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    Stadtmuseum Rottweil: Vielleicht doch das bestehende aufhübschen?

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    Die Diskussion läuft seit Jahrzehnten. Aber vorbereitet ist fast nichts. Geld für ein neues Rottweiler Stadtmuseum? Gibt es nicht. „Finanzierungslücke“ ist eigentlich ein unpassender Ausdruck, hier will dem Anschein nach jemand mit ein paar Cent in der Tasche einen Porsche kaufen. Und es werden Standorte untersucht, die der Stadt nicht gehören – als würden Sie Ihren Nachbarn dabei belauschen, wie er darüber fantasiert, den Porsche in Ihrer Garage unterzubringen. Klar ist: Ein neues Museum kann sich Rottweil nicht leisten und hat auch nicht die Voraussetzungen dafür geschaffen. Es aber nicht zu bauen – das geht auch nicht. 

    Man muss das als Stadtverwaltung sportlich nehmen. Oder besser: mit Humor. Es kann natürlich auch wie eine Ohrfeige wirken. Am Ende einer zweistündigen Diskussion im Rottweiler Gemeinderat am Mittwoch über die möglichen Varianten eines neuen Stadtmuseums sagte Georg „Schorsch“ Hauser, seines Zeichens führendes Narrenzunftmitglied: „Ich bin geschockt.“ Vielleicht solle man angesichts der Lage prüfen, ob man das bestehende Museum in der Oberen Hauptstraße aufhübschen könne. „Mit Licht kann man viel machen“, so Hauser wörtlich. Und verschmitzt lächelnd. Hier hatte ein Narr aufgesagt.

    Doch nein, Herr Hauser, das würde nicht reichen. Denn „aus kultureller Sicht“ sei dringend an ein neues Stadtmuseum zu denken, argumentierte Kultur-Fachbereichsleiter Marco Schaffert. Die der Stadt vermachte Waffensammlung Seemanns ist schließlich sicher unterzubringen, die Exponate sind geeignet zu präsentieren und werterhaltend zu lagern. Schaffert regte eine Projektgruppe an, die ins Detail geht. Das war der Plan der Stadt: Mit den Bürgern das Thema zusammen bearbeiten. Und gemeinsam ein bisschen träumen. Denn: 

    Die Finanzierung aber steht nicht. Gar nicht. Immerhin reden die Räte hier über Summen jenseits der zehn Millionen Euro. Und da ist die Landesgartenschau, die die Stadt mehr als 20 Millionen kosten kann (und später wieder einspielen soll). „In den nächsten Jahren stehen rund 60 Millionen Euro an Investitionen an“, so Kämmerer Herbert Walter auf Nachfrage aus dem Rund der Räte. Das Geld aber ist etwa für Schul-,  Kindergarten-, Straßen- und vor allem etwa Brückensanierungen und -neubauten verplant.

    Für ein neues Museum – und das ist die Aussage, die Hauser nach eigenen Angaben schockte, stehen laut Walter gerade mal 600.000 Euro bereit.

    Der kühle Rechner legte sogar nach: „Das größere Risiko sehe ich im Unterhalt“, so Walter weiter. Das neue Museum müsse unbedingt auch unter diesem Gesichtspunkt gesehen werden.

    Außerdem redeten die Räte und die Verwaltung am Mittwoch über Gebäude, die ihnen nicht gehören. Etwa das Gefängnis. Unklar ist laut Oberbürgereister Ralf Broß, ob die JVA „disponibel“ sei, wie er sagte. Ob die Stadt auf das landeseigene Gebäude Zugriff habe. Mehrere Räte hatten nachgefragt. Eine Antwort gibt es nicht. Und der Verbleib des Museums am bestehenden Standort in der Oberen Hauptstraße sieht den Umbau zweier benachbarter Gebäude vor. Eines davon gehört der Stadt auch nicht. Tatsächlich ist unbekannt, ob die Eigentümer verkaufen wollen.

