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    Kritik am Rottweiler Taubenschutzverein: Jetzt spricht die Vorsitzende

    Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

    Der Zuschuss für die Arbeit mit den Stadttauben reiche bei Weitem nicht aus. Unter anderem mit diesem Argument hatte der Rottweiler Taubenschutzverein unlängst um Spenden geworben. Stadtrat Dr. Gerhard Aden hält entgegen, dass die Stadt Rottweil doch wohl ein auskömmliches Sümmchen zahle. Diese Pauschalkritik nervt die Vorsitzende des Vereins. Sie antwortet.

    Update: Hier die Reaktion der Vorsitzenden des Vereins „Unsere Rottweiler Stadttauben“ im Wortlaut. Unten der ursprüngliche Bericht.

    Sehr geehrter Herr Dr. Aden,

    mit Verwunderung haben wir die Kritik ihrerseits an unserem Anliegen zur Kenntnis genommen. Vor genau einem Jahr hatte ich Sie persönlich, so wie alle anderen Stadträte zur Besichtigung der Rottweiler Taubenschläge eingeladen. Es wurden sogar individuelle Termine angeboten, damit diese Einladung auch jeder wahrnehmen kann. Sehr viele Stadträte sind dieser Einladung auch gefolgt. Sie, Dr. Aden leider nicht. Sie schreiben lieber aus sicherer Entfernung.

    Mittlerweile betreut der Verein drei große Taubenschläge und den Turm am alten Feuerwehrhaus, sowie eine Voliere mit Zucht- und Hochzeitstauben. Außerdem eine bis zum Rand gefüllte Krankenstation. Monatlich wird durch den Tausch von echten Eiern in Gipseier die Geburt von 380 neuen Küken verhindert. Innerhalb von zwei Wochen fallen 2400 Liter Taubenkot von rund 1600 Tauben an, der in den Schlägen gesammelt wird. Alternativ müsste dieser von städtischen Mitarbeitern mühsam von Gehwegen und Kopfsteinpflaster entfernt werden. Zusätzlich wird Bürgern die kostenintensive Reinigung der Fassade Ihrer Häuser erspart.

    Leider ist diese anstrengende Arbeit, die insgesamt zwölf Stunden täglich (auch sonn- und feiertags) verschlingt, nur mit ehrenamtlichen Helfern nicht zu leisten. Daher benötigen wird die Unterstützung von 450-Euro-Minijobbern, die bereit sind, Futtersäcke zu schleppen und Kot vom Boden zu kratzen.

    Dies alles hätten Sie persönlich in Erfahrung bringen können. Die Einladung steht übrigens immer noch.

    Arzu Paj, 1. Vorsitzende „Unsere Rottweiler Stadttauben e.V.

    Der ursprüngliche NRWZ-Bericht vom Montag, 7. Juli

    Kontrolle der Taubenpopulation, Versorgung in vereinseigenen Schlägen, die auch gereinigt werden müssen, füttern mit artgerechtem Futter und Aufkommen für Tierarztkosten – das sind die Hauptkostenpunkte in der Arbeit des Vereins „Unsere Rottweiler Stadttauben“. Kosten, die den Vereinsmitgliedern nach eigenen Angaben über den Kopf wachsen.

    Der größte Teil der Kosten werde durch die Vereinsvorsitzende, Arzu Paj, bisher privat gestemmt, so der Verein unlängst. „Sie können sich sicher denken, dass das Geld für Futter, Tierarztkosten, Personal und so weiter monatlich sehr hoch sind und der Zuschuss der Gemeinde bei Weitem nicht ausreicht“, hieß es weiter. Auch sei die Spendenbereitschaft bei einem Verein, der sich um Tauben kümmere, „leider nicht so hoch wie bei anderen Tierschutzvereinen“. 

    „Unsere Rottweiler Stadttauben“ bat daher darum, die Vereinsarbeit zu unterstützen. „Gerne dürfen Sie sich persönlich ein Bild von unserer Arbeit machen oder sich auf unserer Homepage über uns informieren. Eine Spende erreicht mehr, als jede kostenintensive Vergrämungsmaßnahme – und ist steuerlich absetzbar“, hieß es dazu.

    Das motivierte den ehemaligen FDP-Landtagsabgeordneten und heutigen Stadtrat Dr. Gerhard Aden dazu, mal nachzuschauen. Und er schreibt: „Im Teilhaushalt 22 des Haushaltsplans der Stadt Rottweil ist ein Betrag von 35.000 Euro als ‚Erstattung für BetreuungTaubentürme/-schläge an den Rottweiler Taubenschutzverein‘ ausgewiesen.“ Der Taubenverein werde im Auftrag der Stadt tätig. „Auch wenn ich keine Vergleiche habe, erscheint mit ein monatlicher Zuschuss von fast 3000 Euro zum Ausgleich der ehrenamtlichen Tätigkeit doch auskömmlich“, so Adens Fazit. Er also wird mal nichts spenden, das liest man aus seiner Stellungnahme heraus.

    Weiter schreibt er: „Ich erlebe immer wieder, dass ein Verein gegründet wird und Mitgliedsbeiträge nur einen Bruchteil des Vereinseinkommens ausmachen.“ Er unterstütze das Engagement von Vereinen, „besonders auch dann, wenn sie eine öffentliche Aufgabe wahrnehmen“. Aber es dürfe „nicht zum Hauptvereinzweck werden, öffentliche Zuschüsse abzugreifen.“

    Die Stadtverwaltung bestätigt Adens Zahl, so stehe sie im Haushaltsplan.

    Ein Stadtsprecher schlägt derweil versöhnliche Töne an: „Wir sind sehr froh darüber, dass der Taubenschutzverein dieses große Engagement zum Wohl der Tiere und der Stadt leistet und unterstützen den Verein daher auch finanziell.“ Der Verein helfe „der Stadt Rottweil sehr, die Taubenpopulation auf tierschutzrechtlich verträgliche Art und Weise einzudämmen und die Tiere auch entsprechend zu betreuen.“ Man habe sogar einige Nachfragen anderer Städte, die sich einen ähnlich aktiven Verein in ihrer Stadt wünschen würden.

    Info: „Unsere Rottweiler Stadttauben“, www.rottweiler-stadttauben.de Spendenkonto: Unsere Rottweiler Stadttauben, Keissparkasse Rottweil, IBAN DE91 6425 0040 0009 3074 43

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.