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    Schüler-Fotografien erinnern an KZ-Hölle

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    Die Kartage erinnern an Schmerz und Tod. Eine Ausstellung im Rottweiler Stadtmuseum nimmt diese Themen ebenfalls in den Blick: Sie zeigt, wie sich Schülerinnen und Schüler mit dem Lagersystem Natzweiler beschäftigt haben – eine Spurensuche mit der Kamera.

    „Die Erinnerung fotographieren – Was bleibt“ ist die Schau überschrieben. Sie ist der Ertrag eines deutsch-französisches Schülerprojekts. Junge Leute in beiden Ländern wurden ermutigt, Überresten des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof nachzugehen. Das südwestlich von Straßburg gelegenen Hauptlager bildete das Zentrum eines ganzen Systems von Einrichtungen, in denen während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft Zehntausende ausgebeutet, geschunden und ermordet wurden.

    Das weitläufige Lagersystem um das KZ Natzweiler-Struthof – dargestellt in der Ausstellung „Die Erinnerung fotographieren – Was bleibt“. Foto: al

    Mit der Region Rottweil traurig verknüpft ist das „Unternehmen Wüste“. Ab September 1944 wurden zwischen Dußlingen-Nehren und dem zwischen Schörzingen und Zepfenhan gelegenen Eckerwald sieben Lager und zehn Anlagen zur Ölgewinnung errichtet oder in das „Wüste“-Projekt eingegliedert.

    Um die 13.000 Häftlinge im Alter von 13 bis 60 Jahren vorwiegend aus dem KZ Natzweiler-Struthof wurden für die Schiefer-Ölgewinnung auf die Schwäbische Alb deportiert. Fast ohne Werkzeuge wurden sie brutal gezwungen, die Steine zu brechen. Hinzu kamen Hunger, katastrophale hygienische Bedingungen und drakonische, teils geradezu sadistische Bestrafungen.

    In den wenigen Monaten bis Kriegsende starben in den „Wüste“-Einrichtungen etwa 3.500 Menschen – durch Arbeits- und Witterungsbedingungen, Krankheiten, Strafmaßnahmen und Willkürmorde. Besonders das Werk Dautmergen wurde von Überlebenden als „Knochenmühle“ und wahre Hölle beschrieben.

    Dem Ausstellungsprojekt liegt die Idee zugrunde, dass eine heute junge Generation, geboren mehr als ein halbes Jahrhundert nach den Geschehnissen, einen eigenen Zugang zu diesem Teil der Geschichte entwickelt – einer Geschichte, die sich nicht weit entfernt, sondern gleichsam vor der Haustür ereignet hat.

    Die Schülerinnen und Schüler und gingen mit den Schreckensorten ganz unterschiedlich um. Teils dokumentierten sie die Überreste der Lager, teils auch das Fehlen solcher Zeugnisse oder Elemente der später geschaffenen Erinnerungskultur.

    Die jungen Leute hatten völlige Freiheit in der Wahl ihrer Objekte und ihrem Blickwinkel. Dadurch gewinnt die Auseinandersetzung eine eigene Perspektive und individuelle Akzente. Auch in die Auswahl der Bilder und die Beschriftung waren die Schülerinnen und Schüler eingebunden.

    Vom Gymnasium Gosheim-Wehingen waren zwei Schüler mit der Kamera in der Gedenkstätte Eckerwald sowie auf den KZ-Friedhöfen Schörzingen und Schömberg/Dautmergen unterwegs. Ihre Aufnahmen sind behutsame, respektvolle Annäherungen – und damit auch eine würdevolle Erinnerung an die Menschen, die in der „Wüste“-Hölle Schmerz und Tod erlitten.

    Info: Die vom Schulzentrum ORT in Straßburg, dem Centre Européen du Résistant Déporté (CERD Natzweiler) und dem Verbund der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler (VGKN) initiierte Ausstellung, die das Stadtmuseum in Kooperation mit der Initiative Gedenkstätte Eckerwald zeigt, ist bis 1. Mai dienstags bis sonntags (außer Ostermontag) von 14 Uhr bis 16 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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    Das weitläufige Lagersystem um das KZ Natzweiler-Struthof – dargestellt in der Ausstellung „Die Erinnerung fotographieren – Was bleibt“. Foto: al

    Mit der Region Rottweil traurig verknüpft ist das „Unternehmen Wüste“. Ab September 1944 wurden zwischen Dußlingen-Nehren und dem zwischen Schörzingen und Zepfenhan gelegenen Eckerwald sieben Lager und zehn Anlagen zur Ölgewinnung errichtet oder in das „Wüste“-Projekt eingegliedert.

    Um die 13.000 Häftlinge im Alter von 13 bis 60 Jahren vorwiegend aus dem KZ Natzweiler-Struthof wurden für die Schiefer-Ölgewinnung auf die Schwäbische Alb deportiert. Fast ohne Werkzeuge wurden sie brutal gezwungen, die Steine zu brechen. Hinzu kamen Hunger, katastrophale hygienische Bedingungen und drakonische, teils geradezu sadistische Bestrafungen.

    In den wenigen Monaten bis Kriegsende starben in den „Wüste“-Einrichtungen etwa 3.500 Menschen – durch Arbeits- und Witterungsbedingungen, Krankheiten, Strafmaßnahmen und Willkürmorde. Besonders das Werk Dautmergen wurde von Überlebenden als „Knochenmühle“ und wahre Hölle beschrieben.

    Dem Ausstellungsprojekt liegt die Idee zugrunde, dass eine heute junge Generation, geboren mehr als ein halbes Jahrhundert nach den Geschehnissen, einen eigenen Zugang zu diesem Teil der Geschichte entwickelt – einer Geschichte, die sich nicht weit entfernt, sondern gleichsam vor der Haustür ereignet hat.

    Die Schülerinnen und Schüler und gingen mit den Schreckensorten ganz unterschiedlich um. Teils dokumentierten sie die Überreste der Lager, teils auch das Fehlen solcher Zeugnisse oder Elemente der später geschaffenen Erinnerungskultur.

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    Vom Gymnasium Gosheim-Wehingen waren zwei Schüler mit der Kamera in der Gedenkstätte Eckerwald sowie auf den KZ-Friedhöfen Schörzingen und Schömberg/Dautmergen unterwegs. Ihre Aufnahmen sind behutsame, respektvolle Annäherungen – und damit auch eine würdevolle Erinnerung an die Menschen, die in der „Wüste“-Hölle Schmerz und Tod erlitten.

    Info: Die vom Schulzentrum ORT in Straßburg, dem Centre Européen du Résistant Déporté (CERD Natzweiler) und dem Verbund der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler (VGKN) initiierte Ausstellung, die das Stadtmuseum in Kooperation mit der Initiative Gedenkstätte Eckerwald zeigt, ist bis 1. Mai dienstags bis sonntags (außer Ostermontag) von 14 Uhr bis 16 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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