    Aber man kann ja mal drüber reden. Fantasieren. Ein bisschen träumen. So etwa über den Bestand: „Wir haben einen hohen Sanierungsbedarf in dem Gebäude, in dem sich das Stadtmuseum derzeit befindet. Auch wollen wir die Ausstellungsstücke in ein besseres Licht geben“, so Oberbürgermeister Ralf Broß.  Er sprach davon, dass ein attraktives, für die Besucher interessantes Museum geschaffen werden solle. Das Thema fand großes Interesse seitens der Vereinsvertreter der Stadt, von Kulturrottweil bis zum Geschichts- und Altertumsverein bis zur Narrenzunft waren einige in der Gemeinderatssitzung vertreten. Sie sind von der Stadtverwaltung auch eingeladen worden, die Diskussion gemeinsam mit den Entscheidern zu führen.

    „Der Eingriff ist heftig.“ Prof. Arno Lederers Lieblingsstandort ist die Obere Hauptstraße nicht. Der Architekt stammt aus dem Büro, das die Stadtverwaltung – wohlgemerkt: ohne etwas in der Tasche zu haben – um eine Machbarkeitsstudie gebeten worden. Die liegt seit dieser Woche öffentlich vor und wurde erstmals diskutiert. Mit der Quintessenz, dass der Gemeinderat sich angesichts der vielen Unwägbarkeiten und Unsicherheiten nicht entscheiden kann.

    Aber die Varianten liegen vor, die NRWZ hat sie bereits ausführlich dargestellt.

    Variante 1, Verbleib in der Haupstraße unter Einbeziehung zweier Nachbargebäude. Die Planung sei mit Vorbehalt, weil unklar sei, was die Substanz überhaupt hergebe. Und der Brandschutz mache den Umbau schwierig und teuer. Er als Architekt wolle nicht gegen dieses Projekt sprechen, so Lederer, es steckten aber große Risiken darin. Auch etwa in der anstehenden Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt. Zudem steche das Gebäude an sich nicht heraus aus dem spätmittelalterlichen Ensemble.

    Variante 2, der Umbau des alten Gefängnisses an der Höllgasse: „Dicke Mauern, kleine Fenster – das kommt einem Museum zugute, weil es klimatisch schon mal Sinn macht.“ Lederer ist offenkundig ein Freund der JVA. Und die Lage sei nicht schlecht, die Besucher kämen von den Parkplätzen aus eigentlich gar nicht an dem Museum vorbei. Und die umschließende Mauer sei auch nicht schlecht – schütze sie doch gegen Einbrecher.

    Das Gefängnis bekäme einen Anbau, einen Neubau. Es bestehe dann aus etwas Altem und etwas Neuem. Reizvoll für Architekten, offenbar. Es sei „das merkwürdigste Gebäude von allen“, so Lederer. Dass das Museum ins Gefängnis komme, das sei „so irrsinnig gut“, das könne „die beste Location von der Anmutung her“ sein. „Es ist ulkig und merkwürdig im besten Sinne“, sagte der Architekt.

    Variante 3, die alte Feuerwache in der Schlachthausstraße. Dort fiele alles, was steht. Dorthin käme ein ganz neues Gebäude. Vielleicht mit einer Sitzbank davor, wenn die Gattin rein will, der Mann aber partout nicht, beispielsweise. Ein Ort, der ginge, allerdings nicht attraktiv genug am Rande der Stadt liege, so der Architekt. Gegen einen Komplettabriss aber soll es Stimmung in der Bevölkerung geben, hat etwa CDU-Stadtrat Ralf Banholzer festgestellt.

    Für Architekt Lederer geht es am Ende vor allem darum, wo ein Stadtmuseum am besten funktionieren würde. Das tue es dann, wenn Flexibilität gegeben sei. Die heutigen Sehgewohnheiten erforderten stetige Umbauten. Und Wechselausstellungen, getrennt von der Dauerausstellung. „Wenn man diese Form des Museums nimmt, ist sie in der Oberen Hauptstraße kaum umsetzbar. Und wenn Sie ein bestehendes Museum umbauen, dann bleibt kein Auge trocken, dann muss da alles raus.“ Das bedeute einen Verzicht aufs Museum für Jahre. Bei einem Um- oder Neubau an anderer Stelle bliebe das bestehende Museum ja zunächst bestehen.    

