Rottweil: Feigenblätter überdecken Nacktprotest nach Besuch von Polizei und Ordnungsamt

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Wie Gott ihn schuf, ein Tüchlein nur auf der Schulter, so protestierte vorübergehend der Rottweiler Dieter E. Albrecht gegen eine Corona-Impfpflicht. Er hatte ein Banner, das ihn in dieser Pose zeigt, an seiner Villa in Rottweil aufgehängt. Daneben weitere. Nach Besuchen von Polizei und Ordnungsamt hat er die nackten Tatsachen nun nach eigenen Angaben überklebt.

Update 8. Februar 2022, 17.35 Uhr: Nachdem Albrecht nun nach eigenen Angaben zweimal Besuch von der Polizei bekommen hatte, hat er die anstößigen Stellen überklebt. Zunächst seien zwei Streifenpolizisten und im Nachgang auch der Leiter des Polizeireviers Rottweil zusammen mit einem weiteren leitenden Kollegen und der Leiterin des Ordnungsamtes bei Albrecht vorstellig geworden. Es bestehe ein Anfangsverdacht für ein Vergehen und es würden bereits Anzeigen vorliegen. Es gehe darum, vorläufig den abgebildeten menschlichen Penis auf dem Kunstfoto zu verdecken. Albrecht glaubt, nichts Unrechtmäßiges getan zu haben. Mit einem Eingriff in Form eines Feigenblattes könne er aber leben, so Albrecht weiter. Somit kleben nun auf den anderen, wie er sie nennt, Asu-Art-Werken ebenfalls kleine, grüne Blätter.

Im Detail überarbeitet: Albrechts aktuelles Transparent. Foto: privat

Unser ursprünglicher Bericht: Das Vorbild: ein David. Ein junger, muskulöser Kerl, der im Begriff ist, mit seiner Steinschleuder den Kampf gegen den Riesen Goliath aufzunehmen. Albrecht hat sich daneben gestellt, das Setting fotografiert. Er ist ebenfalls nackt, aber vielleicht nicht ganz so drahtig wie das Vorbild. Der Mann ist immerhin Jahrgang 1965.

Eines der Transparente. Verpixelung von uns. Foto: privat

Als Unternehmer und Künstler wolle er so „kreativ gegen eine Impfpflicht sowie unverhältnismäßige, unangemessene und unwirksame Maßnahmen demonstrieren“, teilt Albrecht mit. Er beziehe sich auf das Infektionsschutzgesetz, die Coronaverordnungen und jene die Grundrechte einschränkende Allgemeinverfügung etwa des Landkreises Rottweil. Seine Aktion gegen „Impfzwang“ verbindet er nach eigenen Angaben thematisch passend mit sogenannten Asu-Art-Kunstwerken.

Bei dieser Kunstform handelt es sich dem Anschein nach um eine Erfindung Albrechts. Es gehe dabei darum, in Skulpturen oder Gemälden erstarrte Menschen und Tiere symbolisch zu beleben – „durch reale Personen, die kreativ mit ihnen posieren und dabei vorzugsweise deren Haltung und Ausdruck imitieren“, so Albrecht. Und er sucht sich nackige Vorbilder aus, weshalb auch er nackt sein muss. Natürlich.

Mit Bannern wie diesem will Albrecht nach eigenem Bekunden einen Impfzwang aufhalten. Foto:privat
Foto: privat

Unabhängig davon: Nach außen protestiert – und provoziert – er nunmehr durch drei große Banner an seiner denkmalgeschützten Jugendstil-Villa im Stadtgraben. Damit prangere er „einen mehrfachen Bruch des Artikel 2 Absatz 2 des Grundgesetzes an“, wie er erklärt. „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden“, heißt es dort. Laut Albrecht bestehe der Bruch in „unsinnigen Ausgangssperren und Hausarrest  sowie durch Vernichtung vieler Existenzen.“ Albrecht spricht von einem „massiven wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Schaden“. Und in der diskutierten Impfpflicht sieht er ebenfalls einen Angriff auf diesen Paragrafen. Diesen Angriff gelte es massiv mit allen möglichen, friedlichen und demokratischen Mitteln abzuwehren, so Albrecht. Dabei müsse es dem protestierenden und demonstrierenden Bürger überlassen werden, wo, wie und mit welcher Meinungsäußerung er das mache.

Warum nun ausgerechnet Kunstfotos mit Albrecht als nacktem, natürlichem Mensch auf solchen Bannern? Weil ihn genau diese Kunstfotos animierten und inspirierten zu seinen Parolen: „Natürlich gegen Impfzwang!“, „Impfzwang aufhalten!“ sowie „David & Dieter gegen Impfzwang!“. Albrecht wollte gezielt als Künstler diesen Protest erheben, weil auch sein Kunstschaffen durch die Corona-Maßnahmen behindert war und wurde. Er möchte auch, dass sich die Öffentlichkeit mit der Kunst nach Asu-Art inhaltlich auseinandersetzt. „Eigentlich das, was Kunst an sich bewirken soll“, so der Rottweiler abschließend.

Zuletzt war er in den Schlagzeilen, weil er sich zunächst den sogenannten Montags-Spaziergängern zu-, und dann irritiert wieder von ihnen abgewandt hatte:

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Peter Arnegger (gg)
Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.

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