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    Schluss mit dem Tempo-30-Lärmschutz in Rottweil?

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    ROTTWEIL. Ärger und Kritik, etwa in den sozialen Medien: Die CDU fordert von der Stadtverwaltung, bei den Lärmschutzmaßnahmen nachzubessern. Diese werden aktuell primär durch Geschwindigkeitsbegrenzungen erreicht. Und sie funktionieren nicht, will die Stadtrats-Fraktion herausgefunden haben.

    Ein vernichtendes Zeugnis stellt die örtliche CDU den Lärmschutzmaßnahmen der Stadtverwaltung aus. Die Stadt sei neuerdings mit einem Schilderwald überzogen, der für Ablenkung sorge, Ampeln seien nicht an die erlassenen Höchstgeschwindigkeiten angepasst, teils würden diese wie willkürlich angeordnet erscheinen. Das führte dazu, dass sie von den Bürgerinnen und Bürgern – die Lärmschutzmaßnahmen nie gefordert hätten – kaum akzeptiert würden. Etwa auch deshalb, weil es neuerdings eine Verlagerung der Verkehrsströme in Seitenstraßen gebe. Die Verkehrsteilnehmer würden jetzt vermehrt die kürzeste statt wie bisher die für sie schnellste Route wählen, hat die CDU beobachtet. Dies führe zu einem höheren Verkehrsaufkommen in Wohngebieten, also gerade dort, wo Verkehrslärm eigentlich vermieden anstatt verstärkt werden sollte, teilt die Stadtrats-Fraktion mit. 

    Seit einigen Wochen seien die bislang beschlossenen Maßnahmen umgesetzt, erwiesen sich aber in der Praxis als nicht tauglich, so das Fazit. Zumal die Maßnahmen laut der Mitteilung der CDU nicht auf Messungen, sondern auf Berechnungen beruhten. Es sei eine „zweifelhafte Methodik“, so die CDU, wenn Schallemissionen an Hauswänden nur errechnet und nicht gemessen würden. Bei der Berechnung würden wichtige Effekte, die zu einer Lärmreduktion führen, nicht berücksichtigt. Erst die Messung werde zeigen, ob und gegebenenfalls wo Lärmschutzmaßnahmen überhaupt erforderlich sind. 

    Die Forderungen: Der vom Gemeinderat erst im Juli 2022 beschlossene Lärmaktionsplan sowie sein Beschluss, die darin beschriebenen Maßnahmen umzusetzen, sollen überprüft werden. Mehr noch: Der Gemeinderat der Stadt Rottweil solle die Verwaltung zur Rückgängigmachung oder Anpassung der beschlossenen Maßnahmen ermächtigen. Für die betroffenen Straßen soll dann an besonders lärmanfälligen Punkten zunächst eine Schallmessung vorgenommen und dem Gemeinderat vorgelegt werden. Es solle ein Abgleich mit den errechneten Ergebnissen aus einem bereits vorliegenden Gutachten und den gemessenen, realen Werten erfolgen. Und darüber hinaus will die CDU, dass die Stadtverwaltung beauftragt wird, unter Berücksichtigung des Messergebnisses andere geeignete Lärmschutzmaßnahmen zu suchen und einen neuen Lärmaktionsplan auszuarbeiten. Effektiver Lärmschutz könne auch erreicht werden durch individuelle, der jeweiligen Gegebenheit vor Ort angepasste, objektbezogene Maßnahmen wie Schallschutzfenster, lärmmindernde Fahrbahnbeläge und Ähnliches.

    Dies fordern Rasmus Reinhardt, Hans-Peter Alf und Ewald Grimm für die CDU-Fraktion im Gemeinderat.