    Das sah etwa auch Jürgen Knubben als  Vertreter von Kulturottweil so – in der Einwohnerfragestunde bekam er wie andere Nicht-Stadträte, wie Georg Hauser auch, das Wort. Während eines Neu- oder Umbaus an anderer Stelle könne das bestehende Stadtmuseum ja weiterhin betrieben werden könne. Insofern bestehe nicht der in der Diskussion immer wieder dargestellte Handlungsdruck.

    Was Knubben anschließend der NRWZ sagte, etwa als Fingerzeig in Sachen Finanzieren: Um die könne sich doch ein Bürgerverein kümmern, der viel mehr Fördermittel bekäme als etwa eine Stadtverwaltung. 

    Wie die Stadträte es sehen

    (wiedergegeben in der Reihenfolge ihrer Wortbeiträge) 

    Dr. Michael Gerlich (FDP): „Vom Herzen her würde wohl jeder gerne das Alte erhalten.“ Außerdem müsse mit dem Herder’schen Haus etwas gemacht werden. Es bliebe der Stadt ja an der Backe. „Was Spaß machen würde, ist sicherlich das Gefängnis.“ Und das was „am wenigsten von Herzen kommt, ist der Neubau.“ Gegen das Gefängnis spreche der Zeitfaktor. Bis man es umbauen könne, vergingen noch einige Jahre.

    Jörg Stauss (FWV): „Wir haben kristallklar und sachlich dargelegt bekommen, wie die einzelnen Standorte sich darstellen.“ Die Hauptstraße nennt er eine 1-A-Lage, ein Museum dort wirke ihm aber aufgezwungen. Ein attraktives Geschäft und Wohnungen brächten dort mehr. Mit der Fläche in der Kernstadt sei zu haushalten. Und sie könnte am Ende auch verkauft werden, „dann hat sich jemand anderes um die Sanierung zu kümmern.“

    Günter Posselt (CDU): „Wir haben dringenden Handlungsbedarf beim Museum.“ Die Machbarkeitsstudie trete jetzt eine öffentliche Diskussion los. Aus emotionaler Sicht solle das Stadtmuseum im Herder’schen Haus verbleiben. Allerdings liefe Museum offenbar anders, „als wir das bisher in Rottweil gemacht haben.“ Und: „Je länger ich mich mit dem Gefängnis beschäftige, desto mehr könnte ich mich mit einer solchen Lösung anfreunden.“

    Hermann Breucha (FWV): „Das Herder’sche Haus bildet an sich schon Stadtgeschichte ab. Das ist ein gewichtiges Argument für ein Stadtmuseum.“ Das Gefängnis gehöre zudem dem Land. „Ich glaube kaum, dass wir darauf Zugriff haben werden.“ Es sei nicht bekannt, was das Land mit dem Gebäude vorhabe. Er glaubt auch, dass die Touristen das Museum en passant besuchen würden, „niemand kommt nur wegen des Museums.“ Der Standort in der Schlachthausstraße sei damit weniger geeignet. Der Standort sei zudem als Stadtentwicklungsfläche vorgesehen. Breucha regte einen Arbeitskreis inklusive interessierter Bürger an, um „möglichst viele Gesichtspunkte“ einbeziehen zu können.

    Dr. Jürgen Mehl (SPD): „Die Schönheit des Herder’schen Hauses passt nicht mit den Ansprüchen an die Funktionalität eines Museums zusammen.“ An dem Gebäude entstehe zudem auch Schaden, wenn dort das Stadtmuseum weiter betrieben werden solle. Allerdings: Da das Herder’sche Haus weiter betrieben werden müsse, „müssen wir dafür auch Geld in die Hand nehmen.“ Um es zu bewahren, samt seiner Zentralität, „müssen wir es uns bewahren.“ Die alte JVA sei etwa „optimal geeignet“, um die Seemann’sche Waffensammlung sicher aufzunehmen. Er könne sich mit dem Vorhaben anfreunden.

    Reiner Hils (FFR): „Das ist eine harte Nuss, die wir da zu knacken haben. Jede Lösung hat ihre Vorteile und ihren Charme, aber auch ihre Schwachstellen.“ So sei das Bild uneinheitlich. Es habe sich kein Standort heraus kristallisiert. Hils regte eine Bürgerversammlung an, um die anstehende Entscheidung transparent zu machen.

