ROTTWEIL – Um die Kapellenkirche herum sind Straßen gesperrt und es kommt zu Behinderungen. Bei einer Begutachtung aus dem Hubsteiger heraus hat sich gezeigt, dass jederzeit Steine vom Turm und vor allem von der Kirche herunterfallen könnten. Bei allen Verantwortlichen haben da die Alarmglocken geschrillt und es wurden umgehend umfangreiche Sicherungsmaßnahmen ergriffen.
Frank Eger aus Balingen ist Diplom-Restaurator (FH) für Wandmalerei und Steinobjekte. Zu den Bildern, die er vom Turm und vom Dach der Kapellenkirche heruntergebracht hat, sagte die im Landesamt für Denkmalspflege beim Regierungspräsidium Stuttgart zuständige Restauratorin Karin Schinken, „das sieht wirklich nicht gut aus.“ Es war Gefahr im Verzug.
Wie berichtet, haben alle zuständigen Stellen umgehend die notwendigen Maßnahmen beschlossen und ohne Zeitverzögerung dank Restaurator Eger und der Gerüstbaufirma Jetter diese noch in der Woche vor Weihnachten umgesetzt. Das führte zu Straßensperrungen, verengten Fahrbahnen wegen der rund um die Kirche aufgestellten Sicherungsgerüste und dazu, dass für die Fußgänger besonders nach oben geschützte Tunnel gebaut wurden.
Inzwischen hat sich Frank Eger vom Gerüst aus die gröbsten Schadstellen genauer ansehen können. Es gibt Schäden an der Ziegeleindeckung und lose Zementputzflächen. Rückverankerungen der Steine sind korrodiert, Fugen brechen aus. An dem Gebäude wurden quarzhaltiger Keupersandstein und grüner Schilfsandstein verbaut. Diese wittern im Laufe der Zeit zurück und verlieren so ihre Festigkeit. Es kommt zu einer sogenannten Schalenbildung, das Material sieht aus wie Blätterteig. Da gibt es Risse, manche Steine hängen nur noch lose in der Wand und könnten abstürzen.
Der ausgewiesene Fachmann hat auch schon über den Kapellenturm publiziert unter „Grenzen und Möglichkeiten der Natursteinkonservierung am Beispiel des grünen Schilfsandsteines vom Kapellenturm in Rottweil“in Natursteinsanierung Stuttgart 2010, Tagungsband; 2010. Eger ist mit der Materie bestens vertraut. Er und sein Mitarbeiter haben inzwischen etliche Eimer Steine und größere Putzplatten heruntergebracht. Sie stammen von Flickarbeiten, die im letzten Jahrhundert an verschiedenen Stellen durchgeführt wurden.
Diplom-Restaurator Eger sagt, die anfallenden Arbeiten seien eigentlich normale Renovierungsarbeiten, die auch bei jedem Haus anfallen, mit dem Unterschied, dass die Kapellenkirche eben schon einige hundert Jahre alt ist. Wie es mit der Sanierung weitergeht, entscheidet sich im neuen Jahr. Bis dahin sollten sich Fußgänger und Autofahrer im eigenen Interesse unbedingt an die eingerichteten Absperrungen halten und nur die geschützten Wege benutzen.