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    Montags, halb elf in Rottweil, oder: Von einem Familienvater, der kein Eis, aber viele Antworten bekam

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    Den Anfang dieser Geschichte macht ein Familienvater. Er schildert sein Erlebnis mit seinen beiden kleinen Kindern. Dass sie gestrandet seien, kein Eis, nichts zu trinken bekommen hätten, montags, halb elf in Rottweil. Unsere Veröffentlichung dessen auf der NRWZ Facebook-Seite sorgte für eine angeregte Diskussion und eine große Beteiligung. Manch eine Leserin, manch ein Leser nimmt sich die Zeit, in Ruhe zu antworten. Wir haben zudem die Stadtverwaltung und den Chef des Einzelhandelsverbands gebeten, sich zum Thema zu äußern. Und ein Gastronom hat sich gemeldet. Er spricht davon, dass „viele von uns Dienstleistern körperlich und psychisch am Ende sind“. Geschlossene Cafés, aber auch nur eine Anpassung der Öffnungszeiten seien logische Konsequenzen.

    „Was bietet Rottweil noch?“

    Beginnen wir mit dem Auslöser dieser Diskussion, jenem Familienvater. Er schreibt wörtlich:

    Montag 10:30 Uhr man läuft von einer Gemeinde aus in die Große Kreisstadt Rottweil mit seinen beiden Kindern 5 und 8 Jahre und möchte ein Eis essen oder etwas trinken. Leider nicht möglich, da die einzigen zwei Eiscafés geschlossen haben und die restlichen Gastronomen wie Cappuccino, Rudis, Pauls, Lehre, Schädle usw. es auch für überflüssig halten in der Urlaubszeit geöffnet zu haben…. Was bietet diese Stadt überhaupt noch außer etliche leer stehenden Geschäfte und überteuert eingekaufte Sitzgelegenheiten? Und dies als älteste Stadt Baden-Württembergs…. Hauptsache, die Kindergartengebühren erhöhen… Einfach nur traurig und enttäuschend! 

    Leserzuschrift an die NRWZ

    Wir geben diese Zuschrift 1:1 auf unserer Facebook-Seite wieder. Was folgt, ist – ganz untypisch für dieses Medium – eine angeregte Diskussion. Es melden sich Menschen, die sich an alte, bessere Zeiten zu erinnern glauben, andere, die Tipps geben, wo dem Familienvater samt seiner Kinder an jenem Montagmorgen Eis & Co. gewinkt hätten. Es kommen die sicher gut gemeinten Ratschläge, dass man doch auch kleinere Ausflüge planen, oder dass man später hätte losgehen können. Es folgen, unvermeidlich, auch die Feststellungen, Rottweil sei ohnehin tot.

    „Recht auf einen freien Tag“

    Eine Leserin spricht dabei aber offenbar vielen aus dem Herzen, sie macht sich die Mühe, die Sachlage aus Sicht einer Einzelhändlerin zu erklären, die sie ist. Es handelt sich um Sabine Horn vom „Schweizer Lädele“. Sie schreibt:

    Punkt 1: Die Gastronomen und die Stadt gehören nicht in einen Topf. Punkt 2: Die Gastronomen haben mit der Kindergartengebühr nichts zu schaffen. Punkt 3: Jeder, der am Wochenende gearbeitet hat, um uns, die wir freihatten, zu bespaßen, hat das Recht auf einen freien Tag! Nur weil jetzt die erste Ferienwoche ist, ändert sich nichts am momentan sehr knappen Personal. Jeder muss schauen, wie er durch die Woche kommt. Zugegeben, dass am Montag alle zumachen, ist ungeschickt, aber es ist nicht Sache der Stadt. Und ich weiß auch nicht, ob Pauls, Rudis, Lehre und Cappuccino die perfekten Kinder Gastronomen sind 🤔.

    Sabine Horn auf der Facebook-Seite der NRWZ

    Das trifft. Auf Facebook spiegelt sich das in einer hohen Zahl sogenannter Likes wider.