    Ingeborg Gekle-Maier (Grüne) hält die dritte Variante, nach der das Museum an der Schlachthausstraße entstehen solle, für ungeeignet. „Was nutzt uns ein Museum, wenn keiner hingeht.“ Sie sprach sich für einen Umbau des Gefängnisses aus, das ideal liege – nahe der Innenstadt und der Parkplätze und mit direktem Blick zum Thyssenkrupp-Testturm. Man mache aber die Rechnung ohne den Wirt – ohne das Land, dem das Gebäude gehört. Im Herder’schen Haus „würden wir uns in der Funktionalität und den Ausstellungsflächen beschränken.“

    Dr. Peter Schellenberg (FWV): „Bei der JVA haben wir keine zeitliche Perspektive. „Das neue Gefängnis  solle 2025 fertig werden, „vielleicht wird es auch 2030.“ Ein neues Stadtmuseum könne dagegen als Neubau in bereits vier Jahren stehen. Allerdings sehe er nicht, dass der Gemeinderat bereit für einen Neubau sei. Deshalb regte er an, das neue alte Stadtmuseum am Herder’schen Haus weiter zu denken und zu schauen, was an diesem Standort vorliege.

    Arved Sassnick (SPD): „Unterm Strich brauchen wir noch eine öffentliche Diskussion. Vielleicht kommt noch der eine oder andere Standort zutage.“ Es liege kein klarer Favorit vor, der weiter verfolgt werden könne.

    Jürgen Baumann (Grüne): Ein Grundsatzbeschluss zum Museum müsse mit der Frage verbunden werden: „Können wir uns das leisten?“ Diese Frage stellte Baumann rhetorisch. Sie wurde später dann eindeutig beantwortet.

    Herbert Sauter (CDU): „Für mich ist es unabdingbar, dass das Museum 2028“ – also rechtzeitig zur Landesgartenschau – „zur Verfügung steht.“ Da solle mit dem Land verhandelt werden.

    Monika Hugger (CDU): An der Schlachthausstraße wäre eine Tourist-Information, die ja auch integriert werden solle, „am völlig falschen Platz“, etwa im Hinblick auf die Hängebrücke. „Wir entscheiden zudem über einen Kostenrahmen von 15 bis 20 Millionen Euro“, und da sei die Frage, „ob wir das Geld haben“, auch neben den Investitionen für die Landesgartenschau.

    Hermann Klein (FDP): „Für mich kommt nur die Hauptstraße in Frage.“

    Hubert Nowack (Grüne): „Wenn wir Zeitdruck haben, dann bleibt nur der Standort am alten Feuerwehrhaus.“ Und die Besucherströme könne man lenken und vom Nägelesgraben an das Museum heran führen. Und ein neues Gebäude dort könne für die Quartiersentwicklung wichtig sein. Die Touristinfo bliebe für ihn in der Stadt, im Herder’schen Haus. Ein schöner Empfang, in dem sich die Touristen wohl fühlen würden, wie in Villingen, beispielsweise. „Was gar nicht geht, ist, dass man das Museum für einige Jahre schließt – dann halten sie uns für völlig verrückt.“

    Jens Jäger (fraktionslos): „Das Herder’sche Haus ist ein wichtiger Zeitzeuge“, es sei eines der letzten Häuser, die mittelalterliches Leben noch repräsentierten.

    Als Zuhörer regte Georg Hauser von der Narrenzunft an, ein Nutzungskonzept für das Herder’sche Haus zu erstellen. Das sei die entscheidende Frage. Es leer stehen zu lassen, sei keine Option. Broß bestätigte das: „Einen Leerstand können wir uns nicht vorstellen.“ Er hält Wohnen und Einzelhandel für möglich.

    Stefan Roth, Kassier der Narrenzunft Rottweil, bot an, dass er und seine Vereinskollegen gerne inhaltlich zur Verfügung stehen würden, das Projekt mit der Stadt zusammen voran zu bringen. Die Fasnet sei ein wichtiges Thema innerhalb des Museums. Außerdem gelte es, die Zeitschiene zu betrachten und bald ein modernes Museum anbieten zu können.

