Da kommt sogar der Deutschlandchef des Verkehrstechnik-Spezialisten zum kleinen Pressetermin: Rottweil hat neue Ampeln. LED-Technik, ziemlich intelligent, ganz schön energiesparend und die Verkehrssicherheit erhöhend. Und auch noch Monate früher fertig, als geplant. Für insgesamt knapp eine Viertelmillion Euro. Vielleicht nicht überall schon effizient, aber da soll nachgesteuert werden.
Stefan Seitz, Boss der Swarco Traffic Holding mit Sitz in München, kommt nicht zu jedem Termin angefahren, sagte er der NRWZ. Aber in die Stadt, in der er regelmäßig einkauft, schon. Musste er doch bloß „vom Heiberg oba ra“, von Wehingen aus anfahren. Unabhängig davon: Es war ihm auch ein Bedürfnis, erklärte er. Was er in Rottweil präsentieren konnte, war nach seinen Worten „das Beste, was es auf dem Weltmarkt gibt“. Energiesparend, etwa, die LED-Technik verbraucht 97 Prozent weniger Leistung.
In Rottweil, an der Kreuzung Bahnhof-, Hochbrücktor-, Königstraße bei der „Villa“ war sonst einiges aufgeboten. Seitz hatte seine Bau- und Projektleiter, Patrick Velz und Peter Speiser, dabei. Zudem war da Harald Baro von der Gevas Ingenieursgesellschaft für Verkehrsplanung und -technik. Sowie Bürgermeister Dr. Christian Ruf, Fachbereichsleiter Bernd Pfaff und Sachbearbeiter Stefan Rutert von der Stadt Rottweil. Warum die NRWZ erst die ganzen Namen aufzählt? Diese Herren samt der Arbeiter vor Ort haben das Großprojekt neue Ampeln in Rottweil superzügig umgesetzt. Sind drei Monate früher fertig geworden als geplant. Haben offenbar effizient und erfolgreich zusammen gearbeitet.
Was sie zusammen geschaffen haben, die neuen Ampeln, sind vielleicht noch nicht überall so effizient und erfolgreich, wie man sich das erhofft. Bei der Stadt meldeten sich einige Leute, die hier und da etwas zu bemängeln hätten, berichtete etwa Pfaff. „Aber das ist wie mit einem neuen Auto, da muss man auch noch den Sitz einstellen, das passt nicht ab Werk“, sagte Ruf dazu.
Das war Anlass für das kleine Pressegespräch mit großer Beteiligung am Mittwochmittag: Die Stadt Rottweil hat zusammen mit dem Land und dem Landkreis alle Ampeln in Rottweil erneuert. Neben der Modernisierung der Steuergeräte fand auch ein Austausch der gesamten Signalgebertechnik statt. Für die Umrüstung standen Fördergelder vom Bundesumweltministerium (Projektträger Jülich) in Höhe von 60.038 Euro für energiesparende Technik zur Verfügung.
Beauftragt war die Signalbaufirma Swarco Traffic Systems. Die Arbeiten vor Ort begannen Mitte Mai, bis Ende Juli wurden planmäßig 15 LSA (dabei drei von fünf Fußgängerschutzanlagen) erneuert. Die Bauarbeiten wurden erheblich vor dem ursprünglichen Projektziel im November, abgeschlossen.
Weitgehend erhalten bleiben die Signalmasten, die nur bedarfsweise ersetzt werden, teilt die Stadtverwaltung dazu mit. Durch Mängel in den vorgefundenen baulichen Verhältnissen wurden zusätzliche Masten erneuert, was zu Bauverzögerungen geführt hat. Die Erfassungsschleifen des Kfz-Verkehrs werden nach lokalen verkehrlichen Randbedingungen angepasst, erneuert oder mit Videotechnologie ergänzt.
An verkehrlich wichtigen Stellen wurden während der Umbauzeiten provisorische Baustellenampeln installiert. Teilweise wurden auch lokal begrenzte Umleitungsmaßnahmen vorgesehen, die Behinderungen im Verkehrsablauf während der Bauarbeiten hielten sich in Grenzen.