    Zur detaillierten Begründung führt die CDU an, Zitat:

    • Das vorrangige Ziel der Lärmreduzierung wird durch die jetzt umgesetzten Maßnahmen nicht erreicht, eher sogar konterkariert. Insbesondere schwere Fahrzeuge wie Lkw und Busse müssen jetzt vor allem im Bereich von Steigungen wie der Tuttlinger und der Heerstraße in niedrigen Fahrstufen hochtourig fahren, was zu einer deutlichen Erhöhung des Motorgeräusches führt. Ohnehin führen Geschwindigkeitsbegrenzungen bis minimal 30 km/h nur zu einer marginalen Verringerung der Abrollgeräusche, sind sie doch bei Pkw überhaupt erst ab einer Geschwindigkeit von 30 km/h dominant, bei Lkw sogar erst ab 60 km/h. 
    • Die Schaltung der Lichtzeichenanlagen sind nicht auf die neuen Geschwindigkeitsvorgaben angepasst. Dies führt zur Behinderung des Verkehrsflusses und damit zu einer steigenden Abgasbelastung, aber auch zu vermehrten Anfahr- und Abbremsmanövern, was wiederum eine Erhöhung der Verkehrsgeräusche bedeutet. 
    • Wegen der diversen, oft nur für kurze Strecken geltenden Anordnungen von unterschiedlichen Höchstgeschwindigkeiten, die teilweise auch noch zeitlich befristet, teilweise mit dem Zusatzzeichen „Lärmschutz“ versehen sind, wurde nicht nur die Stadt mit einem Schilderwald überzogen, sondern konzentriert sich die Aufmerksamkeit der Kraftfahrzeugführer gezwungenermaßen auf die neue Beschilderung und lenkt sie vom übrigen Verkehr ab, was eine erhöhte Gefahr für schwächere Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer und Fußgänger bedeutet. Verstärkt wird dies auch dadurch, dass der überwiegende Teil der Beschilderung so angebracht ist, dass sie nicht von den in modernen Fahrzeugen vorhandenen Systemen zur elektronischen Erfassung von Verkehrszeichen erkannt werden. Einzelne Verkehrszeichen, so z.B. in der Marxstraße, sind an Bushaltestellen angebracht und werden zeitweise von dort haltenden Bussen verdeckt. 
    • Schon jetzt ist eine Verlagerung der Verkehrsströme in Seitenstraßen feststellbar, da die Verkehrsteilnehmer jetzt vermehrt die kürzeste statt wie bisher die für sie schnellste Route wählen. Dies führt zu höherem Verkehrsaufkommen in Wohngebieten, also gerade dort, wo Verkehrslärm eigentlich vermieden anstatt verstärkt werden sollte. 
    • Bedenken bestehen weiterhin hinsichtlich der Richtigkeit der gutachterlichen Feststellungen im Lärmgutachten: Beispielhaft sei auf die Heerstraße verwiesen; in Straßenabschnitten, in denen Häuser und Wohnungen unmittelbar an der Straße stehen, – so im Bereich der unteren Heerstraße – wurden keine Lärmschutzmaßnahmen getroffen, dafür ist aber auf Höhe der Schulen, wo nur teilweise Wohnbebauung herrscht, willkürlich eine Lärmschutzzone errichtet. Dasselbe gilt auch für den Bereich der Stadionstraße auswärts in Richtung Bühlingen. 

    Fazit: Geschwindigkeitsbegrenzungen seien allenfalls eine zeitnah und einfach umsetzbare, aber nicht die einzige Möglichkeit für Lärmschutz, so die CDU. Die bloße Geschwindigkeitsreduzierung entfalte kaum Wirkung. 

    Info: Die Stadt hat ihrerseits Informationen zum Lärmaktionsplan online gestellt. Diese sind hier zu finden.

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    Marvin
    Marvin
    1 Jahr her

    Wieso erinnert mich das Ganze wieder einmal an den heiligen St. Florian?

    Der Verkehr in den Wohngebieten steige? Klingt stark nach „Mimimi“. Oder anders: Wo genau wohnen denn die Herren Stadträte? In der Goethestraße, beruhigt in Hausen und im letzten Loch in Feckenhausen. Also exakt in Wohngebieten. Und nun stört es sie, dass durch Wohngebiete Autos fahren? Die zuvor durch die Hauptstraßen fuhren? Ja glauben die denn, dass an den Hauptstraßen KEINE Menschen wohnen? Oder ist das alles asozialer Pöbel dort? Der Verkehr soll also rasen dürfen, aber bitteschön nicht vor den Häusern der Herren Stadträte.