     

     

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    Das interessiert diese Woche

    Die Diskussion läuft seit Jahrzehnten. Aber vorbereitet ist fast nichts. Geld für ein neues Rottweiler Stadtmuseum? Gibt es nicht. „Finanzierungslücke“ ist eigentlich ein unpassender Ausdruck, hier will dem Anschein nach jemand mit ein paar Cent in der Tasche einen Porsche kaufen. Und es werden Standorte untersucht, die der Stadt nicht gehören – als würden Sie Ihren Nachbarn dabei belauschen, wie er darüber fantasiert, den Porsche in Ihrer Garage unterzubringen. Klar ist: Ein neues Museum kann sich Rottweil nicht leisten und hat auch nicht die Voraussetzungen dafür geschaffen. Es aber nicht zu bauen – das geht auch nicht. 

    Man muss das als Stadtverwaltung sportlich nehmen. Oder besser: mit Humor. Es kann natürlich auch wie eine Ohrfeige wirken. Am Ende einer zweistündigen Diskussion im Rottweiler Gemeinderat am Mittwoch über die möglichen Varianten eines neuen Stadtmuseums sagte Georg „Schorsch“ Hauser, seines Zeichens führendes Narrenzunftmitglied: „Ich bin geschockt.“ Vielleicht solle man angesichts der Lage prüfen, ob man das bestehende Museum in der Oberen Hauptstraße aufhübschen könne. „Mit Licht kann man viel machen“, so Hauser wörtlich. Und verschmitzt lächelnd. Hier hatte ein Narr aufgesagt.

    Doch nein, Herr Hauser, das würde nicht reichen. Denn „aus kultureller Sicht“ sei dringend an ein neues Stadtmuseum zu denken, argumentierte Kultur-Fachbereichsleiter Marco Schaffert. Die der Stadt vermachte Waffensammlung Seemanns ist schließlich sicher unterzubringen, die Exponate sind geeignet zu präsentieren und werterhaltend zu lagern. Schaffert regte eine Projektgruppe an, die ins Detail geht. Das war der Plan der Stadt: Mit den Bürgern das Thema zusammen bearbeiten. Und gemeinsam ein bisschen träumen. Denn: 

    Die Finanzierung aber steht nicht. Gar nicht. Immerhin reden die Räte hier über Summen jenseits der zehn Millionen Euro. Und da ist die Landesgartenschau, die die Stadt mehr als 20 Millionen kosten kann (und später wieder einspielen soll). „In den nächsten Jahren stehen rund 60 Millionen Euro an Investitionen an“, so Kämmerer Herbert Walter auf Nachfrage aus dem Rund der Räte. Das Geld aber ist etwa für Schul-,  Kindergarten-, Straßen- und vor allem etwa Brückensanierungen und -neubauten verplant.

    Für ein neues Museum – und das ist die Aussage, die Hauser nach eigenen Angaben schockte, stehen laut Walter gerade mal 600.000 Euro bereit.

    Der kühle Rechner legte sogar nach: „Das größere Risiko sehe ich im Unterhalt“, so Walter weiter. Das neue Museum müsse unbedingt auch unter diesem Gesichtspunkt gesehen werden.

    Außerdem redeten die Räte und die Verwaltung am Mittwoch über Gebäude, die ihnen nicht gehören. Etwa das Gefängnis. Unklar ist laut Oberbürgereister Ralf Broß, ob die JVA „disponibel“ sei, wie er sagte. Ob die Stadt auf das landeseigene Gebäude Zugriff habe. Mehrere Räte hatten nachgefragt. Eine Antwort gibt es nicht. Und der Verbleib des Museums am bestehenden Standort in der Oberen Hauptstraße sieht den Umbau zweier benachbarter Gebäude vor. Eines davon gehört der Stadt auch nicht. Tatsächlich ist unbekannt, ob die Eigentümer verkaufen wollen.

