Die „Leitung der Abteilung Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Tourismus“ bei der Stadtverwaltung Rottweil ist vor wenigen Tagen neu ausgeschrieben worden. Und das, nachdem die Stelle eigentlich Ende 2020 vielversprechend besetzt worden war. Mit Ines Gaehn. Diese wolle sich jetzt neu orientieren, werde sich verbessern, erfuhr die NRWZ. Hat sie sich aber auch aufgerieben im Verwaltungs-Räderwerk? Und kommt jetzt André Lomsky wieder?
Erst vor rund einem halben Jahr, kurz vor Weihnachten 2020, meldete die NRWZ, dass Ines Gaehn Nachfolgerin von André Lomsky werde. Dass sie die neue Leiterin der Abteilung Wirtschaftsförderung, Tourismus und Stadtmarketing in Rottweil sei, dass der Gemeinderat sie gewählt habe. Gaehn war da schon seit gut einem Jahr als Wirtschaftsförderin bei der Stadt Rottweil tätig und hatte kommissarisch die Leitung der Abteilung von Lomsky, der im Oktober nach Karlsruhe gewechselt war, übernommen.
Gaehn galt als in der Stadt und im Team der Stadtverwaltung bestens vernetzt. Sie habe sich unter anderem um die regelmäßige Information der Rottweiler Unternehmen über Hilfsprogramme von Bund und Land in der Corona-Pandemie gekümmert und das Einkaufen bei lokalen Unternehmen unter dem Motto „Rottweil erleben und genießen“ forciert, beispielsweise durch die Initiierung einer Gastro-Gutschein-Aktion. Die städtische Wirtschaftsförderung hatte etwa im November 2020 die Gutscheinaktion unter dem Motto „Jetzt kaufen – später genießen“ zur Unterstützung der örtlichen Gastronomie ins Leben gerufen. Im Advent folgte dann die Aktion „Weihnachten in Rottweil“ in Zusammenarbeit mit dem Gewerbe- und Handelsverein. Initiatiorin: Ines Gaehn. Außerdem rief sie unserrottweil.de ins Leben – eine Corona-Krisen-Plattform, auf der es in den vergangenen Wochen auch ruhiger geworden ist.
Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit bei der Stadt Rottweil sind laut Mitteilung der Stadtverwaltung der Aufbau des Innenstadtmanagements, die Entwicklung der Tourismusmarke und die Projektmitarbeit bei der Erstellung des Rahmenplans für die Landesgartenschau RW 2028.
Schließlich glänzten sie und ihre Mitstreiter noch bei der Aktion #fasnetdahoim, einem digitalen Format samt Narren-TV für die Fastnacht 2021. Das Team der Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing & Tourismus hatte dieses mit Unterstützung durch die Narrenzunft und die Narrhalla umgesetzt. Die Protagonisten, wir erinnern uns, waren Volkskundler Prof. Dr. Werner Mezger, Comedian Heinrich del Core und Podcaster Joo Aiple. Und erst Anfang Juli initiierten Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing eine Einzelhandels-Aktion mit dem (etwas sperrigen) Namen „Rottweil Mit(t)-Sommer“. Leider verregnet.
Zuletzt wurde es ruhiger um Ines Gaehn, jedenfalls von außen wahrgenommen. Die NRWZ erlebte sie anfangs als hoch motiviert und zuversichtlich. Immer ein breites Strahlen im Gesicht. Immer voller Tatendrang. Der Beobachter wird daher den Eindruck nicht los, dass sie sich aufgerieben haben könnte im Verwaltungs-Räderwerk. Zum Vergleich: Eine Unternehmerin, ein Unternehmer, etwa, ist sein eigener Herr. Er kann entscheiden, schalten und walten, wie er will. Über ihm nur Gott. Ein(e) Abteilungsleiter(in) in der öffentlichen Verwaltung ist vielerlei Zwängen unterworfen und ständigen Budgetkämpfen.
Ein Beobachter erzählt auch, dass Rottweil nun mal Schulstadt sei. Und kein ausgewiesener Wirtschaftsstandort. Dass die Entfaltungsmöglichkeiten für einen Wirtschaftsförderer damit eben begrenzt seien.
Doch kann der Job ein Sprungbrett sein für höhere Aufgaben. Anderswo. So ist Lomsky in Karlsruhe jetzt Geschäftsführer der KTG Karlsruhe Tourismus GmbH.
Und Gaehn erklärt auf Nachfrage der NRWZ:
Ja, ich habe Mitte Juni gekündigt und werde in ein Unternehmen hier in der Region wechseln. Hier hat sich eine interessante Herausforderung für mich ergeben, die ich dann gerne nach Antritt im Oktober kommunizieren kann.
Ines Gaehn.
Klar ist, dass der Wirtschaftsförderer einer Stadt eine Scharnierfunktion hat. Dass er zwischen der Verwaltung einerseits und den Interessen der Privatwirtschaft andererseits steht. Kein leichter Job. Die Position des Wirtschaftsförderers ist, bei aller öffentlichen Wahrnehmung, lediglich die eines Abteilungsleiters von 24 bei der Stadtverwaltung. Gefühlt kommt sie einer Fachbereichsleiterstelle gleich, sie ist aber keine. Dennoch braucht man ein dickes Fell.
