Rottweil. Ohne neuen Amtsinhaber, aber mit zwei klaren Siegern, geht der erste Wahlgang zum Oberbürgermeister der Stadt Rottweil zu Ende. Da es nur einen geben, da es nur einer werden kann: Am 16. Oktober kommt es allen Erwartungen nach zum Showdown zwischen Dr. Christian Ruf und Simon Busch. Die beiden trennten nach Runde eins nur 157 Stimmen. Spannender kann eine Wahl kaum ausgehen. Keiner erreichte jedenfalls die nötige absolute Mehrheit. In Runde zwei wird die einfache genügen. Ob noch weitere Kandidaten, vielleicht Kandidatinnen, hinzustoßen? Ob das Bewerberfeld dasselbe bleibt? Noch unklar. Was feststeht: Nicht einmal die Hälfte der Berechtigten hat an dieser Wahl aktiv teilgenommen. Nicht gut.
Dr. Ruf und Busch: „Ergebnis sacken lassen“, dann drei Wochen lang kämpfen
Quasi im Wortlaut gleich haben die beiden Sieger von Wahlgang eins, Dr. Christian Ruf und Simon Busch, im Gespräch mit der NRWZ auf das Ergebnis reagiert. Beide wollen „es sacken lassen“, sagten sie, es analysieren. Dann wollten sie, ab morgen, noch mal angreifen. „Ich ziehe nicht zurück, ich fühle mich absolut in Schlagdistanz“, sagte Busch zur NRWZ. Jetzt wolle er einen Abend lang aber tief durchatmen. „Es war das erwartete knappe Rennen“, so Dr. Ruf auf unsere Nachfrage hin. „Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen.“ Nun wolle er „das tun, was ich die vergangenen sechseinhalb Jahre immer getan habe“, nämlich „präsent sein bei den Leuten, zuhören.“ Dann sei er „sehr optimistisch“ für den Ausgang des Rennens in drei Wochen.
Das Wahlergebnis – samt schlechter Wahlbeteiligung
- Dr. Christian Ruf, 40,27 Prozent der Stimmen.
- Simon Busch, 38,45 Prozent, nur rund 150 weniger.
- Kai Jehle-Mungenast, 16,11 Prozent.
- Joachim Bloch 4,57 Prozent.
- Sonstige: 0,6 Prozent oder 52 Stimmen.
Die Wahlbeteiligung: 44,52 Prozent.
Ralf Broß, der amtierende Rottweiler OB, gab die Zahlen vor dem Alten Rathaus bekannt. „Kommt gut nach Hause“, rief er den hunderten Zuhörerinnen und Zuhörern zu.
Der Wahlabend in Bildern – Fotos: Silas Stein
Rottweils neuer Oberbürgermeister …
… wird erst in drei Wochen, am 16. Oktober, um etwa diese Zeit, gegen 19 Uhr, feststehen. Denn keiner der Kandidaten hat im ersten Wahlgang die nötige absolute Mehrheit der Stimmen erreicht. Dr. Christian Ruf geht als Sieger aus der ersten Runde hervor, dicht gefolgt aber von Simon Busch. Dieser erzielte mehr als einen Achtungserfolg und wird im Endspurt um das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Rottweil dem amtierenden Bürgermeister Ruf alles abverlangen, glauben Beobachter.
Dr. Ruf gewinnt – muss aber in die zweite Runde
Stand 18.45 Uhr: Was Busch anfangs als Hoffnung ausgegeben hat, das hat er erreicht – einen zweiten Wahlgang. Jetzt wird er seinem Konkurrenten Ruf den Sieg so schwer wie möglich machen. Wird selbst nach dem Titel, nach dem Chefsessel der Stadt greifen. Ruf erzielte am 25. September rund 40 Prozent der Stimmen, Busch liegt nach diesem Wahlgang keine zwei Prozent dahinter. Die beiden trennen – während fast alle Stimmen ausgezählt sind – gerade einmal etwa 140 Kreuze auf dem Wahlzettel. Einen Erfolg kann der Mann mit dem Doppelnamen, der von außerhalb, Kai Jehle-Mungenast verbuchen. 16 Prozent der Stimmen weisen zwar keinen Sieger aus, aber er hat Busch und Ruf einiges an Stimmen abgeluchst. Auf Joachim Bloch (AfD) entfiele in der Stadt der Dauer-Montagsdemonstrationen 5 Prozent der Stimmen. 0,6 auf die sogenannte freie Zeile. Ob Dieter E. Albrecht, der angetreten war, über diesen Eintrag mitzumischen, an einem zweiten Wahlgang teilnimmt, ist unklar. Die Wählbarkeitsbescheinigung hat er sich aber vorsichtshalber bereits am vergangenen Freitag geholt.
Unterdessen wird klar, dass in Lauterbach ein Rottweiler gewonnen hat und Bürgermeister werden wird: Jürgen Leichtle.
Zweiter Wahlgang am 16. Oktober?