    Aber man kann ja mal drüber reden. Fantasieren. Ein bisschen träumen. So etwa über den Bestand: „Wir haben einen hohen Sanierungsbedarf in dem Gebäude, in dem sich das Stadtmuseum derzeit befindet. Auch wollen wir die Ausstellungsstücke in ein besseres Licht geben“, so Oberbürgermeister Ralf Broß.  Er sprach davon, dass ein attraktives, für die Besucher interessantes Museum geschaffen werden solle. Das Thema fand großes Interesse seitens der Vereinsvertreter der Stadt, von Kulturrottweil bis zum Geschichts- und Altertumsverein bis zur Narrenzunft waren einige in der Gemeinderatssitzung vertreten. Sie sind von der Stadtverwaltung auch eingeladen worden, die Diskussion gemeinsam mit den Entscheidern zu führen.

    „Der Eingriff ist heftig.“ Prof. Arno Lederers Lieblingsstandort ist die Obere Hauptstraße nicht. Der Architekt stammt aus dem Büro, das die Stadtverwaltung – wohlgemerkt: ohne etwas in der Tasche zu haben – um eine Machbarkeitsstudie gebeten worden. Die liegt seit dieser Woche öffentlich vor und wurde erstmals diskutiert. Mit der Quintessenz, dass der Gemeinderat sich angesichts der vielen Unwägbarkeiten und Unsicherheiten nicht entscheiden kann.

    Aber die Varianten liegen vor, die NRWZ hat sie bereits ausführlich dargestellt.

    Variante 1, Verbleib in der Haupstraße unter Einbeziehung zweier Nachbargebäude. Die Planung sei mit Vorbehalt, weil unklar sei, was die Substanz überhaupt hergebe. Und der Brandschutz mache den Umbau schwierig und teuer. Er als Architekt wolle nicht gegen dieses Projekt sprechen, so Lederer, es steckten aber große Risiken darin. Auch etwa in der anstehenden Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt. Zudem steche das Gebäude an sich nicht heraus aus dem spätmittelalterlichen Ensemble.

    Variante 2, der Umbau des alten Gefängnisses an der Höllgasse: „Dicke Mauern, kleine Fenster – das kommt einem Museum zugute, weil es klimatisch schon mal Sinn macht.“ Lederer ist offenkundig ein Freund der JVA. Und die Lage sei nicht schlecht, die Besucher kämen von den Parkplätzen aus eigentlich gar nicht an dem Museum vorbei. Und die umschließende Mauer sei auch nicht schlecht – schütze sie doch gegen Einbrecher.

    Das Gefängnis bekäme einen Anbau, einen Neubau. Es bestehe dann aus etwas Altem und etwas Neuem. Reizvoll für Architekten, offenbar. Es sei „das merkwürdigste Gebäude von allen“, so Lederer. Dass das Museum ins Gefängnis komme, das sei „so irrsinnig gut“, das könne „die beste Location von der Anmutung her“ sein. „Es ist ulkig und merkwürdig im besten Sinne“, sagte der Architekt.

    Variante 3, die alte Feuerwache in der Schlachthausstraße. Dort fiele alles, was steht. Dorthin käme ein ganz neues Gebäude. Vielleicht mit einer Sitzbank davor, wenn die Gattin rein will, der Mann aber partout nicht, beispielsweise. Ein Ort, der ginge, allerdings nicht attraktiv genug am Rande der Stadt liege, so der Architekt. Gegen einen Komplettabriss aber soll es Stimmung in der Bevölkerung geben, hat etwa CDU-Stadtrat Ralf Banholzer festgestellt.

    Für Architekt Lederer geht es am Ende vor allem darum, wo ein Stadtmuseum am besten funktionieren würde. Das tue es dann, wenn Flexibilität gegeben sei. Die heutigen Sehgewohnheiten erforderten stetige Umbauten. Und Wechselausstellungen, getrennt von der Dauerausstellung. „Wenn man diese Form des Museums nimmt, ist sie in der Oberen Hauptstraße kaum umsetzbar. Und wenn Sie ein bestehendes Museum umbauen, dann bleibt kein Auge trocken, dann muss da alles raus.“ Das bedeute einen Verzicht aufs Museum für Jahre. Bei einem Um- oder Neubau an anderer Stelle bliebe das bestehende Museum ja zunächst bestehen.    

