Die Stadt Rottweil will den Hochwasserschutz vor allem für Neufra und Göllsdorf stärken. Der UBV-Ausschuss des Gemeinderats gab gestern Abend grünes Licht dafür.
Rottweil – Es sei schon einiges für den Hochwasserschutz und das Starkregen-Management getan worden, sagte Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf. Vor allem nach dem überraschend schnell gekommenen Hochwasser vom 2. Juni, das besonders Neufra und Göllsdorf betroffen habe. Nicht zuletzt war der Durchgang von der Altstadt nach Göllsdorf überschwemmt und nicht mehr passierbar (wir berichteten). Nicht zuletzt wurde eine „Starkregenrisikokarte“ angefertigt, um die Risiken auf der gesamten Gemarkung der Stadt aufzuzeigen.
Sofortmaßnahmen
Die Stadt hat mobile Schutzeinrichtungen mit einer Länge von 9,10 Metern und einer Einstauhöhe von 67 Zentimetern über die Sammelbeschaffung beim Landkreis Rottweil geordert – die haben den Markennamen „Watergate“.
Das Hochwasser-Rückhaltebecken an der Starzel habe gut funktioniert, berichtete Fachbereichsleiter Rudolf Mager. Um sicherzustellen, dass sich bei Hochwasser nur befugte Personen mit Autos dort aufhalten und nicht private Autos die Hilfskräfte behindern, wurde eine Zufahrtsschranke aufgebaut. Beim Rückhaltebecken wurde eine Krainerwand eingebaut, die den Abfluss verlangsamen soll.
Im Rahmen eines neuen Konzepts werden im Landkreis neue Pegel-Meßstellen eingerichtet. Das bringt, so berichtete Andreas Buck, der zuständige Mitarbeiter der Stadt für das Regen-Management, mindestens eine halbe Stunde Zeit für entsprechende Maßnahmen. Zu Beginn sind drei Pegel geplant, je einer auf der Gemarkung Schramberg, in Sulz und auf der Gemarkung Rottweil an der Prim, an der Brücke Zufahrt Aixheim. Die Ausführung soll 2025 erfolgen. „Nach der Pilotphase im Jahr 2025 wird entschieden, ob und wo weitere Pegelmessstellen notwendig werden“, berichtete Mager. Der Betrieb des Pegels kostet die Stadt 500 Euro im Jahr, sagte Buck auf Frage aus dem Rat.
Sandsäcke für die Bevölkerung
Die Bevölkerung hat die Möglichkeit, jederzeit Sandsäcke über den Betriebshof Rottweil zu beziehen. In Göllsdorf wird eine mit Sandsäcken bestückte Gitterbox im Abwasserbauwerk in der Mühlwiesenstraße platziert. Eine Bereitstellung von Containern für Sandsäcke sei nach Rücksprache mit Ortschaftsverwaltung und Feuerwehr nicht praktikabel, führte Mager aus.
Steigerung des Unterhaltungsaufwands
Das turnusmäßige Ausbaggern der vorhandenen Gewässer und der jährliche Gehölzschnitt sowie nach Hochwasser- und Starkregenereignissen wird intensiviert. An der Bahn-Unterführung würden ortsfeste Schutzeinrichtungen geprüft. Alternativ wird der Einsatz von mobilen Schutzeinrichtungen ins Auge gefasst „Im Bereich der Prim wird vom Landratsamt eine förderfähige Renaturierungsmaßnahme empfohlen, die ebenfalls den Hochwasserschutz deutlich verbessern kann“, heißt es in der Vorlage. Bei Maßnahmen zum schnelleren Abfluss des Wassers, so viel wurde auch klar, ist Zurückhaltung geboten, weil es dann die unterhalb gelegenen Anwohner stärker trifft.
Weil in Neufra das Hochwasser diesmal von der Prim kam, werden Einzelmaßnahmen mit Anliegern in der Stuttgarter Straße geführt. Was den Beifall von Benjamin Sigrist (Grüne) fand: „Der Dialog mit dem Bürger ist entscheidend.“
Einstimmig beschlossen
Der Antrag der Verwaltung sieht vor, mit externen Büros Möglichkeiten für einen Schutz gegen hundertjähriges Hochwasser (HQ100) in Göllsdorf nachzuweisen sowie eine weitere Verbesserung des Schutzes in Neufra. Er wurde nach ausführlicher konstruktiver Beratung im Ausschuss einstimmig angenommen. Am kommenden Mittwoch (Beginn der Sitzung: 17 Uhr im Neuen Rathaus) stimmt das Plenum des Rates darüber ab.