    „Körperlich und psychisch am Ende“

    Manche von Horns Argumenten sprechen einem Rottweiler Gastronom offenbar aus dem Herzen. Er kontaktiert die NRWZ, will eines Tages mal in Ruhe über all die Probleme sprechen, die ihn in seinem Job umtreiben. Dann gerne unter seinem vollen Namen. Jetzt sei er aber in Eile, wolle er nur ein paar Gedanken schildern. Ungeordnet. Das Thema sei nämlich in ein paar Worten nicht erklärt, schreibt der Gastronom.

    Und weiter: „Die derzeitige Situation allgemein trifft uns wirklich hart. Schaut euch mal um, wie viele ihre Betriebe schließen. Die wollen sich dem Druck und Stress nicht mehr hingeben.“ Personal zu bekommen, sei ein großes Problem, aber bei Weitem nicht das Einzige. „Das ist kein Jammern auf hohem Niveau, sondern ein wirkliches Problem“, sagt der Wirt weiter. Und ergänzt mit einer Kernthese: „Es muss bei den Mitmenschen bezüglich Gastronomie, Dienstleistung, gesellschaftlichem Zusammenleben und so weiter ein Umdenken stattfinden“. Zu viele meinten nämlich, es gehe alles so weiter, wie gewohnt. „Geht es aber leider nicht, da viele von uns Dienstleistern körperlich und psychisch am Ende sind.“ Das Anpassen der Öffnungszeiten sei nur ein logischer Schluss daraus. 

    „Noch hat nicht alles zu“

    Ein anonymer Blogger mit stadtbekanntem Blog nimmt sich ebenfalls des Themas an. Er schreibt:

    Was haben Eiscafés und Kindergartengebühren miteinander zu tun? Aber Venezia und Pinocchio haben beide Personalprobleme. Und trotzdem macht das Venezia jeden Tag um 11 Uhr auf und das Pinocchio jeden Tag um 10 Uhr außer Montag. Bei allen anderen genannten Lokalen sollte man mal auf die Öffnungszeiten gucken, wenn man lesen kann. (Es folgen einige Hinweise auf Lokale, Bäckereien & Co., die montags morgens geöffnet haben. Und die Feststellung:) Ja, die Gastronomie hat in Rottweil wie überall Probleme, speziell noch durch die verrückten staatlichen Zwangsschließungen bei Corona, aber noch hat auch montagmorgens nicht alles zu.

    rottweil.wordpress.de

    „Arbeitskräftemangel an allen Fronten“ – wie der Chef des Einzelhandelsverbands das Thema sieht

    Wir haben den Erlebnisbericht des Familienvaters auch dem Chef des örtlichen Einzelhandelsverbands vorgelegt. Haben Detlev Maier, Vorsitzender des GHV, um eine Stellungnahme gebeten. Er schreibt, der Hintergrund sei „Arbeitskräftemangel an allen Fronten, würde ich mal sagen“. Und weiter:

    Es werden uns jedes Jahr aufs neue 400.000 Arbeitskräfte fehlen, dies führt nicht nur zu fehlenden Lieferketten in der Industrie, sondern eben auch in der Logistik, bis hin zur Dienstleistung. Von gastronomischen Betrieben bis zum Einzelhandel einen Sieben-Tage-Service von 8 Uhr morgens bis 22 Uhr abends zu erwarten, wird in der Zukunft nicht mehr machbar sein. Eine gewisse Attraktivität für die Arbeitnehmer in diesen Dienstleistungsbereichen, ist für die Arbeitgeber nur durch verkürzte Öffnungszeiten zu erreichen, und dies muss jeder Arbeitgeber anhand seiner Mitarbeiter individuell entscheiden. In Zeiten von Homeoffice und Work-Life-Balance wird dieser 24/7-Service für die Dienstleistungsunternehmen immer schwerer auszufüllen.

    Rottweil hat in diesem Punkt aber sicherlich kein Alleinstellungsmerkmal, diese strukturelle Krise gibt es europaweit. Wo sind denn diese ganzen Arbeitskräfte hin? Meine Antwort: Die wurden nie geboren! Demografisch wissen wir das seit 20 Jahren schon. Integration und passende Einwanderungsgesetze könnten helfen.