    Das sah etwa auch Jürgen Knubben als  Vertreter von Kulturottweil so – in der Einwohnerfragestunde bekam er wie andere Nicht-Stadträte, wie Georg Hauser auch, das Wort. Während eines Neu- oder Umbaus an anderer Stelle könne das bestehende Stadtmuseum ja weiterhin betrieben werden könne. Insofern bestehe nicht der in der Diskussion immer wieder dargestellte Handlungsdruck.

    Was Knubben anschließend der NRWZ sagte, etwa als Fingerzeig in Sachen Finanzieren: Um die könne sich doch ein Bürgerverein kümmern, der viel mehr Fördermittel bekäme als etwa eine Stadtverwaltung. 

    Wie die Stadträte es sehen

    (wiedergegeben in der Reihenfolge ihrer Wortbeiträge) 

    Dr. Michael Gerlich (FDP): „Vom Herzen her würde wohl jeder gerne das Alte erhalten.“ Außerdem müsse mit dem Herder’schen Haus etwas gemacht werden. Es bliebe der Stadt ja an der Backe. „Was Spaß machen würde, ist sicherlich das Gefängnis.“ Und das was „am wenigsten von Herzen kommt, ist der Neubau.“ Gegen das Gefängnis spreche der Zeitfaktor. Bis man es umbauen könne, vergingen noch einige Jahre.

    Jörg Stauss (FWV): „Wir haben kristallklar und sachlich dargelegt bekommen, wie die einzelnen Standorte sich darstellen.“ Die Hauptstraße nennt er eine 1-A-Lage, ein Museum dort wirke ihm aber aufgezwungen. Ein attraktives Geschäft und Wohnungen brächten dort mehr. Mit der Fläche in der Kernstadt sei zu haushalten. Und sie könnte am Ende auch verkauft werden, „dann hat sich jemand anderes um die Sanierung zu kümmern.“

    Günter Posselt (CDU): „Wir haben dringenden Handlungsbedarf beim Museum.“ Die Machbarkeitsstudie trete jetzt eine öffentliche Diskussion los. Aus emotionaler Sicht solle das Stadtmuseum im Herder’schen Haus verbleiben. Allerdings liefe Museum offenbar anders, „als wir das bisher in Rottweil gemacht haben.“ Und: „Je länger ich mich mit dem Gefängnis beschäftige, desto mehr könnte ich mich mit einer solchen Lösung anfreunden.“

    Hermann Breucha (FWV): „Das Herder’sche Haus bildet an sich schon Stadtgeschichte ab. Das ist ein gewichtiges Argument für ein Stadtmuseum.“ Das Gefängnis gehöre zudem dem Land. „Ich glaube kaum, dass wir darauf Zugriff haben werden.“ Es sei nicht bekannt, was das Land mit dem Gebäude vorhabe. Er glaubt auch, dass die Touristen das Museum en passant besuchen würden, „niemand kommt nur wegen des Museums.“ Der Standort in der Schlachthausstraße sei damit weniger geeignet. Der Standort sei zudem als Stadtentwicklungsfläche vorgesehen. Breucha regte einen Arbeitskreis inklusive interessierter Bürger an, um „möglichst viele Gesichtspunkte“ einbeziehen zu können.

    Dr. Jürgen Mehl (SPD): „Die Schönheit des Herder’schen Hauses passt nicht mit den Ansprüchen an die Funktionalität eines Museums zusammen.“ An dem Gebäude entstehe zudem auch Schaden, wenn dort das Stadtmuseum weiter betrieben werden solle. Allerdings: Da das Herder’sche Haus weiter betrieben werden müsse, „müssen wir dafür auch Geld in die Hand nehmen.“ Um es zu bewahren, samt seiner Zentralität, „müssen wir es uns bewahren.“ Die alte JVA sei etwa „optimal geeignet“, um die Seemann’sche Waffensammlung sicher aufzunehmen. Er könne sich mit dem Vorhaben anfreunden.

    Reiner Hils (FFR): „Das ist eine harte Nuss, die wir da zu knacken haben. Jede Lösung hat ihre Vorteile und ihren Charme, aber auch ihre Schwachstellen.“ So sei das Bild uneinheitlich. Es habe sich kein Standort heraus kristallisiert. Hils regte eine Bürgerversammlung an, um die anstehende Entscheidung transparent zu machen.

