Der 25-Millionen-Euro-Anbau an die bestehende Hauptstelle der Kreissparkasse Rottweil ist vieles. Er ist energieeffizient, auf den Punkt fertig geworden, das Stadtbild prägend, Arbeitsplatz für viele Menschen, Anlaufstelle für Bankgeschäfte aller Art, Ausdruck des Erfolgs eines regionalen Kreditinstituts und Ausstellungsfläche hiesiger Kunstschaffender. Aber er ist auch das: ein innenarchitektonisches Schmuckstück, in dem sich das Schweizer Unternehmen Vitra austoben, wo es ein Prestigeobjekt schaffen konnte. Kurz: Die neue Kreissparkasse Rottweil ist ein zweites Vitra Design Museum, neben dem in Weil am Rhein. Am Freitagabend wurde es offiziell eröffnet.
Thomas Wiest ist an diesem Abend auch vieles. Er ist zunächst angespannt, dann ein wenig gelöster. Er ist froh, dass es geschafft ist, er ist stolz auf das Geleistete. Er ist unermüdlicher Erklärer beim Führen einer großen Gruppe geladener Gäste durch den Neubau, die zwischenzeitlich zu lachenden Spielkindern mutieren. Thomas Wiest ist Abteilungsdirektor Organisation der Kreissparkasse und interner Projektleiter für den Um- und Neubau der Hauptstelle.
Eines seiner Lieblingsworte (neben Nachhaltigkeit, für den der Bau auch steht, dazu später mehr): Konsequenz. Mit eben dieser sei die neue Hauptstelle innen gestaltet worden. Aus einer Ausschreibung sei der Schweizer Designmöbelhersteller Vitra als Projektpartner hervorgegangen, sagt Wiest der NRWZ. Und der habe sich quasi krumm gelegt für das Rottweiler Vorhaben. Habe ein Prestigeobjekt geschaffen. Absolut konsequent, so Wiest. Gemeinsam habe man keine halben Sachen gemacht.
Daher wagen wir mal die Vorhersage: Die neue Kreissparkasse wird nicht nur ihrem eigentlichen Zweck dienen, Kunden zu bedienen und Mitarbeitern eine angenehme und effiziente Arbeitsatmosphäre zu bieten. Sie wird auch an Möbel-Design und Innenarchitektur Interessierte anlocken, die vielleicht gerade deshalb mal das Gespräch mit einem Private Banker der Rottweiler Kreissparkasse suchen, um sich mit dem in einen der durchdesignten Meetingräume oder auf eines der schicken Vitrasofas zurückzuziehen.
Und noch eine Voraussage wagen wir: Ältere Damen, vor allen Dingen, vermissen den alten Kundenbereich. Einen Aufzug zum neuen, sie finden nur eine lange, breite Treppe vor – deren Breite übrigens das aus Nachhaltigkeitsgründen erhalten gebliebene Gerippe des Altbaus vorgegeben hat. Wenn diese älteren Damen, von denen zwei sich schon bei der NRWZ-Redaktion gemeldet haben, dann über den außen am Gebäude angebrachten Weg barrierefrei von der Königstraße aus im wunderbar designten neuen Kundenbereich angekommen sind, dann werden sie ihren Ärger über den fehlenden Aufzug rasch vergessen. Dann werden sie ein neues Gebäude betreten haben, das sie eigentlich nichts als willkommen heißt. Dann mag man ihnen nur noch wünschen, dass ihr Kontostand es zulässt, dass die neuen Geldautomaten Scheine im Überfluss für sie ausspucken und der Investmentbanker immer einen Termin für sie frei hat und einen leckeren Espresso obendrein.
Die geladenen Gäste am Freitag – vom Landtagsabgeordneten über Bürgermeister, Sparkassenvertreter aus der ganzen Region, Kommunalpolitiker, Kammervertreter, Handwerker und Presseleute – haben den Neubau innen staunend und mancher von ihnen vielleicht auch ein wenig neidisch betrachten können. Das rote Band ist zerschnitten worden, der mehrstöckige Kunden- und Mitarbeiterbereich damit seinem Zweck übergeben worden.
Stichwort Nachhaltigkeit: Neu ist nicht nur das Gebäude. Sondern auch ein Eisspeicher, ein 670 Kubikmeter Wasser fassender Behälter unter der Zufahrt zum Kundenparkplatz. Im Winter wird diesem Wasser die Wärme entzogen und mit ihr, über Wärmetauscher, das Haus beheizt. Allmählich wird das Wasser so zu Eis. Und dessen Kälte wird im Sommer wiederum zum Kühlen des Gebäudes gebraucht. Kein Perpetuum mobile, aber offenbar eine effiziente Methode, das Gebäude bei Bedarf zu heizen beziehungsweise zu kühlen.
Das Prinzip klappe nur bei Gebäuden mit einem gleichmäßigen Energiebedarf, so Sparkassendirektor Roland Eckhardt, der die illustre Runde der Gäste im neuen Haus begrüßte. Aber die Kreissparkasse sei als Bürogebäude ideal.
Drei Jahre dauerten die Bauarbeiten, berichtete KSK-Vorstandsvorsitzende Matthäus Reiser. Das neue Gebäude sei ein Schmuckstück geworden, die Kunden seien begeistert, sagte er. Die Entscheidung, die alte Sparkasse zu sanieren und einen Neubau anzufügen, das Projekt so umzusetzen, wie es eben nun umgesetzt worden ist, basiere auf langfristiger Strategie, auf einem Investitionsplan, der genau eingehalten worden sei.
Planer und Architekten hätten ein „innovatives Gebäude mit Atmosphäre geschaffen“, lobte Reiser. Der Architekt, Dieter Broghammer, nahm das Kompliment gerne an. Er verwies aber auch auf die Hürden, die zu nehmen gewesen seien.
Wenn es nach Broghammer gegangen wäre, hätte man den Altbau komplett abgerissen. Nicht das Gerippe stehen gelassen, Nachhaltigkeit hin, Nachhaltigkeit her. Das sagte er aber nun, nach Fertigstellung und nach „nervenaufreibenden letzten Wochen“, mit einem nachsichtigen Lächeln.
Am Sonntag, 24. November, nachmittags soll das Gebäude mit den Kunden, mit den Bürgern, der Öffentlichkeit gefeiert werden. Die Kreissparkasse lädt zum Tag der Offenen Tür. Die Zelte stehen schon.