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    Rottweiler Leihgaben schmücken UNESCO-Welterbe

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    Mit einer spektakulären Ausstellung, die Exponate von Weltrang zeigt, wird in Konstanz gerade ein Kraftzentrum der europäischen Kultur gefeiert: die Klosterinsel Reichenau. Und mittendrin: mehrere Leihgaben aus Rottweil. Noch bis 20. Oktober ist die Schau zu sehen.

    Vor wohl 1300 Jahren hat am Bodensee der Wandermönch Pirmin den Grundstein für eines der bedeutendsten Klöster Europas gelegt. Das Königskloster Reichenau war eines der innovativsten kulturellen und politischen Zentren des Reiches. Im 10. und 11. Jahrhundert entstanden dort prachtvolle illuminierte Handschriften, die in ihrer vollendeten Stilsicherheit und Leuchtkraft noch heute staunen lassen.

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    Beispiel einer illuminierten Prachthandschrift: Um 977/993 von Reichenauer Mönchen geschaffene Darstellung von König David mit Initial-Zierseite. Foto: al

    Lange vor der Erfindung des Buchdrucks galt das Kloster als einer der größten europäischen Wissensspeicher und Impulsgeber. Gleich zwei UNESCO-Welterbe-Prädikate unterstreichen die Bedeutung dieses kulturellen Kraftzentrums und seiner Wirkung: Zum einen für die Klosterinsel selbst mit den drei romanischen Kirchen, die zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert erbaut wurden: St. Peter und Paul, das Münster St. Maria und Markus als ehemalige Klosterkirche der Benediktinerabtei sowie die Kirche St. Georg mit ihren berühmten Wandmalereien – jede für sich ein Meisterwerk.

    Zum andern für Hauptwerke der Reichenauer Handschriften. Sie wurden 2003 als „kulturgeschichtlich einzigartige Dokumente, die exemplarisch das kollektive Gedächtnis der Menschheit repräsentieren“ ebenfalls von der UNESCO prämiert und zeugen von der Geltung des Klosters auch heute noch.

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    Die Reichenau-Tradition steht für höchste Stilsicherheit und Finesse: Bucheinband, im linken Teil ottonisch, der rechte Teil ist später entstanden. Foto: al

    Die Große Landesausstellung „Welterbe des Mittelalters – 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ versucht, diesen eindrucksvollen Gesamtkomplex nun sichtbar, erfahrbar und verständlich zu machen. Das gelingt ganz hervorragend. Ein zentraler Baustein ist die Ausstellung im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz. Dort sind verschiedenartigste faszinierende Objekte aus der langen Klostergeschichte zu entdecken. Das Panorama reicht von edlen Elfenbein-Miniaturen und prunkenden Reliquiaren bis hin zu einigen der ältesten Glocken Europas, einem karolingischen Wetterhahn und Handschriften aus dem frühen siebten Jahrhundert. Einige dieser Objekte sind zum ersten Mal seit 1000 Jahren wieder am Bodensee.

    Und zwischen unbezahlbaren Schaustücken aus halb Europa – vom dem Pariser Louvre, über Venedig, Manz, Trier und Köln bis zur St. Galler Stiftsbibliothek – stößt man unverhofft auch auf fünf Leihgaben aus dem Rottweiler Dominikanermuseum. So etwa eine Madonna mit Christuskind aus Überlingen am Ried, entstanden um 1300, als der Ort noch zur Reichenau gehörte. Mit dem Schnitzwerk, das in unmittelbarer Verbindung zur Klosterinsel steht, verdeutlichen die Ausstellungsmacher, dass Maria als älteste und wichtigste Schutzpatronin des Klosters und der Insel fungierte.

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    Schlank und rank: Heiliger Georg aus der Sammlung Dursch, derzeit im Archäologischen Landesmuseum Konstanz. Foto: al

    Nicht ganz so direkt ist die Linie bei einem Heiligen Georg, der aus einem Altarschrein der Pfarrkirche von Rietheim-Weilheim stammt und um 1490 entstanden sein dürfte. Er veranschaulicht eine wichtige Traditionslinie der Klosterinsel: Der Reichenauer Abt Hatto III. brachte 896 von einem Rom-Aufenthalt den Schädel des Ritterheiligen Georg mit und ließ für dessen Verwahrung in Oberzell eine Kirche errichten.

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    Keine Spur von Anstrengung in den edlen Zügen: Detailansicht des Heiligen Georg aus Rottweil. Foto: al

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    Gebändigt: Von diesem Drachen geht keine Gefahr mehr aus (Detailansicht). Foto: al

    Mit einer höchst eleganten und feinen Figur kann das Rottweiler Dominikanermuseum diese wichtige Bezugslinie illustrieren. Ein nobler, schlanker Jüngling ist dieser Georg, der mit vollendeter Grazie dem Untier scheinbar anstrengungslos den Garaus macht. Nicht einmal eines Blickes würdigt er den Drachen – so sicher ist sich der Retter seiner Kraft und Mission.