Nicht zu vergessen: Ein Wirtschaftsförderer kümmert sich nicht alleine um den Einzelhandel. Auch, wenn dessen Vertreter das gerne hätten. Er ist auch für die Unternehmen zuständig. Und für Neuansiedlungen.
Apropos: Wie man hört, ist es mit den Einzelhändlern in der Stadt nicht immer einfach. Neue Ideen stießen nicht immer auf offene Ohren. Jede Mail, in der den Händlern eine neue Aktion vorgeschlagen werde, werde von mindestens einem mit Meckerei und Kritik beantwortet, erfuhr die NRWZ vor längerer Zeit von jemandem, der es wissen muss. Das schlauche. Dinge, über die man aber nicht offen in der Stadt redet.
Apropos offen reden: Das würde man seitens der Stadtverwaltung natürlich gerne, um solche personellen Veränderungen einzuordnen, die Hintergründe zu erklären. Darf man aber nicht. „Sie wissen, dass wir uns in Personalangelegenheiten zurückhalten müssen“, leitet etwa Tobias Hermann als Pressesprecher der Stadt Rottweil das Gespräch mit der NRWZ ein, es gehe um Mitarbeiterschutz. Was er also sagen kann und darf, ist nicht viel, aber immerhin:
Ines Gaehn wechselt im Oktober in die private Wirtschaft. Wir bedauern den Weggang von Frau Gaehn sehr und wünschen ihr für ihre Zukunft alles Gute. Unser Ziel ist eine zeitnahe Wiederbesetzung, darum wurde die Stelle bereits ausgeschrieben.
Tobias Hermann, Medienreferent, Stadt Rottweil
Beim Rottweiler Gewerbe- und Handelsverein (GHV) bedauert man Gaehns Weggang ebenfalls. „Die Zusammenarbeit war immer konstruktiv, vertrauensvoll und zielführend“, sagt der GHV-Vorsitzende Detlev Maier auf Nachfrage der NRWZ. „Außerordentlich gut“, sei das Verhältnis gewesen, ergänzt er. Man würde ihr ein Einser-Zeugnis ausstellen.
Ob nun André Lomsky wieder nach Rottweil zurückkehrt? Die NRWZ hat bei ihm nachgefragt – und keine Antwort erhalten. Bei der Stadtverwaltung hält man diesen Gedanken für abwegig, ist fast ein wenig empört. So habe sich Lomsky mit Bedacht eine neue Aufgabe gesucht und werde diese auch weiter ausfüllen wollen, wird gemutmaßt. Es wäre auch ein Karriere-Rückschritt.
Ines Gaehn ist derweil noch im Job in Rottweil, hat noch Vertrag fast bis Jahresende, war dann zwei Jahre bei der Stadt Rottweil beschäftigt, erfuhr die NRWZ.
Und wen sucht die Stadtverwaltung nun? Darüber gibt die Stellenanzeige Auskunft. Zitat:
Ihre Aufgaben:
- Zentrale Anlaufstelle in allen Fragen der Wirtschaftsförderung
- Bestandsentwicklung und Begleitung von Flächenentwicklungen/Unternehmensansiedlungen
- Konzeptioneller Impulsgeber bei der Positionierung des Wirtschaftsstandortes Rottweil
- Weiterentwicklung von strategischen und operativen Zielen für den Tourismus der Stadt, insbesondere Initialisierung von Projekten und Maßnahmen zur Förderung des Tourismus
- Schnittstelle und enge Kooperation zwischen Handel, Wirtschaft, Tourismus, städtischen Verwaltungsstellen, städtischen Akteuren, Vereinen, Organisationen und Medien
- Aktives Markenmanagement inklusive strategischem Innen- und Außenmarketing in Kooperation mit allen Beteiligten
- Pflege und Weiterentwicklung von lokalen/regionalen Netzwerken
- Mitarbeit in Gremien der Stadtverwaltung und Personalführung der Abteilung mit 12 Mitarbeitenden
- Entwicklung moderner Kommunikation nach innen und nach außen
Ihr Profil:
- Fachhochschul- oder Hochschulabschluss mit Bezug zum Stellenprofil
- Einschlägige aufgabenbezogene Berufserfahrung in leitender Position
- Eigeninitiative, Organisationstalent, sicheres Auftreten, Verhandlungsgeschick, analytisches und konzeptionelles Arbeiten
- Modernes und digitales Marketing- und Kommunikationsverständnis
- Sie vereinen eine hohe fachliche Kompetenz und ein modernes Führungsverständnis mit administrativem Geschick und einem ausgeprägten Gestaltungswillen
- Sie sind ein Teamplayer und zeichnen sich durch Offenheit und Transparenz in der Kommunikation und im Miteinander aus
- Sie bringen neue Ansätze mit ein, die Sie eigenständig durch Projekte realisieren immer im Sinne einer hohen Kundenorientierung und Dienstleistungsmentalität
- Fremdsprachenkenntnisse wären von Vorteil