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    Pulver und Sole: Industrialisierung in Rottweil

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    Letzte Chance: Noch dieses Wochenende ist die sehenswerte Ausstellung zum 1250-Jahr-Jubiläum der Erstnennung Rottweils im Dominikanermuseum geöffnet. Teil des Themenspektrums auch die mit der schillernden Gründer-Figur Max von Duttenhofer verbundene Industrialisierung. Lesen Sie dazu Teil acht der Serie, mit der die NRWZ die Jubiläumsschau begleitet.

    Für die einen war er ein moderner Visionär und Global Player, der ein Industrie-Imperium schuf und Wohlstand brachte. Für die andern ein machtgieriger, ausbeuterischer Kapitalist und skrupelloser Menschenschinder: Max von Duttenhofer (1843-1903), der „Pulver-König von Rottweil“, polarisiert bis heute. 2021 hatte er gar einen großen Auftritt im Haus der Geschichte in Stuttgart, wo er als einer von rund 30 Beispielen zum Thema „Gier“ ins Rampenlicht gerückt wurde.

    Büste Max von Duttenhofers (1843-1903). Foto: al

    Die Schau im Dominikanermuseum spitzt nicht derart zu. Sie zeigt ohne zu werten, dass Duttenhofer sich in einer Liga mit Robert Bosch, Gottfried Daimler, Werner Siemens und Friedrich Krupp bewegte. In vieler Hinsicht kann er als moderne Gründer- und Machergestalt gesehen werden, der die Chancen seiner Zeit genial erkannte. Und entschlossen nutze – ähnlich vielleicht wie heute ein Amazon-Gründer Jeff Bazos oder Mobilitäts-Revolutionär Elon Musk.

    Aus der alten Pulvermühle, bei der sein Vater Wilhelm, ein Apotheker, Teilhaber war, formte er einen Großkonzern, der vielen Arbeit bot. Die Anbindung an die Eisenbahn 1868 wurde durch ihn vorangetrieben. Den größten Aufschwung brachte dem Betrieb der Deutsch-Französische Krieg 1870/71. Und Duttenhofer expandierte weiter: Eine Filiale in Hamburg sowie Werke in England, Russland und Serbien ließen das Unternehmen weiter wachsen. Bis 1884 entwickelte er das für militärische Zwecke geeignete rauchschwache Rottweiler Chemische Pulver (RCP). 1890 wuchs das Imperium weiter durch Zusammenschluss mit den Rheinisch-Westfälischen Pulverfabriken.

    Duttenhofers Erfolg hatte freilich Schattenseiten: Er profitierte vom Rüstungswettlauf des Hochimperialismus und Kriegen. So wurde ein großer Teil des deutschen Infanterie-Schießpulvers im Ersten Weltkrieg wurde in seinen Anlagen produziert.

    Pulverdosen der „Pulverfabrik Rottweil-Hamburg“ – derzeit ausgestellt im Dominikanermuseum. Foto: al

    Für Rottweil und die Region waren der stete Beschleunigungs- und Modernisierungsdruck ein fortwährender Stresstest. Gegenüber der Stadt trat der schon als Steuerzahler dominante Duttenhofer geradezu gebieterisch auf. Nicht zuletzt als Arbeitgeber war Duttenhofer, der 1903 unter mysteriösen Umständen starb, knallhart: Er ließ seine Leute in Zwölfstunden-Schichten malochen, wobei viele Menschen Opfer schwerer Explosionen oder Verätzungen wurden. Allenfalls die caritative Ader der Ehefrau milderte die Schur.

    Auch wenn Duttenhofer die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts prägte: Industrialisierung in Rottweil ging nicht nur von ihm aus. Bereits in den 1820er-Jahren wurde aufgrund des erhöhten Salzbedarfs für Württemberg und der Hoffnung auf Exportmöglichkeiten in mehreren Orten am oberen Neckar nach Salz gebohrt.

    Am 24. April 1824 war die erste Tiefenbohrung bei Rottenmünster erfolgreich, weitere folgten an der Prim. Unter Leitung des Geologen Friedrich von Alberti erreichte die Rottweiler Saline „Wilhelmshall“ 1837 mit der Förderung von 9.442 Tonnen Salz den Höchststand der Produktion. Zeitweise waren bis zu 70 Arbeiter beschäftigt. Hinzu kamen bis zu 600 Handwerker, Fuhrleute, Holzhauer, Torfstecher und Tagelöhner, die ebenfalls für die Saline tätig waren. Sie produzierten bis 1969 Siedesalz und verschiedene Nebenprodukte.

    Saline Wilhelmshall zwischen 1920 und 1960. Foto: Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 228 a I Nr. 480.

    Heute zeugen von diesem Kapitel regionaler Industriegeschichte das Salinenmuseum im Unteren Bohrhaus, das Industriegebiet „Saline“ sowie ein Torfmagazin auf dem Areal der Kunststiftung Erich Hauser. Eine neue Bohrung von 1986 versorgt mittlerweile das Sole- und Freizeitbad „Aquasol“ mit Sole – ein Rohstoff der frühen Industrialisierung, der nun in der Freizeit- und Konsumgesellschaft neue Verwendung findet.

    Info: Die Ausstellung endet am 20. Februar. Infos sowie die aktuellen Corona-Vorgaben sind zu finden unter: dominikanermuseum.de

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    Stefan Weidle
    Stefan Weidle
    2 Jahre her

    Mich würde brennend interessieren, ob die Gerüchte um seine mysteriösen Todesumstände wahr sind und es sich dabei tatsächlich um eine besonders innige Liebschaft zu einer preußischen Offiziersgattin gehandelt hat, für die der gehörnte und darob erboste Gatte, in flagranti Satisfaktion verlangte und sie auch bekam, indem er den Nebenbuhler füsilierte?

