Die Bewohner der Innenstadtviertel wissen das: Im Ernstfall wird die Feuerwehr mit ihren Großfahrzeugen nur mit Mühe durch die engen Gassen kommen. Wie eng es tatsächlich zugeht, wollte nun die Stadtverwaltung wissen. Freitagmorgen war Verkehrsschau. Sie ergab Änderungen.
Die historische Rottweiler Innenstadt, so pittoresk sie ist, sie ist nicht im Hinblick auf die Belange von Rettungskräften ausgelegt. Die Gassen sind eng und oft zudem von Anwohnern und vor allem von Gästen zugeparkt. Die Feuerwehr bekäme in einem Ernstfall teils massive Probleme, zum Einsatzort vorzudringen.
Etwa die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Rottweil. Das Fahrzeug aus den 1990-ern ist genau zehn Meter lang, 2,40 Meter breit und knapp drei Meter hoch. Ihr Korb hängt auf knapp über zwei Metern.
Den Wagen um die engen Ecken in den Rottweiler Gassen zu zirkeln, ist ein Job, den Hauptbrandmeister Hermann Alf natürlich beherrscht. Aber er kommt mit dem Fahrzeug an natürliche Grenzen. Häuserwände und -ecken, Fahrzeuge, Poller, Mülleimer, eine Straßenlaterne, alles ist plötzlich im Weg. Für Alf geht es um Zentimeter. Und der Korb der Drehleiter passt nur knapp über die parkenden Autos. Wenn dort ein Minivan stünde?
An diesem Morgen ist Alf zunächst im Johannserort. Der Feuerwehrmann kurbelt und lenkt, fährt vorwärts, setzt zurück – keine Chance. Nach ein paar Metern ist Schluss, er muss aufgeben. Die Ecke Kameralamts-Johannsergasse ist für das Drehleiterfahrzeug der Firma Iveco/Magirus nicht befahrbar. Doch der Rettungsweg ist alternativlos, wenn etwa das Konvikt, ein Internat, brennen würde. 50 Schülerinnen und Schüler ab Klasse 5 wohnen darin. Das Personal kommt noch dazu. Im Brandfall zählte jede Sekunde – und dann steckt die Drehleiter fest. Undenkbar.
Alf lenkt das schwere Gerät unter den wachsamen Augen der übrigen Teilnehmer an dieser Verkehrsschau: Der städtische Fachbereichsleiter Bernd Pfaff, Christoph Steilner, der zuständige Verkehrsexperte beim Polizeipräsidium Tuttlingen, und Stefan Rutert von der Abteilung Tiefbau sind mit von der Partie.
Pfaff diktiert sich die Erkenntnisse ins Aufnahmegerät. Der Beschluss ist schnell gefasst: Im Johannserort, an der beschriebenen Ecke, wird ein halber Parkplatz wegfallen. Denn erst als das Auto, das dort, am Konviktsgemäuer gestanden hatte, umgeparkt worden war, kommt die Drehleiter einigermaßen durch. Ein Glück, dass der Wagen dem Mann von der NRWZ gehört. So ist das Platzproblem rasch gelöst.
Man muss übrigens erwähnen, dass die Anwohner des Johannserviertels, die alleinberechtigt sind, in den Gassen zu parken, ihre Wagen an diesem Morgen vorbildlich abgestellt haben. Keiner steht außerhalb der ausgeschilderten Bereiche, alle parken nah an den Gebäudemauern. Und der Gast aus einem nahe gelegenen Hotel, der mit seinem Wagen am frühen Morgen noch verbotswidrig in der Ecke gestanden hatte, war zwischenzeitlich weggefahren.
Dort, wo der Wagen nur einige Minuten vorher noch gestanden hatte, wird ein weiteres Hinweisschild angebracht, auch das ein Beschluss der Verkehrsschauteilnehmer. Sie sollen darauf aufmerksam machen, dass dieser Platz frei gehalten werden muss, keinesfalls zugeparkt werden darf. Ob sich die Autofahrer, vor allem die Auswärtigen daran halten? Man wird sehen.
Alf derweil, der Feuerwehrmann, ist mit der Drehleiter schon in die nächste Gasse unterwegs. In den Lorenzort. Auch dort wird er zu kurbeln haben.