    Ingeborg Gekle-Maier (Grüne) hält die dritte Variante, nach der das Museum an der Schlachthausstraße entstehen solle, für ungeeignet. „Was nutzt uns ein Museum, wenn keiner hingeht.“ Sie sprach sich für einen Umbau des Gefängnisses aus, das ideal liege – nahe der Innenstadt und der Parkplätze und mit direktem Blick zum Thyssenkrupp-Testturm. Man mache aber die Rechnung ohne den Wirt – ohne das Land, dem das Gebäude gehört. Im Herder’schen Haus „würden wir uns in der Funktionalität und den Ausstellungsflächen beschränken.“

    Dr. Peter Schellenberg (FWV): „Bei der JVA haben wir keine zeitliche Perspektive. „Das neue Gefängnis  solle 2025 fertig werden, „vielleicht wird es auch 2030.“ Ein neues Stadtmuseum könne dagegen als Neubau in bereits vier Jahren stehen. Allerdings sehe er nicht, dass der Gemeinderat bereit für einen Neubau sei. Deshalb regte er an, das neue alte Stadtmuseum am Herder’schen Haus weiter zu denken und zu schauen, was an diesem Standort vorliege.

    Arved Sassnick (SPD): „Unterm Strich brauchen wir noch eine öffentliche Diskussion. Vielleicht kommt noch der eine oder andere Standort zutage.“ Es liege kein klarer Favorit vor, der weiter verfolgt werden könne.

    Jürgen Baumann (Grüne): Ein Grundsatzbeschluss zum Museum müsse mit der Frage verbunden werden: „Können wir uns das leisten?“ Diese Frage stellte Baumann rhetorisch. Sie wurde später dann eindeutig beantwortet.

    Herbert Sauter (CDU): „Für mich ist es unabdingbar, dass das Museum 2028“ – also rechtzeitig zur Landesgartenschau – „zur Verfügung steht.“ Da solle mit dem Land verhandelt werden.

    Monika Hugger (CDU): An der Schlachthausstraße wäre eine Tourist-Information, die ja auch integriert werden solle, „am völlig falschen Platz“, etwa im Hinblick auf die Hängebrücke. „Wir entscheiden zudem über einen Kostenrahmen von 15 bis 20 Millionen Euro“, und da sei die Frage, „ob wir das Geld haben“, auch neben den Investitionen für die Landesgartenschau.

    Hermann Klein (FDP): „Für mich kommt nur die Hauptstraße in Frage.“

    Hubert Nowack (Grüne): „Wenn wir Zeitdruck haben, dann bleibt nur der Standort am alten Feuerwehrhaus.“ Und die Besucherströme könne man lenken und vom Nägelesgraben an das Museum heran führen. Und ein neues Gebäude dort könne für die Quartiersentwicklung wichtig sein. Die Touristinfo bliebe für ihn in der Stadt, im Herder’schen Haus. Ein schöner Empfang, in dem sich die Touristen wohl fühlen würden, wie in Villingen, beispielsweise. „Was gar nicht geht, ist, dass man das Museum für einige Jahre schließt – dann halten sie uns für völlig verrückt.“

    Jens Jäger (fraktionslos): „Das Herder’sche Haus ist ein wichtiger Zeitzeuge“, es sei eines der letzten Häuser, die mittelalterliches Leben noch repräsentierten.

    Als Zuhörer regte Georg Hauser von der Narrenzunft an, ein Nutzungskonzept für das Herder’sche Haus zu erstellen. Das sei die entscheidende Frage. Es leer stehen zu lassen, sei keine Option. Broß bestätigte das: „Einen Leerstand können wir uns nicht vorstellen.“ Er hält Wohnen und Einzelhandel für möglich.

    Stefan Roth, Kassier der Narrenzunft Rottweil, bot an, dass er und seine Vereinskollegen gerne inhaltlich zur Verfügung stehen würden, das Projekt mit der Stadt zusammen voran zu bringen. Die Fasnet sei ein wichtiges Thema innerhalb des Museums. Außerdem gelte es, die Zeitschiene zu betrachten und bald ein modernes Museum anbieten zu können.

     

     

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