Mit Stolz auf das Geleistete blickt der Verein „Neue Rottweiler Zeitung e.V.“ auf sein 20. Gründungsjubiläum. Bei der Jahresversammlung standen daneben ein Wechsel in der Vorstandsriege sowie eine Analyse der Stuttgarter Presselandschaft an.
Nach fast 20 Jahren in dieser Funktion gab Ulrich Hertkorn das Amt des ersten Vorsitzenden des NRWZ-Vereins ab. Die Anwesenden der Hauptversammlung im Gasthaus „Zur Hochbrücke“ reagierten auf seinen Wunsch nach einem Wechsel mit vollem Verständnis. Zumal Hertkorn sich bereit erklärte, stattdessen die Aufgabe des zweiten Vorsitzenden zu übernehmen.
Von diesem Amt in die Funktion des ersten Vorsitzenden rückte Dr. Andreas Linsenmann auf. Er und Hertkorn wurden einstimmig gewählt, zudem wurde Axel Zyrewitz in den Ausschuss berufen. Als erste Amtshandlung dankte Linsenmann mit großem Nachdruck Ulrich Hertkorn für sein enormes Engagement im Verein und für das Projekt NRWZ.
Linsenmann erinnerte daran, dass der Verein aus dem Bürgerprotest gegen die Schließung der Lokalredaktion der „Schwäbischen Zeitung“ im Januar 2004 hervorgegangen war. Er bildete die entscheidende Plattform für die Anstrengungen, in Rottweil ein Zeitungsmonopol zu verhindern und eine zweite publizistische Stimme zu sichern. Der Verein ist ein Gesellschafter des NRWZ-Verlags, der bis zur Corona-Pandemie über 15 Jahre lang die gedruckte „NRWZ zum Wochenende“ herausgab und nach wie vor – mit beachtlichem wirtschaftlichem Erfolg – unter der Redaktionsleitung von Peter Arnegger NRWZ.de betreibt.
Ohne Ulrich Hertkorns herausragend zuverlässiges, umsichtiges Wirken für das Projekt wäre die NRWZ nie gestartet und hätte schwierige Phasen nicht überstanden, betonte Andreas Linsenmann. Er überreichte Hertkorn als kleines Zeichen des Dankes einen Geschenkkorb – und Gabriele Hertkorn, die als Redakteurin und guter Geist des NRWZ-Teams seit 20 Jahren nicht weniger zum Gelingen beiträgt, einen stattlichen Blumenstrauß.
Ein weiteres Thema der Versammlung war, wie das Jubiläum gut gestaltet werden kann. Als ein Baustein ist ein Medienprojekt für jüngere Altersgruppen geplant – die Vorbereitungen hierfür reifen. Zudem soll es öffentliche Veranstaltungen geben.
Im Anschluss an die Sitzung setzte der Verein seine Tradition von Gesprächen über den Wandel in der Medienlandschaft fort, die bereits zahlreiche interessante Medienleute nach Rottweil geführt hat.
Für den Referenten im Jubiläumsjahr, den Stuttgarter Journalisten Josef Schunder, war es sogar eine Rückkehr nach Rottweil: In den 1980er Jahren hatte er beim damaligen „Volksfreund“ gearbeitet.
Von seinen späteren Berufsetappen in verantwortlicher Funktion bei der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ brachte Schunder einschlägige Erfahrungen zum Umgang mit dem Medienwandel mit, der Zeitungen durch stetig sinkende Druckauflagen vor gewaltige Herausforderungen stellt. Für Stuttgart formulierte Schunder die These, dass die Redaktionen gezwungen würden, die Leserinnen und Leser der gedruckten Zeitung zugunsten der Online-Berichterstattung zu vernachlässigen – obwohl paradoxerweise genau diese Abonnenten nach wie vor die Zeitung insgesamt finanzieren.
Mit dieser Situation gehe man nicht klug um, meinte Schunder. Ein Verprellen der Druck-Leser durch einseitige Fixierung auf Online verhindere einen konstruktiven Übergang in die rein digitale Medienwelt, die auch aus Sicht Schunders heraufzieht. Für die NRWZ äußerte der Stuttgarter Gast starke Sympathien. Schon so lange in einem umkämpften Markt zu bestehen, sei eine „Riesenleistung“, hob er hervor. Und den Wechsel ins Digitale erfolgreich geschafft zu haben, sei die beste Voraussetzung für eine gute Zukunft.