ROTTWEIL. Die Stadtverwaltung Rottweil reagiert auf Kritik von Innenstadtbewohnern und hat mehr Parkraum geschaffen. Nachdem der Gemeinderat das zur Kenntnis genommen hat, dürfen Inhaber eines Bewohnerparkausweises ihre Wagen nun auf mehr Flächen parken als bisher. Vorausgegangen war dem eine Diskussion über Mobilität und Stadtentwicklung hin zu einer autofreien Innenstadt.
Etwa 400 Bewohnerparkausweise hat die Stadt Rottweil aktuell ausgegeben. Und rund 230 entsprechend gekennzeichnete Stellplätze hält sie vor. Ein Verhältnis, das auf 1:2 zusteuert – auf jeden Stellplatz kommen zwei Autos. Das Verhältnis ist in den Vierteln der Stadt zudem noch unterschiedlich ausgeprägt: Den größten Parkdruck gebe es im Johannserort, den die Kapellenkirche als Wahrzeichen überragt, wie die Stadtverwaltung zwischenzeitlich bestätigte. Während dort bald wöchentlich neue Bewohnerparkausweise für mit ihren Pkws ankommende Geflüchtete aus der Ukraine ausgegeben werden – die ihren Erstwohnsitz jetzt vorübergehend im „Spital“ haben – haben die Stadt und „Forum Kunst“ mit einer „Platzhalter-Aktion“ drei Anwohnerstellplätze umgewidmet. Dort stehen jetzt ein Segelschiff, ein Sandkasten und Bänke. Wir haben berichtet.
Das setzte Kritik. Die Lokalzeitungen berichteten. Und die Stadt reagiert: Sie weitet die Flächen aus, auf denen Anwohner mit ihren Bewohnerparkausweisen kostenlos parken können.
Inhaberinnen und Inhaber eines Parkausweises der fünf Innenstadtquartiere (Sprenger-, Münster-, Lorenz- und Johannserort sowie das Waldtorviertel „Zizenhausen“) können „ab sofort und ohne weitere Gebühren“ (O-Ton Stadtverwaltung) folgende Parkplätze nutzen:
- Parkplatz am Nägelesgraben,
- „bei Norma“ am Nägelesgraben,
- am Stadtgraben,
- „hinter dem Kapuziner“ und
- die Schotterfläche Obere Bahnhofstraße.
Überdies bleibt aber die Quartiersbindung beim Parken im Bereich der fünf Quartiere bestehen. Das schrieb die Stadtverwaltung Ende November an die Inhaberinnen und Inhaber eines Bewohnerparkausweises, verbunden mit dem Hinweis, dass der für 2023 nun beantragt werden könne. Sie bittet die Anwohner, „nach Möglichkeit“ diese Angebote wahrzunehmen, „Sie tragen dazu bei, unsere Innenstadt vom Parksuchverkehr zu entlasten“, heißt es in dem namentlich adressierten Schreiben.
Auch hat die Stadtverwaltung, hier in Person des zu dem Zeitpunkt noch als Bürgermeister agierenden Dr. Christian Ruf, versprochen, die drei Anwohnerstellplätze im Johannserort, die jetzt für einen Sandkasten & Co weggefallen sind, den Anwohnerinnen und Anwohnern zurückzugeben. Wenigstens bis zum Frühjahr.
Vertreter der Stadtverwaltung sehen diese zusätzlichen Flächen mit mehreren Hundert Stellplätzen für die Anwohner als ein „super Angebot“. Zudem mache es die Parkplatzsuche verlässlicher, etwa für spät von der Schicht heimkommende Menschen, die jetzt auf einen wenigstens einigermaßen wohnortnah gelegenen Stellplatz setzen könnten. Deren Zahl habe man nahezu verdoppelt, und in einem Jahr sollen durch ein Parkdeck auf der Groß’schen Wiese weitere 160 Plätze hinzukommen, hieß es. Während dessen Bauphase wird dieser Parkplatz, von Behördenangestellten und Beamten gerne genutzt, wegfallen. Ausweichfläche: am Aquasol.
2024 soll dann ein Parkleitsystem kommen, das helfen soll, die im jeweiligen Moment freien Stellplätze rasch zu finden.
„Die Parkplatzsuche ist für die Innenstadtbewohnerinnen und -bewohner Rottweils oft schwer und zeitintensiv. Die Problemstellung ist bekannt und wurde im Zuge des Mobilitätskonzepts beziehungsweise der folgenden Parktarifkonzeption bereits mehrfach im Umwelt, Bau- und Verkehrsausschuss und im Gemeinderat beraten“, erläuterte Horst Bisinger, Mobilitätsbeauftragter der Stadt Rottweil, bereits im Juli.
Die aktuelle Maßnahme soll laut Stadtverwaltung künftig die Parkplatzsuche erleichtern und werde mit der Möglichkeit, auf die zusätzlichen Parkflächen am Rande der Innenstadt auszuweichen, den Parksuchverkehr verringern. Dies soll sich positiv auf die notwendige Verringerung des Verkehrsaufkommens im historischen Innenstadtbereich auswirken.
Eine Frage die sich auftut, Jetzt hat die Stadt mit der Unterbringung von Flüchtlingen im Spital den Parkdruck im Johannserviertel erhöht. Hätte man nicht sagen können, gut kostenloses Parken auf dem Kriegsdamm. Oder ist das nicht zumutbar? Ebenfalls stehen manche ukr. Fahrzeuge seit der Ankunft komplett statisch auf einem Parkplatz. Siehe dazu den Nissan in der Olgastr. Dies ist aber so nicht erlaubt. Das Ordnungsamt aber fährt vorbei und agiert nicht. Warum?
Meine Erfahrung als Bewohner der Innenstadt (Zizenhausen) ist: es würde den Druck schon wesentlich erleichtern, wenn die Stadt (bei der Vergabe der Parkausweise) und das Ordnungsamt (bei der Überwachung des ruhenden Verkehrs) sich an die gegebenen Regeln halten bzw diese auch so durchsetzen würden:
Diese Punkte tragen alle dazu bei, das Autos auf Anwohnerstellflächen abgestellt werden, die dort eigentlich nicht stehen dürften.
Neue Parkflächen gut und schön, aber es ist schlicht unrealistisch, dass ich mein Auto so abstellen will, das ich als Berufspendler morgens um 6 auf dem Weg zur Arbeit erst eine viertel Stunde Fußweg einplanen muss, während in meinem Anwohner-Parkbereich unberechtig Autos geparkt sind – aber oft beliebt mir eben nichts anderes übrig, und diese Situation ist aus meiner Sicht nicht mehr nachvollziehbar.