Das alte wäre bei der Feuerwehr Rottweil fast ins Schwabenalter gekommen. 36 Einsatzjahre hat das TLF 24/50 nun auf dem Blechbuckel. Zeit für was Neues. Seit heute, Dienstag, ist der Nachfolger da, von einer Gruppe um Stadtbrandmeister Frank Müller in etwa neunstündiger Fahrt (samt Pausen) aus dem norditalienischen Brescia überführt: das Tanklöschfahrzeug (TLF) 4000.
Freude vor der Feuerwache: Am Dienstagabend traf das neue TLF planmäßig ein. Rund 500 Kilometer haben die Kameraden hinter sich, um das neue Löschfahrzeug nach Rottweil zu bringen. Mit seinen 320 PS und dem Automatikgetriebe aber mutmaßlich keine ganz unkomfortable Reise.
Das wären zwei der Unterschiede zum nun ausgemusterten TLF 24/50 aus dem Jahr 1983 – das „nur“ 220 PS hatte und eine gewöhnliche Gangschaltung. 5500 Liter Wasser führt das neue zum Einsatz mit und damit 500 mehr als der Vorgänger, zudem 500 Liter Sonderlöschmittel (Schaum). Eine etwas höhere Wasserfördermenge und ein leicht höherer Druck machen das neue Fahrzeug im Einsatzfall etwas schlagkräftiger. Wie das alte hat es einen Werfer für Wasser und Schaum auf dem Dach – nun fernbedienbar.
Das neue wird zudem „ein Fahrzeug, in dem man sich anschnallen kann“, so der Rottweiler Feuerwehrsprecher Rüdiger Mack. Das gab es vor knapp 40 Jahren noch nicht.
Weiterhin gilt die Zusatzausstattung des neuen TLFs möglichen Wald- und Flächenbränden – mit einem Waldbrandrucksack, einer Motorkettensäge und Feuerpatschen, wie sie zuletzt wohl bei einem ausgreifenden Funkenfeuer am Dissenhorn in Göllsdorf eingesetzt worden sind.
Außerdem führt das Fahrzeug einen elektrisch betriebenen Großlüfter, einen benzinbetriebenen Stromerzeuger und einen Systemtrenner für Trinkwasserschutz mit – wegen des großen Wassertanks neben der Brandbekämpfung ist das ein weiterer Einsatzfall: der Bevölkerungsschutz mit der Versorgung mit Trinkwasser.
TLFs sind die Fahrzeuge, die im Einsatzfall eine erste Brandbekämpfung ohne eine externe Löschwasserversorgung über Hydranten oder eine offene Löschwasserentnahmestelle ermöglichen. Sie bringen das Löschmittel – Wasser und Schaum – mit, der Löscheinsatz kann beginnen, während die Wasserversorgung erst noch aufgebaut wird. So sind diese Fahrzeuge vornehmlich für die Brandbekämpfung und die Menschenrettung vorgesehen und ausgerüstet.
Steht die Wasserversorgung, können die TLFs externes Löschwasser fördern – direkt an die Brandstelle oder zu einem weiteren Löschfahrzeug. Auch etwa für den Pendelverkehr eignen sie sich – da sie große Mengen an Wasser aufnehmen und an eine Einsatzstelle bringen können, die fernab jeder Wasserversorgung liegt. Bei der Feuerwehr Rottweil war dies zuletzt etwa bei einem Einsatz auf einem Pferdehof bei Hausen der Fall.
Der Vorgänger des nun in Dienst gestellten Löschfahrzeugs wurde von der Lokalpresse vor knapp 40 Jahren für seinen „großen Bauch und seine starke Kanone“ gefeiert. Attribute, die auch den Nachfolger auszeichnen. Während das alte TLF noch 300.000 D-Mark kostete, waren es nun rund 380.000 Euro.
Der ehemalige Stadtbrandmeister Rainer Müller erinnert sich noch gut an den Liefertag 1984. Er war damals Gruppenführer. Und wartete am Dienstag mit aktuell Aktiven vor dem Gerätehaus, mindestens so aufgeregt wie damals. Seine Frau habe er angewiesen, ihm nichts zu essen zuzubereiten an diesem Dienstag. Er werde keinen Hunger mehr haben, nachdem er den neuen, dicken Brummer gesehen habe. Zur NRWZ sagte er: „Ich bin aufgeregt wie bei der Jugendfeuerwehr.“ Vom Fahrzeug selbst zeigte er sich begeistert.
In Dienst gestellt wird das neue TLF erst in ein paar Wochen. Zunächst müssten die Einsatzkräfte daran geschult werden, so Stadtbrandmeister Frank Müller.
Das neue TLF 4000 basiert auf einem MAN-Fahrgestell und wurde von der BAI Sonderfahrzeuge GmbH mit Sitz in Pforzheim und Produktion in Brescia ausgestattet. „Wir bedanken uns für das Vertrauen sowie die gute Zusammenarbeit und wünschen den Kameraden/innen der Feuerwehr Rottweil allzeit gute Fahrt mit ihrem neuen BAIWAY TLF4000!“, schrieb der Hersteller auf seiner Facebook-Seite: