Kunstfehler, mit Speichel in Kontakt zu treten.“

    Ziehen die Probanden Rachenschleim?

    Ein weiterer, „sehr essenzieller Nachteil bei den Spucktests“, so der Apotheker weiter, sei die Tatsache, dass laut Hersteller Sputum, also Rachenschleim und nicht reiner Speichel verwendet werden dürfe. Hierzu müsse der Probend zum Beispiel fünfmal kräftig in den Mund husten.

    Sammeln die Probanden im Testzentrum auf dem Berner Feld Rachenschleim? In der Praxis stellt sich das als Herausforderung dar, glaubt Sailer. Werde allerdings dieser Schritt nicht konsequent beachtet, dann sei der Test unsachgemäß durchgeführt und somit nichtig. „Auch dies sind Gründe, warum es sich empfiehlt, Abstriche zu machen.“

    Es könne zudem nicht sein, dass dem Probanden die Verantwortung für ein falsches Testergebnis „in die Schuhe geschoben wird, wie das Herr Keller tut“. Er spricht die 60-minütige Pause bei der Nahrungsaufnahme an, die nicht alle Probanden einhielten, wie Keller erklärt hatte. Die Verantwortung liege am Betreiber einer Teststelle oder eines Schulträgers, der die Tests vorschreibt. „An dieser Stelle sei zum Abschluss bemerkt“, so Sailer, „dass das Sozialministerium unseres Landes die Methode Abstriche mit Stäbchen verbindlich in Pflegeeinrichtungen vorschreibt.“

    Spekulation über Inzidenz

    Wobei der Abschluss seiner Einlassungen noch nicht ganz erreicht ist. Auf Nachfrage der NRWZ, ob (unsachgemäß angewandte) Spucktests nun eher zu falsch positiven Ergebnissen führten oder, eigentlich schlimmer, zu falsch negativen, erklärt Sailer, das sei völlig unklar. Die Tests seien einfach nicht ausreichend validiert. Keller hatte im Gespräch mit der NRWZ noch argumentiert, dass eine erhöhte Zahl an Tests kurzfristig zu mehr erkannten Corona-Fällen führen könnten. Dass es aber besser sei, den einen unerkannten zu entdecken und zu verhindern, dass dieser in wenigen Tagen fünf oder zehn weitere Menschen anstecke. Sailer legt dagegen nahe, dass die Tests auf dem Berner Feld insgesamt nicht aussagekräftig sein könnten.

    Update: Im Telefongespräch mit der NRWZ am Vormittag hatte sich Sailer noch dazu hinreißen lassen, darüber zu spekulieren, ob es einen Zusammenhang zwischen erhöhter Corona-Inzidenz im Landkreis Rottweil und den aus seiner Sicht wenig belastbaren Testergebnissen gebe. „Dafür gibt es keine Hinweise“, stellte er nun in einem weiteren Gespräch mit der NRWZ klar. So habe er nur über Möglichkeiten sinniert, keine Behauptung aufstellen wollen, in einem lockeren Gespräch eben Spekulationen angestellt, erklärte Sailer am Abend. Inzwischen sei das zu stark hochgekocht. Keinesfalls dürfe man die Behauptung so stehen lassen. 

    Info: Dr. Sailer unterlegt seine Aussagen mit Quellen:

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    In Rottweil findet eine veritable Auseinandersetzung statt zwischen dem Betreiber des Corona-Testzentrums auf dem Berner Feld, Axel Keller, und dem Apotheker Dr. Eckart Sailer, der selbst ein Testzentrum unterhält. Geht es dem ersten Anschein nach um zwei konkurrierende Unternehmer, zeigt der genauere Blick, dass hier unterschiedliche Corona-Testmethoden zur Debatte stehen. Apotheker Sailer bezeichnet jedenfalls die im Testzentrum auf dem Berner Feld angewandte Praxis als „hochproblematisch“. Er sieht sich in der Pflicht, die Menschen gesundheitlich aufzuklären. Und brachte zunächst Kellers Testzentrum in Zusammenhang mit der erhöhten Inzidenz im Landkreis – zog diese Aussage später aber als „spekulativ“ und nicht belegbar zurück.

    Zunächst war da ein Artikel in der örtlichen Tageszeitung. „Spucktests oft fehlerhaft„, so dessen Urteil. Die Aussage geht auf den Apotheker Dr. Sailer zurück. In Bezug auf alle Spucktests stellte Sailer zusammen mit seinem medizinischen Partner, Dr. Bernhard Schönemann, fest: „Über 90 Prozent der Spucktests, die positiv gemeldet werden, sind fehlerhaft.“ Da im Testzentrum auf dem Berner Feld bei Rottweil ausschließlich mit diesen Spucktests gearbeitet wird, sah sich Unternehmer Keller angegriffen.

    Im Gespräch mit der NRWZ hat Keller diesen Vorwurf daher relativiert. So sei es unabdingbar, dass die Test-Probanden sich an die Regeln halten – so etwa eine Stunde vor dem Test nichts mehr zu sich nehmen. In knapp 100 Prozent der Fälle fielen seine Tests zudem negativ in Bezug auf das Corona-Virus aus, so Keller. „Wir liegen derzeit bei 0,059 Prozent positiv Getester“, sagte er der NRWZ auf Nachfrage. Und: „Wir hatten bei 10.205 durchgeführten Tests sechs positiv Geteste.“ Diese würden dann persönlich betreut und zur Nachtestung etwa in die Römerapotheke geschickt, zu Dr. Sailer.

    Ist die Testmethode das Problem?

    Nun liegt das Problem aber offenbar nicht in den falsch positiven Testergebnissen. Sondern in der Methodik des Spucktests beziehungsweise im verwendeten Medium – Spucke. Das macht Sailer deutlich. Er holt etwas aus. So habe bei der Zulassung der Schnelltests „Schnelligkeit vor Sorgfalt“ geherrscht. „Entgegen der Meinung von Herrn Keller sind die Spucktests, nicht von der Bundesregierung zertifiziert“, sagt Sailer.

    Keller hatte erklärt, Antigen-Schnelltests würden in Deutschland vom Bundesgesundheitsministerium, genauer von dessen unterstelltem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (kurz BfArM), zertifiziert und damit für die Testung von Probanden freigegeben. Dem widerspricht der Apotheker. „Es handelt sich um Medizinprodukte, die vom Paul-Ehrlich-Institut vorgegebene Mindestkriterien erfüllen müssen. Die Hersteller müssen lediglich selbst erklären, dass sie diese Kriterien erfüllen. Bemerkenswert ist es, dass die Tests bei lediglich 100 Probanden getestet werden, bevor sie in Handel gebracht werden dürfen. Man nennt dies Konformitätsbewertungsverfahren. In der Realität zertifizieren sich die Hersteller also selbst.“ Die einzige unabhängige Überprüfung, die bei den Schnelltests im Moment stattfindet, sei eine Evaluierung des Paul-Ehrlich-Instituts, um schwarze Schafe am Markt aufzuspüren.

    Spucktest-Test ohne Spucke

    Sailer legt noch nach: „Interessanterweise werden bei der Überprüfung keine Speichelproben verwendet.“ Es werde nur geprüft, ob der verwendete Test das Virus nachweisen kann. Es sei nicht geprüft worden, ob er es im Träger Spucke kann. Sailers Fazit: „Kein Spucktest wurde unabhängig bezüglich der Methodik der Probennahme geprüft. Von einer Zertifizierung durch die Bundesregierung kann also keine Rede sein.“ Dieser „offensichtliche Missstand“ werde ab Mai 2022 gesetzlich behoben, indem eine externe unabhängige Prüfung Vorschrift wird (EU Richtlinie zu In-vitro-Diagnostika). 