    Detlev Maier, Vorsitzender Gewerbe- und Handelsverein Rottweil

    Der GHV-Chef erwähnt auch, dass die Wirtschaftsförderung der Stadt gerade über einen Fragebogen zu klären versuche, wie das Angebot in Rottweil verbessert werden könne, etwa bei den Öffnungszeiten. Dass diese uneinheitlich sind, dass es hier auch eine gewisse „Mir doch egal“-Haltung den Kunden gegenüber gebe, hat ein Leser schon auf Facebook herausgearbeitet. Maiers Rat an den Familienvater: „Ich persönlich erkundige mich im Vorfeld schon, welche Gaststätte geöffnet hat.“

    „Rottweil ist keine Studentenstadt“ – Was die Stadtverwaltung für eine attraktive Innenstadt tut

    In seinem Unmut hat sich der Familienvater, wir erinnern uns, nicht nur darüber beschwert, dass er nirgends Eis oder Getränke bekommen habe. Sondern auch darüber, dass dies in einer Stadt geschehe, die teure Möblierung anschaffe und in der über eine Erhöhung der Kindergartengebühren diskutiert werde. Wir haben daher die so angegriffene Stadtverwaltung ins Boot geholt. Ihre Stellungnahme: ausführlich.

    Mittel- bis langfristig arbeite die Stadt durch das neue Mobilitätskonzept, die Landesgartenschau 2028 sowie das Sanierungsgebiet „Stadtmitte“ an einem Gesamtpaket an Maßnahmen, „die die Attraktivität der Innenstadt auch für kommende Generationen erhalten werden“, so Tobias Hermann, Sprecher der Stadtverwaltung Rottweil. „Weniger Verkehr, bessere und schönere Plätze in der Stadt und eine intakte Erholungszone im grünen Gürtel rund um die Stadt sind hier das Ziel“, erklärt er.

    Zu bedenken geben möchte er im Namen der Verwaltung auch, dass bundesweit alle Innenstädte einem starken Strukturwandel unterworfen sind. „Die Geschäftswelt ist durch den Online-Handel seit vielen Jahren unter Druck. Handel und insbesondere die Gastronomie leiden zudem unter einem Arbeitskräftemangel, der durch die Coronapandemie zusätzlich verschärft wurde“, fasst Hermann zusammen. Und: „Rottweil ist keine Studentenstadt, die damit über ein natürliches Reservoir an Servicekräften (Studentenjobs) verfügt.“

    Was die Stadtverwaltung aus ihrer Sicht seit vielen Jahren für eine attraktive Innenstadt tut, listet Sprecher Hermann anhand einiger Beispiele auf:

    • Aktionen mit dem Gewerbe- und Handelsverein (GHV) wie aktuell „Sommer in Rottweil“ oder Weihnachtsmarkt,
    • Belebung der Stadt durch eigene kulturelle Aktionen oder von Vereinen, die wir finanziell und/oder organisatorisch unterstützen
    • Museen und Führungen, die den Gästen die Historie der Stadt näher bringen
    • Freies WLAN in der Innenstadt
    • Runder Tisch der Gastronomie mit Fortbildungsangeboten und Appellen, sich bei Öffnungszeiten abzustimmen
    • Gemeinsam mit dem GHV: Aufbau einer eigenen Stelle eines Innenstadtmanagements
    • Finanzielle Förderung von privaten Investitionen durch das Sanierungsgebiet „Stadtmitte“
    • Neu dazu gekommen: Auslobung eines Gründerwettbewerbs für neue und innovative Geschäfte und Dienstleistungen in der Stadt

    „Wir sind froh um die Gastronomen, Einzelhändler und Hotelbetreiber, die wir in unserer Stadt haben und die mit ihrer Arbeit tagtäglich einen wichtigen Beitrag für eine attraktive Innenstadt leisten“, ist es Hermann wichtig, das zu betonen. Mit den oben genannten Maßnahmen versuche die Verwaltung weiterhin, „gute Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, beziehungsweise zu erhalten.“