    Habe ich die Forderung so korrekt zusammengefasst?

    Natürlich – die Rottweiler Regelung ist nicht ganz einfach verständlich und die Beschilderung ist Irrsinn. Allerdings eben den gesetzlichen Grundlagen geschuldet. Du darfst eben nur begründet (!) Zonen ausweisen. Oder anders: Du musst. Denn auch in der Königstraße, in der Tuttlinger Straße, in der Marxstraße, in der Heerstraße und so weiter wohnen Menschen. Wenn auch keine priviligierten Stadträte. Aber auch diese Menschen müssen vor Lärm geschützt werden.

    Und es ist absurd und infam, wenn man nun behauptet, dass 30 gar nichts bringen würde. Jede seriöse wissenschaftliche Untersuchung bestätigt, dass 30 im Vgl. zu 50 den Lärm und damit die Gesundheitsbelastung senkt. Man muss es eben einhalten – und damit überwachen! Denn freiwillig fährt keiner plötzlich 30 anstatt 50, es ist also klar, dass kaum einer den Unterschied bisher bemerkt. Aber es sei nochmals versichert: Fahren alle 30 anstatt 50, dann spürst du als Anwohner das GANZ MASSIV!

    Dass dann die Heerstraße als Beispiel herangezogen wird, spricht für sich. Auch 50 fährst du dort nicht einfach so, sondern nur mit Fuß auf der Bremse. Die 30 sind also auch dort ganz problemlos und für jeden einzuhalten, ebenfalls mit Fuß auf der Bremse. Man muss nur wollen.

    In diesem Sinne: Pfui Teufel ihr Stadträte, Eigennutz ist asozial! Und eure Argumente sind nur heiße Luft.

    Uwe Sauerland
    Uwe Sauerland
    1 Jahr her

    Kann eine Stadt den Besuchern deutlicher sagen „Bleib weg“?
    Durch den Schilderwald in Rottweil fühlt man sich als KFZ-Lenker verunsichert. Was gilt jetzt gerade in dieser Straße? 20 km/h, 30 km/h oder 40 km/h? Wo steht der Blitzer? Bin ich zu schnell oder halte ich als Trödler den Verkehr auf? War da ein Schild? Habe ich etwas übersehen? Und ständig droht das Damoklesschwert, ein teures Foto von minderer Qualität von der letzten Fahrt in die Stadt im Briefkasten zu finden.

    Schall kann man berechnen, aber in den Berechnungsmodellen geht man immer von glatten Wänden aus. Da gibt es keine Hecken, keine Geländer, keine Fenster, Türen, Ecken und Kanten, Häuser werden auf Rechtecke vereinfacht. Nur die Messung vor Ort bringt reale Ergebnisse. Und es geht auch ganz klar um die Wahl des Messpunktes, damit wird bereits das Messergebnis im Voraus beeinflusst.

    Mit meinem Hybrid fahre ich in der Stadt meist elektrisch, sofern es nicht bergauf geht. Beim elektrischen Fahren bleibt nur das Abrollgeräusch der Reifen, welches man nicht wegdiskutieren kann. Auch bei rein elektrischen Fahrzeugen bleibt dieses Geräusch, zumindest bis die Fahrzeuge in der Zukunft das Schweben gelernt haben.

    Aber letztlich bleibt die Frage, wie schnell darf ich wo fahren? Trotz aller Rücksichtnahme kann man als KFZ-Lenker im Rottweiler Schilderwald immer mal ein Schild übersehen. Ich will niemanden belasten oder belästigen, aber ich will auch kein Knöllchen der Stadt Rottweil haben. Also meide ich die Stadt, denn das scheint ja das erklärte Ziel dieses Tempolimit-Durcheinanders zu sein. „Ganze Stadt Tempo 30“ wäre eine saubere Lösung, darauf kann man Ampeln und die unvermeidlichen Blitzer einstellen und alle KFZ-Lenker wissen, welche Geschwindigkeit gefahren werden darf.

