Das Rottweiler Zimmertheater legt den Turbo-Gang ein und organisiert bis Mai einen üppigen Strauß von Veranstaltungen – so diesen Freitag und Samstag ein „Minifestival for Peace Acoustic Nights“.
Wochenlang war das Team um Peter Staatsmann und Bettina Schültke von Corona-Fällen gebeutelt und musste Aufführungen absagen. Nun ist man mit Schwung wieder aktiv. Den Neustart markierte vorigen Freitag die Aufführung des Dokumentarfilms „Rottweil im Zeichen des Nationalsozialismus“ mit Diskussion.
Der Abend eröffnete zugleich eine Reihe „Gegen das Vergessen!“. Unter diesem Banner sollen Themen von Gegenwart und Vergangenheit in aktuellem Licht befragt werden. „Es geht uns unter anderem darum, Verschwörungstheorien und Geschichtsmythen aufzugreifen, die im Kontext des Ukraine-Krieg verstärkt hochkochen“, erläuterte im Gespräch mit der NRWZ die Co-Intendantin Bettina Schültke.
Dabei kooperiert das Zimmertheater mit weiteren Theatern der Region sowie dem Bluesbüro Rottweil, dem Freundeskreis Asyl, der VHS Rottweil, der Edith-Stein-Schule und den Frauen für Belarus. „Trotz aller Katastrophen und Lähmungen ist es uns wichtig gemeinsam mit anderen Kultureinrichtungen Stellung zu beziehen und Veranstaltungen anzubieten, bei denen wir ins Gespräch kommen können“, erklärte Bettina Schültke.
Früchte trägt die Zusammenarbeit auch diesen Freitag und Samstag. Renate und Jochen Braun vom Bluesbüro haben Freunde und Kollegen nach Rottweil in die Alte Stallhalle eingeladen. Den Freitagabend eröffnen um 20 Uhr Aaron Mayer (Rottweil) und Tim Reimus (Karlsruhe) mit ihrem Duo „Convective“. Es folgt der aus Epfendorf stammende Till Wieland. Den zweiten Teil bestreitet der aus Frauenfeld stammende Alex Good. Der Samstag steht ab 20 Uhr im Zeichen des Schweizer Künstlers Pink Pedrazzi, der mit Mike Bischof konzertiert. Mit Blick auf die jüngsten Ereignisse wir das Mini-Festival vom Freundeskreis Asyl Rottweil e.V. mitveranstaltet. Ein Teil der Einnahmen geht als Spende an den Verein.
Am 9. April ist um 20 Uhr die deutsch-französische Lecture-Performance „Sanary“ in der Alten Stallhalle zu Gast. Thema ist das Exil ab 1933 in Südfrankreich. Ein spezielles Angebot für Kinder steht dann am 10. April um 16 Uhr auf dem Programm: Unter dem Titel „Mit Pfeil und Bogen -im gefährlichen Dickicht des Urwaldes“ ist in der Alten Stallhalle ein Kinderkonzert nach dem brasilianischen Märchen „Wie die Nacht auf die Erde kam“ zu erleben: Brasilianische Instrumente, Stimme, Sprache und Akkordeon sollen direkt in das Dickicht des Dschungels und dessen Klangintensität führen.
Das renommierte Theater Lindenhof (Melchingen) gibt am 23. April um 20 Uhr ein Gastspiel – und zwar wieder in den Räumen des Zimmertheaters am Friedrichsplatz. Gezeigt wird das Stück „Chaim & Adolf“ von Stefan Vögel, das einen Israeli mit deutschen Wurzeln beim Schachspiel mit dem Bauern Adolf zusammenbringt – ein witziges, spannungsreiches und versöhnliches Stück, das beim Publikum bereits großen Erfolg hatte.
Wieder auf das eigene Repertoire greift das Zimmertheater dann am 6. Mai zurück: Um 20 Uhr ist die Produktion „Das kunstseidene Mädchen“ von Irmgard Keun mit Nora Kühnlein zu sehen. Am 13. Mai folgt mit „Atmen“ von Duncan Macmillan dann eine weitere Eigenproduktion.
Dann rückt allmählich auch das Sommerstück ins Sichtfeld: Ab 1. Juli soll wieder im Bockshof gespielt werden, wie der NRWZ erfuhr, aller Voraussicht nach eine Adaption des Musicals „Kiss Me, Kate“ von Cole Porter nach dem Buch von Samuel und Bella Spewack.
Info: Karten zum Preis von 18 Euro für die Acoustic Nights-Abende am 1. und 2. April, jeweils 20 Uhr, gibt es nur über das Zimmertheater unter der Telefonnummer 0741-8990 oder der E-Mail: info@zimmertheater-rottweil.de.