Die neu geplanten Signalregelungen berücksichtigen aktuelle Richtlinien (RiLSA 2015) und Qualitätsanforderungen etwa für Fußgänger. In diesem Zusammenhang wurden zusätzliche Warnblinker vorgesehen und an wichtigen und höher belasteten Furten, zum Beispiel an der Via L’Aquila neu Verlängerungsoptionen für Fußgänger eingerichtet.
Wesentliches zusätzliches Ziel des Projekts waren die Verbesserungen hinsichtlich der Barrierefreiheit für (seh-) behinderte und ältere Fußgänger. Unter Mitwirkung der Behindertenbeauftragten Ruth Gronmayer wurde festgelegt, dass an allen signalisierten Furten Blindensignale angeordnet werden. Die sogenannten „Zusatzeinrichtungen für Blinde und Sehbehinderte“ bestehen jeweils aus
- einem Orientierungs- oder Mastauffindungssignal (Tongeber),
- einem eigenen Anforderungstaster,
- einem taktilen Freigabesignal (Vibrationsplatte) und
- einem akustischen Freigabesignal (Tongeber).
Nachts werden die Tongeber ausgeschaltet.
In diesem Zusammenhang wurden in Abstimmung des Tiefbauamtes mit der städtischen Verkehrsbehörde und der Polizei an vier Stellen die Querungen über Rechtsabbiegespuren neu signalisiert, damit die eigentlichen Straßenquerungen auch sicher und komfortabel erreicht werden können:
- König-/ Dammstr. (K17)
- Tuttlinger-/ Neufraer Straße/ Saline (K23)
- Feldberg-/ Hausener-/ Heerstr. (K43)
- Schramberger-/ Tannstr. (K62)
Fußgängerüberwege (Zebrastreifen) sind an diesen Stellen nicht mehr erlaubt und wurden bereits zu einem früheren Zeitpunkt entfernt, so dass auf diese Weise keine Möglichkeit mehr besteht, Fußgängern den Vorrang von den abbiegenden Kraftfahrzeugen einzuräumen. Mit der Einrichtung der signalisierten Querungsmöglichkeit wird somit eine Sicherheitsmangel beseitigt beziehungsweise es entsteht ein erheblicher Sicherheitsgewinn.
Die Schaltweisen für die Rechtsabbiegersignalisierung wurden nach lokalen Gesichtspunkten festgelegt: Wo eine eigene, ausreichend lange Rechtsabbiegespur vorhanden ist (K23 Tuttlinger-/ Neufraer Straße/ Saline) wird das Kfz-Signal für die Rechtsabbieger weitgehend unabhängig von der sonstigen Steuerung geschaltet und der Kfz-Strom nur bei Anforderung einer Fußgängerquerung gesperrt. An den anderen Stellen ist baulich lediglich ein kurzer Ausfahrkeil vorhanden. Aus diesem Grund ist die oben genannte Schaltweise nicht möglich, da bei einer Sperrung aufgestellte Rechtsabbieger den Geradeausverkehr blockieren können und neben betrieblichen Störungen auch Gefahrensituationen erzeugen. Deshalb werden hier die Rechtsabbieger zeitgleich mit den Geradeausverkehren freigeschaltet und auch gesperrt. In der Folge erhalten die Fußgänger auch ohne Anforderung eine Freigabezeit. Dies steigert deutlich deren Bedienungskomfort und unterstützt das Ziel, neben der Sicherheit auch die Verkehrsqualität für die schwächeren Verkehrsteilnehmern zu erhöhen.
Ein weiteres Plus an Komfort für Fußgänger: Für die Nachtzeiten wird eine sogenannte „Schlummerschaltung“ vorgesehen, in der die Signale zwar „Dunkel“ zeigen, die Signalanlage aber nicht ausgeschaltet ist und bedarfsweise aktiviert werden kann.
INFO: Die gesamte Maßnahme wird einschließlich Tiefbau- und Markierungsarbeiten voraussichtlich rund 740.000 Euro kosten, von denen rund 500.000 Euro durch die Stadt zu tragen sind. Die weiteren Kosten tragen der Landkreis und das Land Baden-Württemberg.
Frage, ist die Ampel in der Stadgrabenstraße für die Fußgänger weiterhin rot wenn die Autos in der Bahnhofstraße grün haben? Und wenn ja warum?