„Spaziergang“ in Rottweil: Pufferzone der Polizei trennt die Gegner

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Die Polizei verbessert von Mal zu Mal ihre Strategie beim Management der Montags-Spaziergänge in Rottweil. Nach Konfrontationen in den Sozialen Medien hatten Beobachter eine aufgeheizte Stimmung unter den Lagern „Spaziergänger“ und Gegendemonstranten erwartet. Aber: Auch das winterliche Wetter kühlte ab. Die wichtigsten Zahlen: 1125 liefen aufseiten der „Spaziergänger“ durch die Stadt, die Obere Hauptstraße bevölkerten 240 Menschen. Damit jeweils deutlich weniger als vor einer Woche.

Erstmals sind dies Zahlen, die ein Bürger liefert. Mit einem Handzähler ausgestattet stellt er seit Wochen die Teilnehmerzahlen fest. Sie kursieren anschließend unter den „Spaziergängern“ und liegen immer ein wenig über den offiziellen. Da sie diesmal aber kaum von jenen, die die NRWZ selbst ermittelt hat, abweichen, nennen wir sie gerne. Die Polizei nennt offiziell: 1100 „Spaziergänger“ und 300 Gegendemonstranten.

Videos: Jubel der „Spaziergänger“ …

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… Antwort der Gegendemonstranten

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Die Obere Hauptstraße – montagabends für „Spaziergänger“ gesperrt.
Mahnwache und Menschenkette in der Oberen Hauptstraße.
Die Polizei hielt die gegnerischen Demonstranten auf Abstand. Fotos: gg
Das Transparent rechts musste weg.
„Spaziergänger“ sammelten sich am Friedrichsplatz.

Die beiden Lager blieben auf Abstand. Ab 17.30 Uhr versammelten sich die Teilnehmenden an der Menschenkette, die an die Coronaverstorbenen erinnern will und die sich ausdrücklich gegen die „Spaziergänger“ stellt, in der Oberen Hauptstraße. Wieder waren viele vom vergangenen Montag dabei. Diesmal boten die Organisatoren Elke Reichenbach und Peter Bruker Musik vom Band und einige Sprecherinnen und Sprecher auf. Ihre Demonstration war angemeldet. Manche tanzten zur Musik – nicht fröhlich oder ausgelassen, es war eher ein Wiegen.

Spaziergang im Schneeregen.
Immer wieder wird der Verkehr blockiert.

Die „Spaziergänger“ formierten sich wieder in der Hochbrücktorstraße, starteten den Friedrichsplatz entlang, legten den Straßenverkehr immer wieder lahm. Und zogen in einem Bogen um die Obere Hauptstraße herum. Friedlich, ruhig, gut gelaunt. Und ohne Maske und Abstand.

Beide Gruppierungen trennten beim Aufeinandertreffen am unteren Ende der Oberen Hauptstraße zwei Reihen von Absperrgittern, die eine Pufferzone von etwa 15 Metern herstellten. Am oberen Gitter hingen einige Gegendemonstranten, vom unteren feixten ein paar „Spaziergänger“ hinauf. Dazwischen Polizisten, die sich jeden anschauten, der durch wollte.

Ein Konzept, das aufging. Provokationen duldete die Polizei nicht. Ein gegen Nazis gerichtetes Transparent mussten die Demonstranten abhängen. Ein offenes Fackelfeuer musste wiederum ein „Spaziergänger“ auf Geheiß der Beamten löschen. Die Polizisten blieben nach Beobachtungen der NRWZ jeweils freundlich, aber bestimmt.

Personalienfeststellung.

Dies auch bei verschiedenen Personalienfeststellungen, die die Beamten vornahmen. Einige wenige nur. Oft gefilmt von Bekannten derer, für die die Polizisten sich interessierten. Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz berichtet, seien einzelne wenige Teilnehmer wegen des Verstoßes gegen die Allgemeinverfügung kontrolliert und angezeigt worden. Zahlen liegen nicht vor. Der Landkreis hatte jene Allgemeinverfügung erlassen, die einen Mund.Nasen-Schutz bei Ansammlungen zur Pflicht machte. Die Polizei hatte zu Beginn des „Spaziergangs“ zudem per Lautsprecherdurchsage klargemacht, dass sie den Auflauf für eine unangemeldete Demonstration halte und Verstöße gegen die Maskenpflicht ahnden wolle.

Auch der Ruf „Wir sind das Volk“ konnte sich diesmal nicht recht durchsetzen. Vielleicht 20 „Spaziergänger“ skandierten ihn nachhaltig, aber im Großen und Ganzen erfolglos.

Nur ein harter Kern der „Spaziergänger“ blieb nach dem obligatorischen Jubel der Demonstranten für sich selbst noch an Ort und Stelle, am Friedrichsplatz. Die Polizei, nach Informationen der NRWZ wieder mit einer mittleren zweistelligen Zahl an Beamten im Einsatz, zog ihre Kräfte zusammen, die Demonstranten zerstreuten sich daraufhin. Dasselbe Spiel wie schon in der vergangenen Woche.

Mithilfe von Bauhof und Feuerwehr hat die Stadtverwaltung erneut Parkplätze am Nägelesgraben gesperrt.

Erneut hatte die Stadtverwaltung im Vorfeld die beiden Parkplätze am Nägelesgraben, die der Innenstadt am nächsten liegen, kurz vor Beginn der Demonstrationen abgeriegelt. Grund sei, dass Raum für Einsatzfahrzeuge geschaffen werden müsse, hieß es.

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Peter Arnegger (gg)
Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.

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