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    So wurde die Klosterinsel Reichenau Mitte des 18. Jahrhunderts auf einem Stich dargestellt. Foto: al

    Es macht große Freude, diese Stücke aus der Sammlung Dursch in Konstanz in einem anderen Kontext zu erleben. Dort werden andere Bedeutungsaspekte und Verbindungslinien deutlich als im gewohnten Umfeld im Dominikanermuseum. Und ein wenig sieht man auch mit Stolz, dass Rottweiler Leihgaben in dieser phänomenalen, absolut sehenswerten Ausstellung sehr überzeugend UNESCO-Welterbe schmücken.

    Info: Die auch mit Media-Guide und App inspirierend erschlossene Große Landesausstellung „Welterbe des Mittelalters – 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz (Benediktinerplatz 5) ist bis 20. Oktober zu sehen. Geöffnet dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Es empfiehlt sich eine Buchung von Tickets vorab unter www.ausstellung-reichenau.de.

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    Beispiel einer illuminierten Prachthandschrift: Um 977/993 von Reichenauer Mönchen geschaffene Darstellung von König David mit Initial-Zierseite. Foto: al

    Lange vor der Erfindung des Buchdrucks galt das Kloster als einer der größten europäischen Wissensspeicher und Impulsgeber. Gleich zwei UNESCO-Welterbe-Prädikate unterstreichen die Bedeutung dieses kulturellen Kraftzentrums und seiner Wirkung: Zum einen für die Klosterinsel selbst mit den drei romanischen Kirchen, die zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert erbaut wurden: St. Peter und Paul, das Münster St. Maria und Markus als ehemalige Klosterkirche der Benediktinerabtei sowie die Kirche St. Georg mit ihren berühmten Wandmalereien – jede für sich ein Meisterwerk.

    Zum andern für Hauptwerke der Reichenauer Handschriften. Sie wurden 2003 als „kulturgeschichtlich einzigartige Dokumente, die exemplarisch das kollektive Gedächtnis der Menschheit repräsentieren“ ebenfalls von der UNESCO prämiert und zeugen von der Geltung des Klosters auch heute noch.

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    Die Reichenau-Tradition steht für höchste Stilsicherheit und Finesse: Bucheinband, im linken Teil ottonisch, der rechte Teil ist später entstanden. Foto: al

    Die Große Landesausstellung „Welterbe des Mittelalters – 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ versucht, diesen eindrucksvollen Gesamtkomplex nun sichtbar, erfahrbar und verständlich zu machen. Das gelingt ganz hervorragend. Ein zentraler Baustein ist die Ausstellung im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz. Dort sind verschiedenartigste faszinierende Objekte aus der langen Klostergeschichte zu entdecken. Das Panorama reicht von edlen Elfenbein-Miniaturen und prunkenden Reliquiaren bis hin zu einigen der ältesten Glocken Europas, einem karolingischen Wetterhahn und Handschriften aus dem frühen siebten Jahrhundert. Einige dieser Objekte sind zum ersten Mal seit 1000 Jahren wieder am Bodensee.

    Und zwischen unbezahlbaren Schaustücken aus halb Europa – vom dem Pariser Louvre, über Venedig, Manz, Trier und Köln bis zur St. Galler Stiftsbibliothek – stößt man unverhofft auch auf fünf Leihgaben aus dem Rottweiler Dominikanermuseum. So etwa eine Madonna mit Christuskind aus Überlingen am Ried, entstanden um 1300, als der Ort noch zur Reichenau gehörte. Mit dem Schnitzwerk, das in unmittelbarer Verbindung zur Klosterinsel steht, verdeutlichen die Ausstellungsmacher, dass Maria als älteste und wichtigste Schutzpatronin des Klosters und der Insel fungierte.

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    Schlank und rank: Heiliger Georg aus der Sammlung Dursch, derzeit im Archäologischen Landesmuseum Konstanz. Foto: al

    Nicht ganz so direkt ist die Linie bei einem Heiligen Georg, der aus einem Altarschrein der Pfarrkirche von Rietheim-Weilheim stammt und um 1490 entstanden sein dürfte. Er veranschaulicht eine wichtige Traditionslinie der Klosterinsel: Der Reichenauer Abt Hatto III. brachte 896 von einem Rom-Aufenthalt den Schädel des Ritterheiligen Georg mit und ließ für dessen Verwahrung in Oberzell eine Kirche errichten.

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    Keine Spur von Anstrengung in den edlen Zügen: Detailansicht des Heiligen Georg aus Rottweil. Foto: al

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    Gebändigt: Von diesem Drachen geht keine Gefahr mehr aus (Detailansicht). Foto: al

    Mit einer höchst eleganten und feinen Figur kann das Rottweiler Dominikanermuseum diese wichtige Bezugslinie illustrieren. Ein nobler, schlanker Jüngling ist dieser Georg, der mit vollendeter Grazie dem Untier scheinbar anstrengungslos den Garaus macht. Nicht einmal eines Blickes würdigt er den Drachen – so sicher ist sich der Retter seiner Kraft und Mission.

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    So wurde die Klosterinsel Reichenau Mitte des 18. Jahrhunderts auf einem Stich dargestellt. Foto: al

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