ROTTWEIL. Eine Sanierungsstudie für das knapp 60 Jahre alte Rottweiler aquasol habe ergeben, dass ein Neubau in Summe günstiger käme als die absehbaren umfangreichen Erneuerungsmaßnahmen. Das erklärten die Betreiberin, die ENRW, und die Stadtverwaltung 2021 in einer Pressemitteilung. Auch im Freibad müssten in den kommenden Jahren hohe Summen in die Sanierung fließen. Aus diesem Grund soll gemeinsam mit der Stadt Rottweil ein Konzept für einen Neubau entwickelt werden. Fachleute arbeiten schon an einer Studie. Das Vorhaben wird jetzt von der Gemeinderatsfraktion der Freien Wähler unterstützt.
Wie die Freien Wähler (FWV) am Dienstagmorgen mitteilen, wünschen sie sich eine Weichenstellung in Richtung Neubau der Bäder, eventuell als ein Komplex eines großen Erlebnisbades. Bislang existieren aquasol und Freibad bekanntlich an verschiedenen Standorten unabhängig voneinander. „Erstrebenswert wäre, dass bereits in diesem Jahr in einem ersten Schritt eine Marktanalyse (Nachfrage und Referenzen von Neubaulösungen) und eine Bürgerinfo/Bürgerbeteiligung vorgenommen wird“, schreibt Dr. Peter Schellenberg als Sprecher der FWV-Gemeinderatsfraktion und fordert die Stadtverwaltung damit auf, erste Fakten zu schaffen.
„Die Analysen zeigen, dass aufgrund der langen Betriebszeiten und der hohen Beanspruchung durch die Sole, wesentliche Gebäude- und Anlagenteile des aquasol am Ende ihrer Nutzungsdauer angekommen sind“, fasste ENRW-Geschäftsführer Christoph Ranzinger im vergangenen September zusammen. Die ENRW ist Trägerin der beiden Bäder. „In den kommenden Jahren wären wir gezwungen, enorme Summen in das Gebäude zu investieren, um weiterhin einen attraktiven Badebetrieb zu gewährleisten“, sagte er laut Pressemitteilung.
Das aquasol wurde durch Nutzung des Hallenbads seit den 1960er Jahren in mehreren Bauabschnitten stufenweise erweitert. Das Soleaußenbecken ist seit 1985/86 in Betrieb. Das Freibad in Rottweil wurde 1979 eröffnet.
Auch Oberbürgermeister Ralf Broß sah schon im vergangenen Herbst Handlungsbedarf: „Die Analysen der ENRW haben klar aufgezeigt, dass die Stadt Rottweil die Weichen für ein neues Bäderkonzept rechtzeitig stellen muss. Die Zukunft beider Bäder muss nun nach jeweils jahrzehntelanger Nutzungsdauer in unseren Fokus rücken.“ Ein fundiertes Konzept für einen Neubau unter Beteiligung der Bürgerschaft ermögliche es, nachhaltig zu investieren und langfristig sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen. „Wir sprechen hier aber von einer mittelfristigen Umsetzung in der zweiten Hälfte der 20er-Jahre“, machte Broß deutlich, dass das aquasol den Bürgerinnen und Bürger noch eine ganze Weile erhalten bleibt.
Die Freien Wähler unterstützen das. „Aus dem Wirtschaftsplan 2022 der beiden Bäder geht hervor, dass auch in diesem Jahr mit einem hohen Kostendefizit von 3,4 Millionen Euro gerechnet werden muss“, rechnet Schellenberg vor. Dieses Defizit könne sich in den nächsten Jahren weiter erhöhen, da der Aufwand, um den laufenden Betrieb aufrechterhalten zu können, immer weiter steigen werde. „In Anbetracht dieser Problematik sollte nach Ansicht der Fraktion der Freien Wähler nun bereits in diesem Jahr grundlegende Überlegungen zu einem Neubau angestellt werden, um keine Zeit zu verlieren“, so Schellenberg in einem Antrag, der an Oberbürgermeister Broß adressiert ist.
Dabei solle berücksichtigt werden, dass durch einen Neubau – „eventuell ein Kombibad“ – das jährliche Kostendefizit deutlich reduziert werden könne. „Möglicherweise könnte allein über eine Konzentration der Bäder eine Finanzierung des Neubaus gelingen“, so Schellenberg. Auch könnten zur Finanzierung
eventuell freiwerdende städtische Flächen berücksichtigt werden, die dann in bester Lage zur Bebauung vermarktet werden könnten.
Die Fraktion stellt daher den Antrag, „für diese grundlegenden Überlegungen zu einem Bäderneubau im Haushalt 2022 eine entsprechende Kostenposition von geschätzt 30.000 Euro einzustellen“, heißt es in dem Schreiben abschließend.