    Aber so, wie es aktuell ist, sagt Rottweil ganz klar „bleib weg“. Da kann man noch so viel Stadtmarketing machen, die Rottweiler Innenstadtbürger können die Einzelhändler und Gastronomen nicht über Wasser halten, dazu werden schon die Besucher aus den Umlandgemeinden und andere Besucher benötigt. Schade um das Geld, das gut gemeint zur Innenstadtbelebung investiert wird. Es bringt nur nichts, wenn dieses Tempolimit-Wirrwarr die Besucher nervt und diese dann ausbleiben.

    Rottweil hat seine Zukunft selbst in der Hand. Mach was draus, Rottweil!

    Schuttigbiss
    Schuttigbiss
    1 Jahr her

    Da haben die Stadträte sicherlich nicht Unrecht. Entweder die gesamte Stadt (!!!) wird zur 30 ‚er Zone oder man lässt es. 20, 30 – das zum Teil auch Uhrzeit abhängig – 40 und 50 Geschwindigkeitsbegrenzungen machen einen ganz wirr. Dann im Sommer der nicht durchdachte „Ringverkehr…… Dagegen kommt von der CDU allerdings so gut wie nichts ……
    Oder Vorschlag um ganz radikal Lärm zu reduzieren. Absolut kein (!) Auto in die Stadt lassen. Auch keine Anwohnerautos. Die machen auch Lärm.

    mario
    mario
    1 Jahr her

    Hallo zusammen,

    Ich denke das die meisten Fahrzeuge ,wie ich ach Abkürzungen nehmen , da es nervig ist mit 30 40 und 20 durch diese Stadt zu Fahren.
    meisten liegt es an Autofahrer die ganz genau die Geschwindigkeit einhalten,, Beispiel bei 30 Fahren viele 25 bei 40 dann 30 ..das nervt deshalb glaub ich nutzen viele die Fart durch Abkürzungen.
    Und auch weil ich denke das es viel zu lange geht durch die Stadt zu fahren.machmal hab ich das Gefühl ich fahre schneller durch Stuttgart sls durch Rottweil.

    Und jetzt verstehe ich nicht, wieso die Stadt Gelder ausgeben möchte um Messungen durchzuführen.
    Ich denke sogenannte Messungen bringen dennen etwas ,die Sie durchführen..sonst niemanden.

    Es wäre mal angebracht das die Stadt sich um wirkliche Probleme kümmert..und sich nicht immer hinter Lobbyisten versteckt und alles so wichtig tut wenn es um Abgase geht und Lärm,, und sogenannten Umweltschutz.

    Beispiel bezahlbare Wohnungen,, aber nicht für gutverdiener , sondern für solche die wenig verdienen.
    anstatt sich immer an Sachen wichtig zu machen die es nicht sind .

    Gruß

    Olaf
    Olaf
    1 Jahr her

    Die Idee mit den blödsinnigen Geschwindigkeitsbeschränkungen können ja nur von den GrünRoten Klima-Querdenkern kommen. Wer einmal die Heerstraße mit 30 km/h runter fahren musste, der fasst sich an den Kopf. Wenn euch im Gemeinderat nichts sinnvolleres zur Lärmreduzierung einfällt, dann bleibt zu Hause und spart dadurch Benzin, Strom und Wärme.

