In einer Aufsehen erregenden gemeinsamen Übung haben die Bergwacht Rottweil und die Höhenrettung der Freiwilligen Feuerwehr Villingen-Schwenningen einen namhaften Patienten von der zweitobersten Plattform des Rottweiler Kapellenturms (gesamt: 70 Meter hoch) abgeseilt. Bürgermeister Dr. Christian Ruf hatte sich für die Übung zur Verfügung gestellt. Er war am Samstag spontan von Stadtrat Ralf Banholzer, einem langjährigen Bergwachtmitglied, gefragt worden. Und blieb cool. Bis es hieß: „Der Patient ist am Boden angekommen.“ Übrigens: Banholzer hat ihn selbst begleitet. Am Seil entlang.
Von Moni Marcel und Peter Arnegger
Am Sonntag zog der grundsätzlich mehr als sehenswerte Kapellenturm noch mehr Augen als sonst auf sich. Denn die Bergwacht hatte sich den wohl schönsten Turm zwischen Prag und Paris ausgesucht für eine Übung.
Eine ziemlich spektakuläre: Ein Mann, so die Annahme, erleidet einen Herzanfall oben im Glockenturm und muss mit einer eigens befestigten Seilbahn nach unten gebracht werden. Das Treppenhaus ist für einen schonenden Transport auf einer Trage viel zu eng.
Dieses Opfer mimte Bürgermeister Dr. Christian Ruf. Da gab es einiges zu schauen, und für die 16 Einsatzkräfte auch viel zu tun, denn für sie war der Kapellenturm sozusagen Neuland. „Wir haben uns das absichtlich vorher nicht angeschaut“, so die Bereitschaftsleiterin und Moderatorin Sabine Schlick, denn bei einem „echten“ Einsatz stoße man ja oft genug auch auf unbekanntes Terrain.
Also haben die Retter oben über den Turmglocken erstmal nach der geeigneten Aufhängung für die Seilbahn gesucht, und das dauerte. Doch schließlich saß alles bombenfest, und der inzwischen in die rote Trage eingewickelte Bürgermeister wurde vorsichtig über die Brüstung gehievt, die eigens mit einem Teppich geschützt wurde. Immerhin ist der Kapellenturm erst gerade frisch saniert worden, da wolle man nichts kaputt machen. „Sonst dürfen wir nicht mehr hierher kommen“, so Sabine Schlick.
Ein lautes Aufstöhnen im Publikum – und der Bürgermeister schwebte aus 55 Metern Höhe herab. Eine Rettungsform ohne Alternative. Die Drehleiter der Feuerwehr, erläuterte Schlick, komme gerade bis zur Uhr, auf 25 Meter. Das bestätigten die Feuerwehrleute unter den Zuschauern.
Ruf wurde begleitet von Ralf Banholzer, der sich diese Aktion an „seinem“ Turm nicht entgehen lassen wollte. Banholzer ist nicht nur im Gasthaus Becher gleich nebenan aufgewachsen, sondern auch seit 30 Jahren bei der Bergwacht. Und Christian Ruf war ziemlich überwältigt von der Leistungsfähigkeit der Bergretter. „Das ist ja unglaublich, was diese Leute alles können.“
Froh, gesund und munter unten angekommen zu sein, war er auch.