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    Letzte Chance: Noch dieses Wochenende ist die sehenswerte Ausstellung zum 1250-Jahr-Jubiläum der Erstnennung Rottweils im Dominikanermuseum geöffnet. Teil des Themenspektrums auch die mit der schillernden Gründer-Figur Max von Duttenhofer verbundene Industrialisierung. Lesen Sie dazu Teil acht der Serie, mit der die NRWZ die Jubiläumsschau begleitet.

    Für die einen war er ein moderner Visionär und Global Player, der ein Industrie-Imperium schuf und Wohlstand brachte. Für die andern ein machtgieriger, ausbeuterischer Kapitalist und skrupelloser Menschenschinder: Max von Duttenhofer (1843-1903), der „Pulver-König von Rottweil“, polarisiert bis heute. 2021 hatte er gar einen großen Auftritt im Haus der Geschichte in Stuttgart, wo er als einer von rund 30 Beispielen zum Thema „Gier“ ins Rampenlicht gerückt wurde.

    Büste Max von Duttenhofers (1843-1903). Foto: al

    Die Schau im Dominikanermuseum spitzt nicht derart zu. Sie zeigt ohne zu werten, dass Duttenhofer sich in einer Liga mit Robert Bosch, Gottfried Daimler, Werner Siemens und Friedrich Krupp bewegte. In vieler Hinsicht kann er als moderne Gründer- und Machergestalt gesehen werden, der die Chancen seiner Zeit genial erkannte. Und entschlossen nutze – ähnlich vielleicht wie heute ein Amazon-Gründer Jeff Bazos oder Mobilitäts-Revolutionär Elon Musk.

    Aus der alten Pulvermühle, bei der sein Vater Wilhelm, ein Apotheker, Teilhaber war, formte er einen Großkonzern, der vielen Arbeit bot. Die Anbindung an die Eisenbahn 1868 wurde durch ihn vorangetrieben. Den größten Aufschwung brachte dem Betrieb der Deutsch-Französische Krieg 1870/71. Und Duttenhofer expandierte weiter: Eine Filiale in Hamburg sowie Werke in England, Russland und Serbien ließen das Unternehmen weiter wachsen. Bis 1884 entwickelte er das für militärische Zwecke geeignete rauchschwache Rottweiler Chemische Pulver (RCP). 1890 wuchs das Imperium weiter durch Zusammenschluss mit den Rheinisch-Westfälischen Pulverfabriken.

    Duttenhofers Erfolg hatte freilich Schattenseiten: Er profitierte vom Rüstungswettlauf des Hochimperialismus und Kriegen. So wurde ein großer Teil des deutschen Infanterie-Schießpulvers im Ersten Weltkrieg wurde in seinen Anlagen produziert.

    Pulverdosen der „Pulverfabrik Rottweil-Hamburg“ – derzeit ausgestellt im Dominikanermuseum. Foto: al

    Für Rottweil und die Region waren der stete Beschleunigungs- und Modernisierungsdruck ein fortwährender Stresstest. Gegenüber der Stadt trat der schon als Steuerzahler dominante Duttenhofer geradezu gebieterisch auf. Nicht zuletzt als Arbeitgeber war Duttenhofer, der 1903 unter mysteriösen Umständen starb, knallhart: Er ließ seine Leute in Zwölfstunden-Schichten malochen, wobei viele Menschen Opfer schwerer Explosionen oder Verätzungen wurden. Allenfalls die caritative Ader der Ehefrau milderte die Schur.

    Auch wenn Duttenhofer die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts prägte: Industrialisierung in Rottweil ging nicht nur von ihm aus. Bereits in den 1820er-Jahren wurde aufgrund des erhöhten Salzbedarfs für Württemberg und der Hoffnung auf Exportmöglichkeiten in mehreren Orten am oberen Neckar nach Salz gebohrt.

    Am 24. April 1824 war die erste Tiefenbohrung bei Rottenmünster erfolgreich, weitere folgten an der Prim. Unter Leitung des Geologen Friedrich von Alberti erreichte die Rottweiler Saline „Wilhelmshall“ 1837 mit der Förderung von 9.442 Tonnen Salz den Höchststand der Produktion. Zeitweise waren bis zu 70 Arbeiter beschäftigt. Hinzu kamen bis zu 600 Handwerker, Fuhrleute, Holzhauer, Torfstecher und Tagelöhner, die ebenfalls für die Saline tätig waren. Sie produzierten bis 1969 Siedesalz und verschiedene Nebenprodukte.

    Saline Wilhelmshall zwischen 1920 und 1960. Foto: Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 228 a I Nr. 480.

    Heute zeugen von diesem Kapitel regionaler Industriegeschichte das Salinenmuseum im Unteren Bohrhaus, das Industriegebiet „Saline“ sowie ein Torfmagazin auf dem Areal der Kunststiftung Erich Hauser. Eine neue Bohrung von 1986 versorgt mittlerweile das Sole- und Freizeitbad „Aquasol“ mit Sole – ein Rohstoff der frühen Industrialisierung, der nun in der Freizeit- und Konsumgesellschaft neue Verwendung findet.

    Info: Die Ausstellung endet am 20. Februar. Infos sowie die aktuellen Corona-Vorgaben sind zu finden unter: dominikanermuseum.de

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