Nach der Kündigung: Bruderhaus Diakonie reicht Bürgerinitiative Kapuziner die Hand

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Nach der Kündigung des Vertrags zur Nutzung des Rottweiler Kapuziners (die NRWZ berichtete) hat die Bruderhaus Diakonie der Bürgerinitiative die Hand gereicht. Man bietet die weiterhin kostenlose Nutzung der Räumlichkeiten an – und will der Initiative es ermöglichen, auch künftig die Fasnet und „Jazz in Town“ im Sonnensaal auszurichten.

Die Zusammenarbeit ist gekündigt. Es lebe die Zusammenarbeit. Mit Schreiben vom 20. November hatte Henry Rauner, Vorsitzender der Bürgerinitiative Kapuziner, den Vereinsmitgliedern mitgeteilt, dass die Bruderhaus Diakonie die Vereinbarungen mit ihnen gekündigt habe. Fristgerecht, zum Jahresende. Die Vereinbarung besagte laut Rauner, dass alle von der Bürgerinitiative angeschafften Gegenstände – etwa eine Kühlzelle, Einbauten im Kutschenhaus, diverse Ausstattungsgegenstände, die zusammen einen Wert von 100.000 Euro übersteigen – zur kostenlosen Nutzung übergeben wolle. Und als Gegenleistung durfte die Initiative weiter diverse Veranstaltungen wie die Fasnet, „Jazz in Town“, den Tag des Denkmals, eigene Mitgliederversammlung kostenlos abhalten.

Nun hat, wie eine Sprecherin der Einrichtung auf Nachfrage der NRWZ mittlerweile bestätigte, die Bruderhaus Diakonie Vertreter der Bürgerinitiative informiert, dass sie die zum 1. Januar 2015 unterzeichnete Vereinbarung mit der Bürgerinitiative fristgerecht zum Jahresende 2020 kündigen wolle. Das sei „in einem transparenten Gesprächsprozess“ erfolgt. Zugleich habe die Bruderhaus Diakonie den Gemeinderat der Stadt Rottweil über die Kündigung in Kenntnis gesetzt. „In allen Gesprächen mit der Bürgerinitiative hat die Bruderhaus Diakonie angeboten, dass Verantwortliche der Bürgerinitiative Räume des Kapuziners für Vorstandssitzungen weiterhin kostenlos nutzen und Veranstaltungen wie Fasnet, Tag des Denkmals oder Jazz in Town künftig gemeinsam mit personeller Unterstützung der BruderhausDiakonie realisieren können“, heißt es nun gegenüber der NRWZ.

Das steht so ein bisschen im Widerspruch zu dem, was bei Henry Rauner angekommen ist. „Vorstand und Ausschuss haben über die einschneidende Thematik ausführlich beraten, da dies nun bedeutet, dass der Verein Bürgerinitiative Kapuziner keine Heimstatt mehr hat und uns damit der Bezugspunkt Kapuziner abhandengekommen ist. In der Folge werden wir ab 01.01.2021 auch keine Veranstaltungen mehr im Sonnensaal und Kutschenhaus durchführen“, schrieb er an die Vereinsmitglieder.

Er schrieb ihnen auch: „Die Vereinbarung (mit der Bruderhaus Diakonie, Anm. der Red.) sagt auch, dass bei Kündigung des Vertrags die von uns angeschafften Gegenstände zurückzugeben oder abzugelten sind.“ Wie gesagt, Rauner rechnet hier mit einem Wert in sechsstelliger Höhe.

Die Bruderhaus Diakonie gibt sich öffentlich nun weiter gesprächsbereit, man reicht die Hand. So wisse man „um das hohe Engagement der Mitglieder des Vereins zur Rettung des Kapuziners“, erklärt eine Sprecherin gegenüber der NRWZ. So habe „die Bürgerinitiative Kapuziner Rottweil … mit der Wiederherstellung des Kapuzinergebäudes für die Bruderhaus Diakonie eine Grundlage geschaffen, mitten in Rottweil für Menschen mit Unterstützungsbedarf tätig zu sein.“ Daher sei das Mehrgenerationenhaus Kapuziner der Bruderhaus Diakonie in Rottweil eine inklusive Begegnungsstätte für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt und biete Menschen mit Behinderung attraktive Arbeitsplätze, beispielsweise im Bistro oder im Media Office.

Für die in eigenen Augen obdachlos werdende Bürgerinitiative bleibt laut dem Vorsitzenden Rauner die Frage, „ob und gegebenenfalls mit welchem Zweck wir den Verein Kapuziner weiterführen wollen und können.“ Hierzu gebe es derzeit einige Überlegungen im Vorstand und Ausschuss, die noch näher beleuchtet werden müssen, angefangen von neuer Denkmal-Objekt-Suche bis hin zur Liquidation des Vereins. An die Vereinsmitglieder gerichtet schreibt Rauner: „Sollten Sie dazu Anregungen haben, können Sie uns gerne kontaktieren.“

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Peter Arnegger (gg)
Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.