    Olaf
    Olaf
    Antwort auf  Olaf
    1 Jahr her

    Lesen bildet… Wenn Sie nicht die Heerstraße runterfahren müssen, dann sind Sie auch nicht betroffen. Ob ihr Fahrzeug einen Tempomaten hat, ob Sie grün, gelb, rot, schwarz oder gar blau sind, ob Sie klimaquerdenkend sind oder gerne in Rottweil spazieren fahren, das interessiert mich ehrlich gesagt auch nicht, das ist ganz allein ihre Sache. Ob jemand rational oder vernunftgesteuert ist, das beurteilen im Normalfall andere. Sie teilen sich gerne mit, was aber nicht unbedingt als Antwort auf meinen Kommentar sein muss.
    Ich bleibe dabei: ein Tempolimit auf 30 km/h zwischen den Schulen und dem Breucha-Gelände bergab ist m.E. blödsinnig und sicherlich auch nicht Lärmreduzierend.

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    ROTTWEIL. Ärger und Kritik, etwa in den sozialen Medien: Die CDU fordert von der Stadtverwaltung, bei den Lärmschutzmaßnahmen nachzubessern. Diese werden aktuell primär durch Geschwindigkeitsbegrenzungen erreicht. Und sie funktionieren nicht, will die Stadtrats-Fraktion herausgefunden haben.

    Ein vernichtendes Zeugnis stellt die örtliche CDU den Lärmschutzmaßnahmen der Stadtverwaltung aus. Die Stadt sei neuerdings mit einem Schilderwald überzogen, der für Ablenkung sorge, Ampeln seien nicht an die erlassenen Höchstgeschwindigkeiten angepasst, teils würden diese wie willkürlich angeordnet erscheinen. Das führte dazu, dass sie von den Bürgerinnen und Bürgern – die Lärmschutzmaßnahmen nie gefordert hätten – kaum akzeptiert würden. Etwa auch deshalb, weil es neuerdings eine Verlagerung der Verkehrsströme in Seitenstraßen gebe. Die Verkehrsteilnehmer würden jetzt vermehrt die kürzeste statt wie bisher die für sie schnellste Route wählen, hat die CDU beobachtet. Dies führe zu einem höheren Verkehrsaufkommen in Wohngebieten, also gerade dort, wo Verkehrslärm eigentlich vermieden anstatt verstärkt werden sollte, teilt die Stadtrats-Fraktion mit. 

    Seit einigen Wochen seien die bislang beschlossenen Maßnahmen umgesetzt, erwiesen sich aber in der Praxis als nicht tauglich, so das Fazit. Zumal die Maßnahmen laut der Mitteilung der CDU nicht auf Messungen, sondern auf Berechnungen beruhten. Es sei eine „zweifelhafte Methodik“, so die CDU, wenn Schallemissionen an Hauswänden nur errechnet und nicht gemessen würden. Bei der Berechnung würden wichtige Effekte, die zu einer Lärmreduktion führen, nicht berücksichtigt. Erst die Messung werde zeigen, ob und gegebenenfalls wo Lärmschutzmaßnahmen überhaupt erforderlich sind. 

    Die Forderungen: Der vom Gemeinderat erst im Juli 2022 beschlossene Lärmaktionsplan sowie sein Beschluss, die darin beschriebenen Maßnahmen umzusetzen, sollen überprüft werden. Mehr noch: Der Gemeinderat der Stadt Rottweil solle die Verwaltung zur Rückgängigmachung oder Anpassung der beschlossenen Maßnahmen ermächtigen. Für die betroffenen Straßen soll dann an besonders lärmanfälligen Punkten zunächst eine Schallmessung vorgenommen und dem Gemeinderat vorgelegt werden. Es solle ein Abgleich mit den errechneten Ergebnissen aus einem bereits vorliegenden Gutachten und den gemessenen, realen Werten erfolgen. Und darüber hinaus will die CDU, dass die Stadtverwaltung beauftragt wird, unter Berücksichtigung des Messergebnisses andere geeignete Lärmschutzmaßnahmen zu suchen und einen neuen Lärmaktionsplan auszuarbeiten. Effektiver Lärmschutz könne auch erreicht werden durch individuelle, der jeweiligen Gegebenheit vor Ort angepasste, objektbezogene Maßnahmen wie Schallschutzfenster, lärmmindernde Fahrbahnbeläge und Ähnliches.