    Was denken Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zum Thema? Führen Sie die begonnene Diskussion auf Facebook fort:

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    Den Anfang dieser Geschichte macht ein Familienvater. Er schildert sein Erlebnis mit seinen beiden kleinen Kindern. Dass sie gestrandet seien, kein Eis, nichts zu trinken bekommen hätten, montags, halb elf in Rottweil. Unsere Veröffentlichung dessen auf der NRWZ Facebook-Seite sorgte für eine angeregte Diskussion und eine große Beteiligung. Manch eine Leserin, manch ein Leser nimmt sich die Zeit, in Ruhe zu antworten. Wir haben zudem die Stadtverwaltung und den Chef des Einzelhandelsverbands gebeten, sich zum Thema zu äußern. Und ein Gastronom hat sich gemeldet. Er spricht davon, dass „viele von uns Dienstleistern körperlich und psychisch am Ende sind“. Geschlossene Cafés, aber auch nur eine Anpassung der Öffnungszeiten seien logische Konsequenzen.

    „Was bietet Rottweil noch?“

    Beginnen wir mit dem Auslöser dieser Diskussion, jenem Familienvater. Er schreibt wörtlich:

    Montag 10:30 Uhr man läuft von einer Gemeinde aus in die Große Kreisstadt Rottweil mit seinen beiden Kindern 5 und 8 Jahre und möchte ein Eis essen oder etwas trinken. Leider nicht möglich, da die einzigen zwei Eiscafés geschlossen haben und die restlichen Gastronomen wie Cappuccino, Rudis, Pauls, Lehre, Schädle usw. es auch für überflüssig halten in der Urlaubszeit geöffnet zu haben…. Was bietet diese Stadt überhaupt noch außer etliche leer stehenden Geschäfte und überteuert eingekaufte Sitzgelegenheiten? Und dies als älteste Stadt Baden-Württembergs…. Hauptsache, die Kindergartengebühren erhöhen… Einfach nur traurig und enttäuschend! 

    Leserzuschrift an die NRWZ

    Wir geben diese Zuschrift 1:1 auf unserer Facebook-Seite wieder. Was folgt, ist – ganz untypisch für dieses Medium – eine angeregte Diskussion. Es melden sich Menschen, die sich an alte, bessere Zeiten zu erinnern glauben, andere, die Tipps geben, wo dem Familienvater samt seiner Kinder an jenem Montagmorgen Eis & Co. gewinkt hätten. Es kommen die sicher gut gemeinten Ratschläge, dass man doch auch kleinere Ausflüge planen, oder dass man später hätte losgehen können. Es folgen, unvermeidlich, auch die Feststellungen, Rottweil sei ohnehin tot.

    „Recht auf einen freien Tag“

    Eine Leserin spricht dabei aber offenbar vielen aus dem Herzen, sie macht sich die Mühe, die Sachlage aus Sicht einer Einzelhändlerin zu erklären, die sie ist. Es handelt sich um Sabine Horn vom „Schweizer Lädele“. Sie schreibt:

    Punkt 1: Die Gastronomen und die Stadt gehören nicht in einen Topf. Punkt 2: Die Gastronomen haben mit der Kindergartengebühr nichts zu schaffen. Punkt 3: Jeder, der am Wochenende gearbeitet hat, um uns, die wir freihatten, zu bespaßen, hat das Recht auf einen freien Tag! Nur weil jetzt die erste Ferienwoche ist, ändert sich nichts am momentan sehr knappen Personal. Jeder muss schauen, wie er durch die Woche kommt. Zugegeben, dass am Montag alle zumachen, ist ungeschickt, aber es ist nicht Sache der Stadt. Und ich weiß auch nicht, ob Pauls, Rudis, Lehre und Cappuccino die perfekten Kinder Gastronomen sind 🤔.

    Sabine Horn auf der Facebook-Seite der NRWZ

    Das trifft. Auf Facebook spiegelt sich das in einer hohen Zahl sogenannter Likes wider.

