„Mitanander schwätza hilft“

Grundlage für politische Teilhabe im Alltag wurde weiter ausgebaut

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Einen angenehmen, emotional wohltuenden und sachlich lehrreichen Nachmittag verbrachten am Samstag rund 50 Personen im gemütlichen Saal des Haus St. Antonius in Rottweil. Geladen hatten die Projektgruppe „Gemeinsam lernen“ und die Aktionsgemeinschaft GIEB, gekommen waren Oberbürgermeister Dr. Ruf, Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen im Rottweiler Gemeinderat und Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen.

Rottweil – Sie nutzten die Gelegenheit zum Austausch von Ideen und Vorhaben, wie Barrierefreiheit und Inklusion in der Kreisstadt weiter vorangebracht werden können. Alle lobten dieses Format, denn „mitanander schwätza hilft“, wie es OB Dr. Ruf treffend auf den Punkt brachte. Außergewöhnlich war schon die Eröffnung und Begrüßung, denn Moderator Dietmar Stephan, Direktor des SBBZ Sehen in Heiligenbronn, stellte die teilnehmenden Politiker sowohl in Gebärdensprache als auch per Audiodeskription vor.

Auf diese Weise erfuhren Taube und Hörgeschädigte ebenso wie Blinde und Sehgeschädigte, mit wem sie den Nachmittag verbrachten. Das waren neben dem Oberbürgermeister Ralf Banholzer für die CDU, Felicitas Bott für SPD+FFR, Ingeborg Gekle-Maier für die Grünen, Daniel Karrais, MdL für die FDP und Dr. Peter Schellenberg für die Freie Wählervereinigung. Als Gebärdensprachdolmetscherinnen unterstützen Margot Hahn-Grönke und Sabine Schemel die Kommunikation.

In der ersten Hälfte des Nachmittags beantworteten OB Dr. Ruf und die Gemeinderäte zentrale Fragen nach bisher gelungenen Fortschritten aber auch noch harrenden Aufgaben hinsichtlich der Barrierefreiheit. In der Summe sei schon einiges erreicht worden, aber es bleibe trotzdem noch viel Luft nach oben, so der Oberbürgermeister. Positiv in der Bilanz wurde die inklusive Kita-Gruppe und die generelle Offenheit von Kindertagesstätten für Kinder mit Behinderung angeführt. Diese setze sich an den Schulen fort, wobei dem SBBZ in der Achertschule eine besondere Rolle zukomme. Ein Problem stelle immer wieder der Denkmalschutz dar, der massive Eingriffe in die Bausubstanz nicht erlaube. Auch die gegebene Topografie mache ideale Barrierefreiheit nicht eben einfach.

Aber die Richtung stimme: neue Gebäude werden grundsätzlich barrierefrei geplant und gebaut. Auch hinsichtlich der Mobilität wurde mit geschützten Fußgänger-Überwegen, Akustik-Signalen an Ampelanlagen und barrierefreien Bushaltestellen schon einiges zum Guten verbessert. Die Stadtbücherei, die heute als zeitgemäße Mediathek daherkommt, und die VHS wurden zugänglich und nutzbar für alle umgestaltet. Im Mehrgenerationenhaus Kapuziner, das an die BruderhausDiakonie vermietet ist, wird Inklusion vorbildlich gelebt und erlebbar gemacht. Eine wichtige Rolle für mehr Teilhabe im Stadtleben spiele Behindertenbeauftragte Ruth Gronmayer, deren Kompetenz und Ideenreichtum allgemein gelobt wurde.

Die zweite Frage von Dietmar Stephan richtete sich danach, was jenseits von baulichen Barrieren noch verbessert werden könne. Wichtig dafür seien, so waren sich die politischen Verantwortungsträger einig, niedrigschwellige Begegnungsräume, in denen zwanglose Kontakte gepflegt und eingeübt werden können. Große Hoffnungen und konkrete Pläne bestehen diesbezüglich im Zusammenhang mit der Landesgartenschau. Sie soll nicht nur solche barrierefreien Treffpunkte und Gesellungsorte schaffen, sondern von Anfang an Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen miteinbeziehen. Eine nächste Gelegenheit dazu besteht am 04. Februar, 19 Uhr, bei der Informationsveranstaltung im Sonnensaal des Kapuziner

In der zweiten Hälfte des Nachmittags konnten die aufgeworfenen Fragen bei Kaffee und Kuchen im unmittelbaren zwischenmenschlichen Austausch gemeinsam vertieft werden. Wie produktiv dieses Format ist, zeigte sich nicht nur in einer langen Liste von Themen, die weiter im Bewusstsein und auf der tagespolitischen Agenda stehen bleiben sollen. Diese reichten von besserer Zugänglichkeit und Nutzbarkeit von kulturellen Angeboten über konkrete Verbesserungen im ÖPNV, bezahlbarem Wohnraum und Arbeitsgelegenheit für Menschen mit Beeinträchtigungen bis hin zu mehr zwanglosen Begegnungsmöglichkeiten.

Wie wichtig letztere sind, zeigte sich im Resümee der Politiker, die ausdrückten, dass der Nachmittag sie sensibilisiert für die Belange von Menschen mit Behinderungen habe und sie Dinge erfahren haben, die ihnen sonst im Alltag oft verborgen bleiben. Die Projektgruppe „Gemeinsam lernen“ und die Aktionsgemeinschaft GIEB wollen daher zu gegebener Zeit zum nächsten Gespräch zur politischen Teilhabe für alle einladen. Möglich wurde die Veranstaltung am Samstag auch dank der finanziellen Unterstützung durch die Kreissparkasse.

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