    Unternehmer Keller erkläre laut Sailer selbst richtigerweise, dass die Probennahme bei den Spucktests nicht unproblematisch sei. „In der Tat ist das Probenmedium Speichel hochproblematisch“, erklärt der Apotheker, der auch Pharmazierat ist. Speichel enthalte etwa sogenannte Proteasen, die in der Lage sind, Eiweiße zu zerstören. „Eiweiße werden aber in den Antigenschnelltests bestimmt. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, immer  Abstriche mit den viel zitierten Stäbchen zu machen. Diese Methode ist bewährt, überprüft und medizinischer Standard“, so Sailer, der ergänzt: „Interessanterweise gilt es beim Rachenabstrich als Kunstfehler, mit Speichel in Kontakt zu treten.“

    Ziehen die Probanden Rachenschleim?

    Ein weiterer, „sehr essenzieller Nachteil bei den Spucktests“, so der Apotheker weiter, sei die Tatsache, dass laut Hersteller Sputum, also Rachenschleim und nicht reiner Speichel verwendet werden dürfe. Hierzu müsse der Probend zum Beispiel fünfmal kräftig in den Mund husten.

    Sammeln die Probanden im Testzentrum auf dem Berner Feld Rachenschleim? In der Praxis stellt sich das als Herausforderung dar, glaubt Sailer. Werde allerdings dieser Schritt nicht konsequent beachtet, dann sei der Test unsachgemäß durchgeführt und somit nichtig. „Auch dies sind Gründe, warum es sich empfiehlt, Abstriche zu machen.“

    Es könne zudem nicht sein, dass dem Probanden die Verantwortung für ein falsches Testergebnis „in die Schuhe geschoben wird, wie das Herr Keller tut“. Er spricht die 60-minütige Pause bei der Nahrungsaufnahme an, die nicht alle Probanden einhielten, wie Keller erklärt hatte. Die Verantwortung liege am Betreiber einer Teststelle oder eines Schulträgers, der die Tests vorschreibt. „An dieser Stelle sei zum Abschluss bemerkt“, so Sailer, „dass das Sozialministerium unseres Landes die Methode Abstriche mit Stäbchen verbindlich in Pflegeeinrichtungen vorschreibt.“

    Spekulation über Inzidenz

    Wobei der Abschluss seiner Einlassungen noch nicht ganz erreicht ist. Auf Nachfrage der NRWZ, ob (unsachgemäß angewandte) Spucktests nun eher zu falsch positiven Ergebnissen führten oder, eigentlich schlimmer, zu falsch negativen, erklärt Sailer, das sei völlig unklar. Die Tests seien einfach nicht ausreichend validiert. Keller hatte im Gespräch mit der NRWZ noch argumentiert, dass eine erhöhte Zahl an Tests kurzfristig zu mehr erkannten Corona-Fällen führen könnten. Dass es aber besser sei, den einen unerkannten zu entdecken und zu verhindern, dass dieser in wenigen Tagen fünf oder zehn weitere Menschen anstecke. Sailer legt dagegen nahe, dass die Tests auf dem Berner Feld insgesamt nicht aussagekräftig sein könnten.

    Update: Im Telefongespräch mit der NRWZ am Vormittag hatte sich Sailer noch dazu hinreißen lassen, darüber zu spekulieren, ob es einen Zusammenhang zwischen erhöhter Corona-Inzidenz im Landkreis Rottweil und den aus seiner Sicht wenig belastbaren Testergebnissen gebe. „Dafür gibt es keine Hinweise“, stellte er nun in einem weiteren Gespräch mit der NRWZ klar. So habe er nur über Möglichkeiten sinniert, keine Behauptung aufstellen wollen, in einem lockeren Gespräch eben Spekulationen angestellt, erklärte Sailer am Abend. Inzwischen sei das zu stark hochgekocht. Keinesfalls dürfe man die Behauptung so stehen lassen. 

    Info: Dr. Sailer unterlegt seine Aussagen mit Quellen:

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