Am Dienstag bot sich 16 Mitgliedern der SPD, CDU, FDP und Grünen die Möglichkeit, die Israelitische Kultusgemeinde in Rottweil zu besuchen. Wobei sich auch die Bundestagsabgeordnete Maria-Lena Weiss von der CDU, das Treffen nicht entgehen lassen wollte. Der Bundestagskandidat der SPD, Mirko Witkowski, war bei dem Termin leider verhindert. Die Versicherung, dass die jüdische Gemeinde die Unterstützung aller demokratischen Parteien hat und man sich in diesem Thema parteiübergreifend einig ist, wurde bei dem Treffen nochmals betont.
Rottweil – Begrüßt wurde die Gruppe von der Vorsitzenden Tatjana Malafy, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem Schalom begrüßte. Schalom, erklärte sie, bedeute Frieden, was in der heutigen Zeit mit dem Krieg in der Ukraine und in Israel sehr an Bedeutung gewinne. Anders als in vielen anderen Regionen Deutschlands, fühle sich die jüdische Gemeinde in Rottweil jedoch sicher und es gebe einen sehr guten Kontakt zur Stadtverwaltung und dem Landrat, wodurch sie viel Unterstützung und Hilfe bekommen. Ein Wunsch, den sie jedoch an die Stadtverwaltung haben, sei, dass es vor der Synagoge ein Halteverbot geben sollte. Momentan hielten dort viele Fahrzeuge, was für ihr Sicherheitspersonal immer ein Unsicherheitsfaktor sei.
Abgesehen davon, sei die Gemeinde sehr glücklich über die Lage, wobei ihr Einzugsgebiet nicht nur den Kreis Rottweil, sondern auch den Schwarzwald-Baar Kreis sowie Tuttlingen umfasst und bald 22 Jahre alt wird. Somit zählt die Gemeinde mittlerweile 320 Mitglieder samt vielen Kindern. Bedauerlicherweise führt dies gerade bei orthodoxen jüdischen Familien zu Problemen, da die nächste jüdische Schule in Straßburg sei. Aus diesem Grund müssten viele Eltern weite Strecken zurücklegen, was auch die Ursache war, dass der Rabbi von hier wegzog. Somit würde nun ein Rabbi aus St. Louis zu ihnen kommen, um die Gottesdienste zu leiten. Dabei betrachtet sich die jüdische Gemeinde in Rottweil als offene Gemeinde, so dass Gläubige aller Strömungen des Judentums, seien es Orthodoxe oder Liberale, einen Platz finden, um auf ihre Art zu beten.
Allgemein sei auch der Zusammenhalt zwischen den jüdischen Gemeinden sehr groß. So besaß die Gemeinde zu Beginn keinerlei Thorarolle, welche unter anderem für den Sabbat Gottesdienst benötigt werden. Als die jüdische Gemeinde in Zürich dies erfuhr, entschlossen sie sich kurzfristig, ihnen eine zu leihen. Nun verfüge die Gemeinde bereits über vier Thorarollen, welche den Schatz der Gemeinde darstellen. Dieser Schatz wird vor allem am Feiertag Purim sichtbar, wenn die Gemeinde vor der Synagoge mit den Rollen tanze. Dies sei vor allem ein Zeichen nach außen, dass die jüdische Gemeinde lebendig ist und freudig ihre Feste feiert.
Bedrückender wirkt sich der Krieg in der Ukraine auf die Gemeinde aus. Da die Mehrheit aus der ehemaligen Sowjetunion kommt und viele, wie auch Tatjana Malafy selbst, aus der Ukraine, sind sie vom Krieg sehr betroffen. Nachdem der Krieg begann, war es für sie eine Selbstverständlichkeit, knapp 140 jüdische und nichtjüdische Flüchtlinge aus der Ukraine in ihre Synagoge aufzunehmen. Dabei stand Malafy im engen Kontakt mit der Stadtverwaltung, um die weitere Unterbringung der Geflüchteten zu organisieren, wobei die Gemeinde zu Beginn auch Übersetzer stellte. Doch auch bei anderen Katastrophen wie dem Erdbeben in der Türkei ist es für die Gemeinde eine Selbstverständlichkeit, schnellstmöglich Spenden zur Verfügung zu stellen.