ROTTWEIL / SCHÖMBERG. In Schömberg endet eine medizinische Ära. Ende des Monats gehen die beiden Zahnmediziner Iris und Dr. Jörg Erdmann in den Ruhestand. Ihre Zahnarztpraxis am Marktplatz wird von Dr. Johann Berenz aus Rottweil übernommen und nahtlos weitergeführt.
Am 31. März werden Dr. Jörg und Iris Erdmann zum letzten Mal in ihrer Praxis sein. „Da fällt bei uns der Bohrer“, sagt Erdmann und schmunzelt. 1989, also vor 34 Jahren, behandelten sie zum ersten Mal Patienten in Schömberg. Damals waren beide 29, junge Zahnmediziner, die sich beim Studium in Belgien kennengelernt hatten. Iris Erdmann stammt aus Balingen, Dr. Jörg Erdmann ist geborener Sauerländer.
Ursprünglich wollten sie eine Praxis in Weilstetten aufbauen. Letztlich bekamen sie aber von der Zahnärztekammer den Tipp, es doch in Schömberg zu versuchen. „Damals hat man gerade das Gebäude am Marktplatz gebaut“, sagt der Zahnarzt. Außer ihrer Praxis ist dort auch die Sparkasse Zollernalb beheimatet. Und wer im Behandlungsstuhl sitzt, hat einen direkten Blick auf den idyllischen Marktplatz. „Wir waren noch sehr jung, als wir uns selbstständig gemacht haben“, erzählt Iris Erdmann, aber dadurch, dass das Haus neu gebaut worden ist, hatte das Ehepaar Mitspracherecht bei der Raumaufteilung ihrer Praxis. „Wir sind damals relativ entspannt an die Sache heran“, erinnert sich die Zahnärztin.
Und sie kann sich auch noch an die ersten älteren Patienten erinnern, denen es dann doch etwas mulmig war, als die junge Frau, die da ins Behandlungszimmer kam, nicht die Zahnarzthelferin, sondern die Ärztin war. Heute schauen die Erdmanns mit etwas Wehmut zurück. „Patienten, die wir schon als Kinder behandelt haben, kommen heute mit ihren eigenen Kindern zu uns“, sagt Erdmann.
Es sei ein sehr entspanntes Arbeiten gewesen in den vergangenen Jahren. „Die Patienten kennen uns, wir kennen die Patienten.“ Das sei auch wichtig für den Therapieerfolg, führt der Zahnmediziner aus. Sie beide hätten immer auch den Menschen hinter dem Patienten gesehen. Da haben dann die Gespräche etwas länger gedauert, gerade auch deshalb, weil es auf dem Behandlungsstuhl nicht immer so schön ist. „Wir waren nie einfach nur Zahnärzte“, betont Iris Erdmann, „sondern auch eine Anlaufstelle für die Patienten“.
Für Iris Erdmann ist es dann auch immer schön gewesen, dass man ein gutes Feedback bekommen hat. Immer wieder hat sie Hausbesuche bei Patienten gemacht, die nicht mehr mobil gewesen sind. In den vergangenen 34 Jahren haben sich die Erdmanns einen treuen Patientenstamm aufgebaut.
Als sie ihren Patienten mitgeteilt haben, dass sie zum Ende des Monats aufhören, habe es teilweise sehr herzliche Reaktionen gegeben. „Das waren dann sehr bewegende Momente im Sprechzimmer“, sagt Iris Erdmann. „Hier aufs Land haben wir gut gepasst“, erklärt Jörg Erdmann, weist aber darauf hin, dass die Versorgung gerade im ländlichen Raum ähnlich problematisch ist wie bei den Allgemeinärzten. „In den nächsten Jahren wird es noch grundlegende Probleme bei der zahnmedizinischen Versorgung geben“, befürchtet der Zahnarzt.
Vor allem die Verwaltungsarbeit würde immer mehr zunehmen. Dafür gehe dann ein großer Teil des Wochenendes drauf. „In vielen Gemeinden werden Praxen altershalber geschlossen, und das war’s dann“, sagt Erdmann. Das gebe einem schon zu denken.
Im Oberen Schlichemtal allerdings wird die zahnmedizinische Situation auch in den nächsten Jahren gut bleiben. Denn die Erdmanns können bereits einen Nachfolger präsentieren. Mit Dr. Johann Berenz übernimmt ein renommierter Zahnarzt die Praxis in Schömberg – und zwar übergangslos. Der 57-Jährige ist in Gosheim aufgewachsen und seit 2007 Mitglied der Gemeinschaftspraxis Dr. Martin, Dr. Berenz, Dr. Forschner in Rottweil. Dort wird er mit seinem Wechsel nach Schömberg aussteigen. Von 1991 bis 2007 war er in einer weiteren Gemeinschaftspraxis.
Berenz kann eine 32-jährige Berufserfahrung vorweisen. Er wolle auch so schnell nicht aufhören, sagt er. Mindestens 10 bis 15 Jahre will er in Schömberg praktizieren.
„Im Prinzip ändert sich nichts“, sagt Dr. Johann Berenz. Vor allen für die Patienten der Erdmanns. Da bleibt alles beim Gleichen. Zwischenzeitlich wurden sogar schon die ersten Termine für die Zeit nach dem 3. April vergeben.
Beim Behandlungsspektrum bewege er sich auf derselben Ebene wie seine Vorgänger. Er werde den Übergang human gestalten, sagt er.„Außerdem bin ich des Schwäbischen mächtig“, erklärt er. Soll heißen, er kann mit den Menschen reden – und versteht sie auch.
Das Praxisteam der Erdmanns übernimmt Johann Berenz. Es sei ein sehr gutes Team, sagt er, die Chemie habe auf Anhieb gestimmt. Aus seiner bisherigen Praxis in Rottweil wird er zudem eine Zahnarzthelferin mit nach Schömberg bringen. „Unsere Patienten sind froh, dass es weitergeht“, sagt Iris Erdmann. „Es ist ja auch keine völlig neue Welt, die sich jetzt hier auftut“, pflichtet ihm ihr Ehemann bei.
Beide sind überzeugt, dass sie mit der Wahl von Dr. Berenz als ihr Nachfolger das Richtige getan haben und sich nun beruhigt auf ihren Ruhestand konzentrieren können.
Bei Dr. Jörg Erdmann sollen künftig der Garten und der Sport mehr Raum in seinem Leben bekommen. Außerdem habe er noch relativ viele ungelesene Bücher. Iris Erdmann will sich einen Wunsch erfüllen, den sie schon lange hegt: „Ich würde gerne Klavier spielen lernen“, verrät sie. Beide kochen und essen gerne. Damit können sich Iris und Dr. Jörg Erdmann in Zukunft ausgiebig beschäftigen. „Da kann man wirklich viel Zeit damit verbringen“, sagt Iris Erdmann und lacht.