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    Spannende Lebenswege mit viel Seele

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    Rottweil – Sowas nennt man jetzt wohl „Doppel-Wumms“: Am Wochenende startete eine vom Zimmertheater initiierte Foto-Ausstellung. Und diesen Freitag hat ein neues, schwungvolles Stück Premiere. Beides ist durch ein Thema verbunden: Es geht um Menschen, die in Rottweil leben und zuhause sind, aber auch schon andernorts waren – also um Migration und Mobilität im weitesten Sinne.

    An die 40 solcher Lebens-Wege werden in der Fotoausstellung vorgestellt. Anhand eindrucksvoller Portraits, die im Alten Rathaus und einigen Innenstadt-Schaufenstern zu sehen sind – angefertigt von der in Paris lebende Fotografin Cordula Treml. Und anhand von kurzen Erzähl-Sequenzen aus Interviews mit den Abgebildeten, die sich über QR-Codes neben den Fotos per Smartphone abrufen lassen.

    Was sich dabei auftut, ist immer wieder überraschend: Es sind Einblicke in ganz verschiedene Leben, die geprägt sind vom Aufbrechen, Weggehen, vom Zurückkommen, davon ein Zuhause zu verlassen und ein neues Zuhause finden.

    Das Plakat zur Ausstellungseröffnung. Die Bilder sind noch bis Anfang Mai im Alten Rathaus und in Innenstadt-Schaufenstern zu sehen. Foto: pm

    Schnell merkt man: Sogar dort, wo man es gar nicht vermutet, gibt es Wechsel der Umfelder, die man mit Begriffen wie „Migration“ und „Mobilität“ beschreiben könnte. Aber irgendwie sind diese Wörter oft auch zu eng für verflochtene Lebenswege, die sich nicht nur an einem Ort abspielen – zumal, wenn man auf mehrere Generationen schaut.

    Dem Nah-Blick auf einzelne Beispiele in der Foto-Ausstellung stellt das Team des Zimmertheaters nun eine Produktion zur Seite. Konzipiert hat das Stück Zimmertheater-Leiter Peter Staatsmann, der auch Regie führt.

    Im denkbar weiten Feld der Menschen mit Migrations-Geschichten hat er eine Gruppe herausgegriffen, die zeitweise stark im Sichtfeld stand: sogenannte „Spätaussiedler“ oder „Russlanddeutsche“ aus der vormaligen Sowjetunion, die in den 1990er Jahren in die Bundesrepublik kamen – und dabei oft die Erfahrung machten, früher als „Deutsche“ gegolten zu haben und nun plötzlich angeblich „Russen“ zu sein.

    „Wir haben viel Material gesammelt, haben Interviews geführt und wollten wissen: Wie war das für die Menschen, wie hat sich das damals angefühlt?“, erzählt Peter Staatsmann im Gespräch mit der NRWZ. Dabei kam ihm die Idee, die Frage wohin man gehört und wo man sich zuhause fühlt, über Musik auszuhandeln. Das klingt schon im Titel an, der nun vieldeutig „Soul oder Die seltsamsten Menschen der Welt“ lautet.

    Musik spielt eine zentrale Rolle in „Soul“. Foto: al

    Im Stück erforscht eine Gruppe 17jähriger Jugendlicher, die Kasachstan aufgewachsen ist, den „Westen“ anhand von dessen Musik – denn die kann man immer auch als Identitätsangebot verstehen. Und als Gefühlswelt, die einlädt oder abstößt ohnehin. Die jungen Leute probieren alles aus, was der angeblich so glücksverheißend-goldene „Westen“ zu bieten hat, von Pop bis Punk.

    Dabei tanken die Entwurzelten – es spielen Filip Grujic, Tamara Anna Hermanns, Lukas Kientzler, Mailin Klinger und Tristan Taubert – viel Frust. Denn sie finden im „Westen“ mit seinem entfesselten Neoliberalismus neben Konsumversprechen vor allem Einsamkeit, Traurigkeit und Kälte.

    Eines jedoch zündet: Soul – die ausdrucksstarke Synthese von Rhythm and Blues und Gospel, die sich in den 1950er Jahren aus den afroamerikanischen Musiktraditionen entwickelte und später von Stars wie Amy Winehouse popularisiert wurde. Die Inbrunst, die Tiefe, ja einfach der Sound des Soul öffnen den jungen Leuten plötzlich eine Tür zum „Westen“, den sie ansonsten nicht verstehen.

    Diese Heimatsuche mittels Musik spielt sich 1999 ab. Parallel dazu hat Peter Staatsmann eine aktuelle Ebene ins Stück eingezogen: Die damals jungen Leute müssen sich als 40jährige vor Gericht dafür verantworten, bei den „OneCoin“-Betrügereien der „Krypto Queen“ Ruja Ignatova mitgemacht zu haben. Wie Tausende andere, die doch eigentlich nur meinten, das kapitalistische Spiel richtig zu spielen, ihr Glück machen und zu den Erfolgreichen dazu gehören zu können.

    Der Glamour des Westens lockt: Ausstattungs-Detail von „Soul“. Foto: al

    Dieses Nebeneinander der Ebenen verspricht Kontrast und Spannung im Theater-Teil des bemerkenswerten „Doppel-Wumms“ zum Thema Migration und Mobilität. Durch die von Dorin Grama und Luca Swoboda getragene Livemusik kommt freilich auch die Unterhaltung nicht zu kurz.

    Info: „Soul oder Die seltsamsten Menschen der Welt“ hat am 24. März um 20 Uhr Premiere. Weitere Spieltermine sind am 25. und 31. März, sowie am 1., 14., 15., 21., 22., 28. und, 29. April, am 5. Mai und am 6. Juni (Beginn immer um 20 Uhr). Karten zu 16 Euro (ermäßigt 8 Euro) sollten reserviert werden unter 0741-8990 oder info@zimmertheater-rottweil.de. Die Fotoausstellung bis Anfang Mai zu sehen.

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    Im Stück erforscht eine Gruppe 17jähriger Jugendlicher, die Kasachstan aufgewachsen ist, den „Westen“ anhand von dessen Musik – denn die kann man immer auch als Identitätsangebot verstehen. Und als Gefühlswelt, die einlädt oder abstößt ohnehin. Die jungen Leute probieren alles aus, was der angeblich so glücksverheißend-goldene „Westen“ zu bieten hat, von Pop bis Punk.

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    Eines jedoch zündet: Soul – die ausdrucksstarke Synthese von Rhythm and Blues und Gospel, die sich in den 1950er Jahren aus den afroamerikanischen Musiktraditionen entwickelte und später von Stars wie Amy Winehouse popularisiert wurde. Die Inbrunst, die Tiefe, ja einfach der Sound des Soul öffnen den jungen Leuten plötzlich eine Tür zum „Westen“, den sie ansonsten nicht verstehen.

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