    Dies fordern Rasmus Reinhardt, Hans-Peter Alf und Ewald Grimm für die CDU-Fraktion im Gemeinderat.

    Zur detaillierten Begründung führt die CDU an, Zitat:

    • Das vorrangige Ziel der Lärmreduzierung wird durch die jetzt umgesetzten Maßnahmen nicht erreicht, eher sogar konterkariert. Insbesondere schwere Fahrzeuge wie Lkw und Busse müssen jetzt vor allem im Bereich von Steigungen wie der Tuttlinger und der Heerstraße in niedrigen Fahrstufen hochtourig fahren, was zu einer deutlichen Erhöhung des Motorgeräusches führt. Ohnehin führen Geschwindigkeitsbegrenzungen bis minimal 30 km/h nur zu einer marginalen Verringerung der Abrollgeräusche, sind sie doch bei Pkw überhaupt erst ab einer Geschwindigkeit von 30 km/h dominant, bei Lkw sogar erst ab 60 km/h. 
    • Die Schaltung der Lichtzeichenanlagen sind nicht auf die neuen Geschwindigkeitsvorgaben angepasst. Dies führt zur Behinderung des Verkehrsflusses und damit zu einer steigenden Abgasbelastung, aber auch zu vermehrten Anfahr- und Abbremsmanövern, was wiederum eine Erhöhung der Verkehrsgeräusche bedeutet. 
    • Wegen der diversen, oft nur für kurze Strecken geltenden Anordnungen von unterschiedlichen Höchstgeschwindigkeiten, die teilweise auch noch zeitlich befristet, teilweise mit dem Zusatzzeichen „Lärmschutz“ versehen sind, wurde nicht nur die Stadt mit einem Schilderwald überzogen, sondern konzentriert sich die Aufmerksamkeit der Kraftfahrzeugführer gezwungenermaßen auf die neue Beschilderung und lenkt sie vom übrigen Verkehr ab, was eine erhöhte Gefahr für schwächere Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer und Fußgänger bedeutet. Verstärkt wird dies auch dadurch, dass der überwiegende Teil der Beschilderung so angebracht ist, dass sie nicht von den in modernen Fahrzeugen vorhandenen Systemen zur elektronischen Erfassung von Verkehrszeichen erkannt werden. Einzelne Verkehrszeichen, so z.B. in der Marxstraße, sind an Bushaltestellen angebracht und werden zeitweise von dort haltenden Bussen verdeckt. 
    • Schon jetzt ist eine Verlagerung der Verkehrsströme in Seitenstraßen feststellbar, da die Verkehrsteilnehmer jetzt vermehrt die kürzeste statt wie bisher die für sie schnellste Route wählen. Dies führt zu höherem Verkehrsaufkommen in Wohngebieten, also gerade dort, wo Verkehrslärm eigentlich vermieden anstatt verstärkt werden sollte. 
    • Bedenken bestehen weiterhin hinsichtlich der Richtigkeit der gutachterlichen Feststellungen im Lärmgutachten: Beispielhaft sei auf die Heerstraße verwiesen; in Straßenabschnitten, in denen Häuser und Wohnungen unmittelbar an der Straße stehen, – so im Bereich der unteren Heerstraße – wurden keine Lärmschutzmaßnahmen getroffen, dafür ist aber auf Höhe der Schulen, wo nur teilweise Wohnbebauung herrscht, willkürlich eine Lärmschutzzone errichtet. Dasselbe gilt auch für den Bereich der Stadionstraße auswärts in Richtung Bühlingen. 

    Fazit: Geschwindigkeitsbegrenzungen seien allenfalls eine zeitnah und einfach umsetzbare, aber nicht die einzige Möglichkeit für Lärmschutz, so die CDU. Die bloße Geschwindigkeitsreduzierung entfalte kaum Wirkung. 

    Info: Die Stadt hat ihrerseits Informationen zum Lärmaktionsplan online gestellt. Diese sind hier zu finden.

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