Die Stadt Rottweil plant im Zuge der Landesgartenschau die „Anlage zweier Weinberge“ auf 4000 Quadratmeter Gelände am Höllenstein und am Schwarzen Felsen. Dazu ging unserer Redaktion ein offener Brief „an den Stadtrat von Rottweil, sowie an weitere involvierte Personen“ zu, den wir im Wortlaut veröffentlichen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie in der Presse berichtet plant die Stadt im Rahmen der Landesgartenschau die Anlage
zweier Weinberge. Einer davon soll in der Nähe der Höllensteinquelle angelegt werden. In den letzten Tagen wurde das Grundstück bereits bis auf einen ca.100 Jahre alten,
außergewöhnlich schönen und eindrucksvollen Walnussbaum abgeholzt.
Jetzt soll dieser Baum auch noch gefällt werden, um dem “Experiment Weinberg” und dessen ungewissen Ausgang die bestmöglichen Startbedingungen zu verschaffen. Das Argument, dass dieser Baum zu viel Schatten auf die Reben werfen würde, ist nicht stichhaltig, da das gesamte Grundstück im Wald liegt, welcher das Gelände beschattet. Das gesamte Gebiet Höllenstein ist Lebensraum u.a. von Kleineulen, Käuzen und
Fledermäusen, die neben Wald auch Streuobstwiesen zum Überleben benötigen. Das
betreffende Grundstück war – bevor es mangels Pflege im Lauf der Jahrzehnte wieder
verwaldete – eine Streuobstwiese. Sie sind eine im Mittelalter entstandene Wirtschaftsform,
die seither prägend für die Region war.
Wäre es nicht sinnvoll, das jetzt abgeholzte Gelände wieder in eine Streuobstwiese
umzuwandeln, in der auch der Walnussbaum seinen Platz behält? Dabei würde gleichzeitig berücksichtigt, dass es in der Umgebung mehrere Vereine gibt, die sich der Pflege und dem Erhalt von Streuobstwiesen verschrieben haben und diesbezüglich sicher gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Wir möchten Sie bitten, unseren Vorschlag zu prüfen und die charmante Idee eines städtischen Weinbergs nur am zweiten Standort umzusetzen, der Besuchern einen
schöneren Blick auf die Stadt zu bieten hat als den Blick auf die Kläranlage.
Annett Kuhr, Ute Laudenbach, Claudia Kienzle, Margret Spreitzer
Ich hatte einen alten Freund, der auch alter Rottweiler war. Von ihm ist mir das althergebrachte Zitat geläufig: „Z‘ Rottweil geits a Wii, könnt suurer it sii“. Ich denke, das sagt alles. Es wäre ein Jammer und unwiederbringlich, wegen eines solchen Resultats (siehe vor) eine gewachsene Flora und Fauna zu vernichten.
Egal ob der Wein im Flur Höllenstein /Bleichhalde oder im Flur Auf Weinreben angebaut wird.
Das EU Weinrecht ist eine Wissenschaft für sich. Welche Rebsorte darf wo angebaut werden, zu welchem Weinabaugebiet gehört Rottweil?
Als Privat-Winzer darf derjenige, der die Rebstöcke pflanzt seinen Wein sicher selber trinken, verkaufen oder gar verschenken ist verboten.
Die Hobby-Winzer sollten sich dringend outen, wir Bürger dürfen von unserer Verwaltung erwarten, dass kein Euro für so einen unausgegorenen Plan ausgegeben wird.
Weinberge sollen doch, wie der Name schon verdeutlicht, Wein hervorbringen. Ob da bei der Rottweiler Höhenlage wohl mehr als nur ein saurer Semsakrebsler-Schüttelfrost-Auslese dabei rauskommt?
Gibt es da schon einen Gemeinderatsbeschluss, dass die Ratsmitglieder dieses Spitzengewächs während zukünftiger Ratssitzungen zwingend konsumieren müssen? Da sauer ja angeblich lustig macht, könnten die Sitzungen dann anstatt bierernst, weinselig belustigend werden.
Vermutlich liegt Rottweil damit dann auch in der nicht ganz amtlich klassifizierten, saukalten Weinbauzone „Minus A“
Weinberge in Rottweil – angelegt von der Stadt anlässlich der Landesgartenschau. Anlegen solcher Sonderkulturen ist eines, die umfangreiche Pflege die andere Seite. Wer wird diese übernehmen? Wer achtet darauf, dass nicht zu viel und falsche Spritzmittel verwendet werden. Für wessen Hobby will da die Stadt sorgen? Eine schön angelegte Streuobswiese, belebt duch die Vögel und Tiere die bei uns vorkommen, Lebensraum durch einen Weinberg garantiert nicht gefördert wird, wäre sinnvoller und angebrachter.
Sie konnten ja im letzten Artikel zum Thema geheimnisvoll raunernd lesen, das es da „schon eine Interessengemeinschaft gäbe, die sich darum kümmere“. Man darf also davon ausgehen, dass noch um Diskretion besorgte Honoratioren, erst abwarten, bis Rat und Verwaltung durch die Niederungen von öffentlicher Diskussion und Fördermittelrichtlinien gewandelt sind, bevor sich diese zur Lobeinheimsung vor diverse Restarbeiten, oder gleich das fertige Gewerk einreihen. Dort werden sie das Kleinod dann in Verantwortung der Stadt zurückübergeben, der schwere Weg der Initiation und Selbstverherrlichung ist ja dann durchschritten, noch schnell ein Ehrenmedaillichen einheimsen und sich dann nur noch darüber ereifern, warum sich Niemand mehr um das Ganze, was Keiner wollte und brauchte, so toll kümmert wie sie.
Wir brauchen dringend einen Stefan-Übersetzer. Oder eine Arbeitsstelle für ihn.