    „Körperlich und psychisch am Ende“

    Manche von Horns Argumenten sprechen einem Rottweiler Gastronom offenbar aus dem Herzen. Er kontaktiert die NRWZ, will eines Tages mal in Ruhe über all die Probleme sprechen, die ihn in seinem Job umtreiben. Dann gerne unter seinem vollen Namen. Jetzt sei er aber in Eile, wolle er nur ein paar Gedanken schildern. Ungeordnet. Das Thema sei nämlich in ein paar Worten nicht erklärt, schreibt der Gastronom.

    Und weiter: „Die derzeitige Situation allgemein trifft uns wirklich hart. Schaut euch mal um, wie viele ihre Betriebe schließen. Die wollen sich dem Druck und Stress nicht mehr hingeben.“ Personal zu bekommen, sei ein großes Problem, aber bei Weitem nicht das Einzige. „Das ist kein Jammern auf hohem Niveau, sondern ein wirkliches Problem“, sagt der Wirt weiter. Und ergänzt mit einer Kernthese: „Es muss bei den Mitmenschen bezüglich Gastronomie, Dienstleistung, gesellschaftlichem Zusammenleben und so weiter ein Umdenken stattfinden“. Zu viele meinten nämlich, es gehe alles so weiter, wie gewohnt. „Geht es aber leider nicht, da viele von uns Dienstleistern körperlich und psychisch am Ende sind.“ Das Anpassen der Öffnungszeiten sei nur ein logischer Schluss daraus. 

    „Noch hat nicht alles zu“

    Ein anonymer Blogger mit stadtbekanntem Blog nimmt sich ebenfalls des Themas an. Er schreibt:

    Was haben Eiscafés und Kindergartengebühren miteinander zu tun? Aber Venezia und Pinocchio haben beide Personalprobleme. Und trotzdem macht das Venezia jeden Tag um 11 Uhr auf und das Pinocchio jeden Tag um 10 Uhr außer Montag. Bei allen anderen genannten Lokalen sollte man mal auf die Öffnungszeiten gucken, wenn man lesen kann. (Es folgen einige Hinweise auf Lokale, Bäckereien & Co., die montags morgens geöffnet haben. Und die Feststellung:) Ja, die Gastronomie hat in Rottweil wie überall Probleme, speziell noch durch die verrückten staatlichen Zwangsschließungen bei Corona, aber noch hat auch montagmorgens nicht alles zu.

    rottweil.wordpress.de

    „Arbeitskräftemangel an allen Fronten“ – wie der Chef des Einzelhandelsverbands das Thema sieht

    Wir haben den Erlebnisbericht des Familienvaters auch dem Chef des örtlichen Einzelhandelsverbands vorgelegt. Haben Detlev Maier, Vorsitzender des GHV, um eine Stellungnahme gebeten. Er schreibt, der Hintergrund sei „Arbeitskräftemangel an allen Fronten, würde ich mal sagen“. Und weiter:

    Es werden uns jedes Jahr aufs neue 400.000 Arbeitskräfte fehlen, dies führt nicht nur zu fehlenden Lieferketten in der Industrie, sondern eben auch in der Logistik, bis hin zur Dienstleistung. Von gastronomischen Betrieben bis zum Einzelhandel einen Sieben-Tage-Service von 8 Uhr morgens bis 22 Uhr abends zu erwarten, wird in der Zukunft nicht mehr machbar sein. Eine gewisse Attraktivität für die Arbeitnehmer in diesen Dienstleistungsbereichen, ist für die Arbeitgeber nur durch verkürzte Öffnungszeiten zu erreichen, und dies muss jeder Arbeitgeber anhand seiner Mitarbeiter individuell entscheiden. In Zeiten von Homeoffice und Work-Life-Balance wird dieser 24/7-Service für die Dienstleistungsunternehmen immer schwerer auszufüllen.

    Rottweil hat in diesem Punkt aber sicherlich kein Alleinstellungsmerkmal, diese strukturelle Krise gibt es europaweit. Wo sind denn diese ganzen Arbeitskräfte hin? Meine Antwort: Die wurden nie geboren! Demografisch wissen wir das seit 20 Jahren schon. Integration und passende Einwanderungsgesetze könnten helfen.

