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    Rottweil: Der Plan von mehr Parkplätzen und der Körnerstraße als Radschnellweg

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    Das klingt eigentlich paradox: Um den fließenden Verkehr zu beschleunigen, muss die Stadt Rottweil mehr Flächen für den ruhenden anbieten. Und dennoch macht das Sinn: Studien haben ergeben, dass nur etwa zehn Prozent des Autoverkehrs, der werktäglich die historische Innenstadt verstopft, Durchgangsverkehr ist. Viele von denen, die sich durchquälen, suchen eigentlich einen Parkplatz. Dem will die Stadt jetzt abhelfen. Der Gemeinderat hatte am vorgelegten Konzept viel zu kritteln und anzumerken – und stimmte dann doch geschlossen zu.

    Nachdem es 2016 noch geheißen hatte, Rottweil habe genug Parkplätze, sieht es 2019 anders aus. Beziehungsweise: An sich stimmt die drei Jahre alte Behauptung grundsätzlich immer noch. Aber diejenigen, die sich gerade durch die Innenstadt quälen und einen Parkplatz suchen, die verstopfen sie auch. Soll das verbessert werden, soll die Mobilität in der Stadt gesteigert werden, dann braucht es auch mehr freie Parkplätze in Zentrumsnähe. Wer schon parkt, gurkt mit seinem Auto nicht mehr durch die Stadt, so der Grundgedanke.

    Dass die überwiegende Zahl der Autofahrer in Rottweil entweder gerade die Stadt verlassen wollen, oder in sie hinein fahren, um dort zu parken, haben zwei Verkehrsbefragungen ergeben. Zunächst eine Zählung per Kennzeichenerfassung am 16. Oktober 2018, dann noch eine Verkehrsbefragung am 27. Juni 2019. Beide haben ergeben, dass nur etwa zehn Prozent der Fahrer durch die Stadt hindurch wollen, ohne anzuhalten. Alle anderen kommen von einem Parkplatz oder suchen einen.

    Vor allem am Knoten Friedrichsplatz bilden sich daher immer wieder lange Staus. „Und die Verkehrssituation wird auch von Radfahrern, Fußgängern und Besuchern der Stadt als negativ empfunden”, so die mit den Erhebungen beauftragte Ingenieurs-Gesellschaft Verkehr aus Stuttgart. Der Freie Wähler Jörg Stauss hat derweil beobachtet, dass sich morgens Staus „bis in die Au” bildeten. Auch anderswo hapert es offenbar. Laut der SPD-Rätin Anne Mokinsiki etwa in der Marxstraße.

    Die Lösung? Ein Tunnel, natürlich. Alle einmal unter der Innenstadt durch, und es wäre Ruhe. So ein Projekt gilt aber als wirklich nicht finanzierbar.

    Die Lösung, also? Mehr Parkplätze, sagt die Stadtverwaltung. Mindestens 300 neue sollen beim Parkplatz Zentrum, der bisherigen Groß’schen Wiese entstehen. Durch ein Parkhaus, das maximal 2,4 Millionen Euro kosten darf, so viel hat die Stadt für das Projekt beiseite gelegt (städtischer Nettoanteil). Und es soll Zuschüsse dafür geben, das sieht die Verwaltung als Voraussetzung an.

    Ein solches Parkhaus verfüge über eine gute Anbindung an die Autobahn und die Bundesstraßen, biete einen Abstellplatz für den Pkw nur fünf Gehminuten von der Innenstadt entfernt.

    Außerdem empfehlen die Planer, den Autofahrern dieses Parkhaus dann als den an sich einzigen Ort anzubieten, an dem in ausreichender Zahl Parkplätze zu erwarten seien. Das soll ein dynamisches Parkleitsystem schaffen, das die Zahl freier Flächen auf den verschiedenen Parkplätzen der Stadt kennt und an verschiedenen Standorten aufzeigt. Und das bereits von den Bundesstraßen aus.

    Das neue Parkhaus, das wollen die Stadträte möglichst groß sehen. Oder besser: möglichst aufnahmefähig. Damit es kein Klotz wird, will die Stadtverwaltung sich mit einer kleineren, weniger aufragenden Variante begnügen, die vielleicht 150 neue Stellflächen bringt. Das reicht vielen nicht. Der Grüne Hubert Nowack etwa forderte die Planer auf, in die Tiefe zu gehen, unterirdische Stellflächen anzulegen. Dann bekomme das Parkhaus mehrere Stockwerke, rage aber nicht übermäßig auf. Dem erteilte aber Bau-Fachbereichsleiter Lothar Huber wenigstens eine vorläufige Absage. Während überirdische Stellplätze nach seinen Berechnungen zwischen 15.000 und 17.000 Euro kosteten, seien welche im Untergrund bis zu 40.000 Euro teuer. Die Fördermittel aber, die stiegen nicht, die blieben bei maximal 9000 Euro pro Stellplatz. Es ist wie beim Tunnel: Ein tiefer gehendes Parkhaus wird die Stadt sich nicht leisten können und wollen.

    Die Planer schlagen zudem vor, etwa den Parkplatz am Kapuziner nicht auszuschildern. Er sei recht klein, dürfe gerne als Insidertipp gehandelt werden. So bildeten sich Parkschwerpunkte heraus: eben an der Groß’schen Wiese südlich der Innenstadt und am Nägelesgraben nördlich. Und ein dritter Schwerpunkt liege außerhalb der Innenstadt, beim Testturm auf dem Berner Feld. Dieses Gewerbegebiet ziehe Pendlerverkehr an, außerdem Touristen zum Thyssenkrupp-Aufzugstestturm und in ein paar Monaten auch zur „Neckarline“, der Fußgänger-Hängebrücke Richtung Innenstadt.

    Um darüber hinaus noch weitere Wagen aus der Innenstadt zu bekommen, will die Stadtverwaltung Radfahrer unterstützen – mit einem Radverkehrskonzept, das vor allem auf gute und sichere Radwegeverbindungen setzt. Die von Bühlingen, Göllsdorf, Hausen, Neufra und Zimmern aus sowie entlang der Oberndorfer Straße werden bereits für gut befunden, die von den höher gelegenen Ortschaften Feckenhausen, Neukirch und Zepfenhan aus nicht. Es gelte, eine durchgängige Radwegeinfrastruktur zu schaffen, so die Verwaltung. Rottweil sei immerhin auch an den Neckartalradweg angeschlossen und Ziel von Radtouristen. Aber auch die Verkehrsteilnehmer hier vor Ort könnten mit besseren Radwegen – und sicheren Abstellplätzen – vermehrt dazu motiviert werden, das Auto stehen zu lassen.

    Dem gerade erst vor wenigen Tagen angelegten Schutzstreifen für Radfahrer in der Tuttlinger Straße erteilte der Planer übrigens eine Absage. Das sei der falsche Weg, sagte er. Radfahrer brauchten eigene, sichere Strecken, getrennt von den Autofahrern. Oder wenigstens welche, auf denen sie Vorrechte haben, etwa auf Fahrradstraßen, die ihnen persönlich gewidmet sind, auf denen Autofahrer höchstens 30 fahren dürfen und Fahrräder vorlassen müssen. Gut möglich, dass die Körnerstraße bald eine solche Fahrradstraße wird. Ein Schnellweg vom Stadtrand in die Innenstadt.

    Diese Planung hat die Stadtverwaltung am Mittwoch dem Gemeinderat vorgestellt. Dessen Mitglieder nörgelten lange daran herum. Nahezu Jeder kennt eine Straße in der Stadt, von der er glaubt, dass sie nicht ausreichend berücksichtigt worden sei.

    Und überhaupt: Parkplätze als einzig wahre Lösung? Und die autofreie Innenstadt, was ist mit der? So denken die beiden Räte von „Forum für Rottweil”. Sie haben versucht, eine kosmetische Korrektur am gemeinsamen Beschluss anbringen lassen, womit sie aber scheiterten. Der Gemeinderat sollte nicht beschließen, „dass eine deutliche Entlastung der Innenstadt vom motorisierten Individualverkehr (MIV) nur durch eine Neuordnung des Rottweiler Parkkonzeptes in Verbindung mit einem dynamischen Parkleitsystem erreicht werden kann”, sondern, „dass eine deutliche Entlastung der Innenstadt vom motorisierten Individualverkehr (MIV) durch eine Neuordnung des Rottweiler Parkkonzeptes in Verbindung mit einem dynamischen Parkleitsystem erreicht werden kann.”

    Na, haben Sie die drei Buchstaben entdeckt, die den FFR-Räten einen Antrag und ihre Gegenstimmen wert waren?

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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