Stand 18.27 Uhr: Es sieht nach einem zweiten Wahlgang aus. Kandidat Dr. Christian Ruf könnte als knapper Sieger aus dem ersten hervorgehen, dicht gefolgt von Simon Busch. Keiner kommt aber über die nötigen 50 Prozent, erreicht also nicht die absolute Mehrheit. Kai Jehle-Mungenast erreicht mit gut 15 Prozent einen Achtungserfolg. Joachim Bloch liegt abgeschlagen auf etwa 5 Prozent. Und bislang 22 Menschen haben „Dieter E. Albrecht“ oder etwas ähnlich eindeutiges in die freie Zeile geschrieben. So jedenfalls der Stand nach Auszählung etwa der Hälfte der Stimmen.
Dr. Ruf in Feckenhausen vorne
Stand 18.14 Uhr: Aus dem Rathaus Feckenhausen liegt das erste Ergebnis vor. Es sieht Dr. Christian Ruf mit rund 60 Prozent vorne. Die Wahlbeteiligung dort lag bei rund 40 Prozent. Auf Simon Busch entfielen gut 19, auf Kai Jehle-Mungenast knapp 16 Prozent. 5,26 auf Joachim Bloch. Ortsvorsteher von Feckenhausen – das jedenfalls könnte Dr. Ruf nach diesem Wahlergebnis dort werden. Aber vielleicht ja mehr?
Das als Zweites eintreffende Ergebnis aus Neukirch schwächt dieses Bild bereits ab. Nun würde Ruf insgesamt nur hauchdünn OB werden, mit gut 51 Prozent der Gesamtstimmen.
Zepfenhan geht als Nächstes ein. Es sieht alles nach einem zweiten Wahlgang aus.
Der Wahlgang ist vorüber
Stand 18 Uhr: Die Wahllokale schließen, die Auszählung beginnt. Vor dem Alten Rathaus versammeln sich die Menschen. Spannung. Einer hat ein Glas Schorle dabei, ein anderer ein Tempotaschentuch. Manche haben sich ein Weizenbier vom Café Schädle geholt. Weitere sind mit dem Rad da. Oder mit ihren Kindern. Oder beides. Die Stimmung ist recht gelöst. Die Stadtkapelle ist da. Ob sie einen Sieger musikalisch wird beglückwünschen können?
Stimmt die Umfrage?
Stand 17.45 Uhr: Wird sich die Umfrage der Tageszeitung bewahrheiten? Sie sah zuletzt die Bewerber Dr. Christian Ruf – den sogenannten „Verwalter“ – und Simon Busch – den „Gestalter“ – nahezu gleichauf, aber unter 50 Prozent und erwartete damit einen zweiten Wahlgang. Kai Jehle-Mungenast – der Mann von außerhalb, der mit dem Doppelname – und Joachim Bloch – der von der AfD – sollen demnach beide eine zweite Geige spielen, den Wahlsieg eines der beiden Favoriten verhindern. Wir werden sehen. Die für die Umfrage zuständige Vertriebsabteilung des Verlags ließ sie jedenfalls als nicht repräsentativ kennzeichnen.
Wie ist die Wahlbeteiligung?
Stand Sonntag, 25. September 2022, 17.30 Uhr: Die Wahlbeteiligung scheint nicht überwältigend auszufallen. Laut einem Sprecher der Stadtverwaltung haben in den einzelnen Wahllokalen bis gegen 16 Uhr etwa ein Drittel der Berechtigten ihre Stimme abgegeben. Zwei Stunden vor Schließung der Lokale – ein gutes oder ein schlechtes oder einfach ein mittleres Omen? Könne man nicht sagen. Tue man sich schwer damit, so der Sprecher der Verwaltung. Zugleich hätten vielleicht 4000 Menschen per Briefwahl teilgenommen, wobei diese Zahl noch eine grobe Schätzung sei, vor 18 Uhr würden die Briefwahlumschläge nicht ausgezählt. Rund 19.000 Wahlbeteiligte sind heute aufgefordert, einen neuen Oberbürgermeister zu wählen. Man dürfe nun die Zahlen aus der Briefwahl und aus den Wahllokalen nicht einfach aufaddieren. Dafür seien sie viel zu ungenau.
Allerdings werde sich das dann nach 18 Uhr rasch ändern. Zehn bis fünfzehn Minuten nach Schließung der Wahllokale könnte das erste Auszählungsergebnis eintreffen, heißt es seitens der Verwaltung. Und dann gehe es Schlag auf Schlag. Verkündet werden soll das Ergebnis schließllich auf der Bühne vor dem Alten Rathaus, die seit dem Stadtfest steht, und die schon die Montags-Spaziergänger genutzt haben. Jetzt hat sich bereits eine Traube von Menschen dort versammelt. Grund ist aber nicht die Wahl. Sie lauschen einem von Rottweils Stadtführern.
Bei einem Rundgang durch die Wahllokale haben sich der scheidende Oberbürgermeister Ralf Broß und Fachbereichsleiter Bernd Pfaff – beide gerade von einer Coronainfektion genesen – ein Bild gemacht. Die Wahl laufe problemlos, heißt es.
Wenige rechnen übrigens damit, dass es heute schon ein klares Ergebnis gibt. Viele glauben an einen zweiten Wahlgang am 16. Oktober.