    Detlev Maier, Vorsitzender Gewerbe- und Handelsverein Rottweil

    Der GHV-Chef erwähnt auch, dass die Wirtschaftsförderung der Stadt gerade über einen Fragebogen zu klären versuche, wie das Angebot in Rottweil verbessert werden könne, etwa bei den Öffnungszeiten. Dass diese uneinheitlich sind, dass es hier auch eine gewisse „Mir doch egal“-Haltung den Kunden gegenüber gebe, hat ein Leser schon auf Facebook herausgearbeitet. Maiers Rat an den Familienvater: „Ich persönlich erkundige mich im Vorfeld schon, welche Gaststätte geöffnet hat.“

    „Rottweil ist keine Studentenstadt“ – Was die Stadtverwaltung für eine attraktive Innenstadt tut

    In seinem Unmut hat sich der Familienvater, wir erinnern uns, nicht nur darüber beschwert, dass er nirgends Eis oder Getränke bekommen habe. Sondern auch darüber, dass dies in einer Stadt geschehe, die teure Möblierung anschaffe und in der über eine Erhöhung der Kindergartengebühren diskutiert werde. Wir haben daher die so angegriffene Stadtverwaltung ins Boot geholt. Ihre Stellungnahme: ausführlich.

    Mittel- bis langfristig arbeite die Stadt durch das neue Mobilitätskonzept, die Landesgartenschau 2028 sowie das Sanierungsgebiet „Stadtmitte“ an einem Gesamtpaket an Maßnahmen, „die die Attraktivität der Innenstadt auch für kommende Generationen erhalten werden“, so Tobias Hermann, Sprecher der Stadtverwaltung Rottweil. „Weniger Verkehr, bessere und schönere Plätze in der Stadt und eine intakte Erholungszone im grünen Gürtel rund um die Stadt sind hier das Ziel“, erklärt er.

    Zu bedenken geben möchte er im Namen der Verwaltung auch, dass bundesweit alle Innenstädte einem starken Strukturwandel unterworfen sind. „Die Geschäftswelt ist durch den Online-Handel seit vielen Jahren unter Druck. Handel und insbesondere die Gastronomie leiden zudem unter einem Arbeitskräftemangel, der durch die Coronapandemie zusätzlich verschärft wurde“, fasst Hermann zusammen. Und: „Rottweil ist keine Studentenstadt, die damit über ein natürliches Reservoir an Servicekräften (Studentenjobs) verfügt.“

    Was die Stadtverwaltung aus ihrer Sicht seit vielen Jahren für eine attraktive Innenstadt tut, listet Sprecher Hermann anhand einiger Beispiele auf:

    • Aktionen mit dem Gewerbe- und Handelsverein (GHV) wie aktuell „Sommer in Rottweil“ oder Weihnachtsmarkt,
    • Belebung der Stadt durch eigene kulturelle Aktionen oder von Vereinen, die wir finanziell und/oder organisatorisch unterstützen
    • Museen und Führungen, die den Gästen die Historie der Stadt näher bringen
    • Freies WLAN in der Innenstadt
    • Runder Tisch der Gastronomie mit Fortbildungsangeboten und Appellen, sich bei Öffnungszeiten abzustimmen
    • Gemeinsam mit dem GHV: Aufbau einer eigenen Stelle eines Innenstadtmanagements
    • Finanzielle Förderung von privaten Investitionen durch das Sanierungsgebiet „Stadtmitte“
    • Neu dazu gekommen: Auslobung eines Gründerwettbewerbs für neue und innovative Geschäfte und Dienstleistungen in der Stadt

    „Wir sind froh um die Gastronomen, Einzelhändler und Hotelbetreiber, die wir in unserer Stadt haben und die mit ihrer Arbeit tagtäglich einen wichtigen Beitrag für eine attraktive Innenstadt leisten“, ist es Hermann wichtig, das zu betonen. Mit den oben genannten Maßnahmen versuche die Verwaltung weiterhin, „gute Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, beziehungsweise zu erhalten.“

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